Am Samstag gab's um neun Uhr Frühstück, Cas hatte verschlafen und kam erst gegen zehn. Wir gingen in die Feinplanung von Gix Nähreich. Sie hatte daheim bereits ihren Abstellraum maßstabsgetreu auf ein DIN A 3-Blatt gezeichnet und aus buntem Papier den Nähtisch an Hand der übermittelten Maße ausgeschnitten. Nun waren die Überlegungen, wohin den Nähtisch stellen?
Der Raum ist nur 2,2 m breit und 2,8 m lang, wobei 1 m auf der Anschlagsseite der Tür nicht wirklich nutzbar sind. Abzüglich der Tiefe von je 55 cm für Nähschränkchen und eines gegenüberliegenden Tisches bleiben 1 m Breite Bewegungsfreiheit und ein Stuhl muß auch noch rein. Das wird eng – sehr eng...
Wir waren uns schnell einig, daß der Nähschrank mit seiner ausziehbaren Seite unter das Fenster kommt und an der linken Wand stehen wird, denn so kann der 50 cm-breite Haushaltschrank, der Staubsauger und allerlei Utensilien beherbergt, dort stehen bleiben, wo er jetzt steht. 1,6 m Nähschrank und 0,5 m Haushaltschrank – da paßt locker und dazwischen gegebenenfalls noch ein kleines Rollregal oder ein Ikea-Billy.
Nur mit der Tischbreite des Werkeltisches, da wurden wir uns nicht einig. Popps meinte idealerweise 80 cm, mind. 60 cm. Cas meinte, mal sehen, was es so gibt. Über die Regallösung fachsimpelten wir lange und diskutierten alle erdenklichen Möglichkeiten als Gix plötzlich sagte, „Ich mach' das so, wie Cas und Sporchi in ihrer Garage. Metallschienen an die Wand und Einhängewinkel, auf die Bretter Papp- oder Kunststoffboxen, dann bleibe ich flexibel.“
Nun konnten wir schon einige Dingen von der langen, langen Einkaufliste des bevorstehenden Ikea-Einkaufs streichen, was sehr gut war, denn der Kombi war schon vollgeladen und die anderen verfügbaren, fahrbaren Untersätze haben nicht so viel Stauraum.
Popps stellte die Frage, ob wir nun zum Möbel- und Stoff kaufen ausschwärmen oder uns um eine Nähmaschine kümmern sollten. Alle Augen schauten auf Gix, die anfing in ihrer Handtasche zu wühlen und einen Zettel hervor kramte.
„Also, ich hab' mal eine Wunschliste geschrieben“, begann sie “ Nummer 1 für daheim eine Ideal Super Automatik oder Ideal Topstar 796 Automatik.“ - „Nö, ich verkauf' meine nicht“, antwortete Cas.
Wieso für daheim? - Willst Du mehrere Nähmaschinen kaufen? - Hört, hört, jetzt wird’s ein Maschinenpark! - Ja, ich will eine für daheim und eine Leichte für den Kurs, weil ich keinen Esel mehr hab'. - Och, so ein Eseltierchen können wir nochmals bauen. - … mhm.. oder umbauen..... Gelächter.... also mal weiter, laß hören Gix!
Die Topstar gibt’s in orange – ach, jetzt auch noch Farbwünsche – brrr, da kriegst Du Augenmigräne von! - und die Privileg 5004 in rosa – oh weia, wir suchen eine Nähmaschine nach Farbe aus! - Rosa? Bist Du verrückt? - Wieso? Find' ich schön! - Nähmaschinen kann man auch anmalen – hehe, so wie den Esel in rosa und dann grau – höhöhö..... - So, wird das nichts, jetzt mal Ruhe und zuhören! -
Also noch Mal von vorne: ein Eisentier für daheim, gerne bunt, wenn möglich, weil die von Cas so schön leicht zu bedienen ist, deshalb eben. Alternativ als zweite Möglichkeit die Quasatron - Hihi, der Quasimodo hat Eindruck hinterlassen! - Aber nicht so angegammelt wie die im Wäschekeller! - ..mhm... nur wo finden?? -
oder eine Necchi 559, eine Husqvarna 6270, eine Gritzner 755 oder eine Privileg 318 – Wie kommst Du auf die Modelle? - Hast Du das Netz durchstöbert? - Nö, die sind alle bei uns im Nähkurs und ich hab' sie mir angeguckt. Sie schauen schön einfach aus und die Mädels sind damit zufrieden. - Hast Du sie mal ausprobieren können? - Echt? Eine Quasatron? - Gute Idee, einfach die Mitnäherinnen fragen! - Nö, die Quasatron und die Topstar 796 sind nicht im Kurs. Eine QN 3700 hab' ich mal testen dürfen, die gefällt mir nicht so gut, da ist die Durchreiche so eng – Häha, Durchreiche, merk' ich mir! - . Gut fand' ich die 318, die ist übrigens dunkelblau – aha, da haben wir's wieder, doch nach Farbe gewählt! - und die 5004 ist leicht im Vergleich zur Mrs.-Nerv-Mich-Nicht – da ist alles Neuere im Vergleich leicht zu! - lautes Lachen -
„Fällt Euch was auf?“, fragte Popps - „Ja, wir haben einen Knall und suchen eine bunte, leichte Nähmaschine!“, rief Cas. „Nein, das meine ich nicht. Alle Maschinen, die Gix aufzählt, haben Rädchen zum Einstellen, keine Hebel oder Knöpfe und Tasten zum Drücken. - Du bist ein wandelndes Nähmaschinenlexikon! - Echt? Nur Rädchen? - Und alle Modelle liegen mit ihrem Gebrauchtpreis unter € 100, selbst wenn noch eine Wartung dazu kommt, wird’s nicht mehr als € 150“. - „Ich bin für Nähmaschinen anschauen“, sagte ich schnell, vor allem, weil ich um den Besuch im Chaosschweden herum kommen wollte. „Also, dann, Sporchi, ab ins Netz und suchen!“ - „Wo?“ - „Gebrauchtmarkt, Quoka, Landkreisanzeiger und Co!“
Wir fanden eine Eisenlady in hellgrün, die große Begeisterungsstürme bei Gix auslöste, leider als defekter Ersatzteilträger angeboten wurde. Eine rosa Privileg zum Ersteigern, angeblich kaum gebraucht, sie wurde auf die „mal später gucken“-Liste gesetzt. Quasatron und die gewünschte Gritzner gab's ebenfalls nur über's Online-Auktions-Haus, sie fanden auch den Weg auf die Liste. Dafür fanden wir eine Privileg 663, eine grüne Privileg Voll-Zick-Zack und eine gelbe 930 in der näheren Umgebung. Die beiden Bunten hatten für Gix zu wenig Stichauswahl und so blieben sie unberücksichtigt. Die Pfaff 204 hatte zwar Rädchen, doch leider keinen Freiarm. Die Suche war dieses Mal nicht sehr ergiebig und so traten wir dann doch den Weg zum Kleinzeug gucken an – sehr zu meinem Leidwesen.
Wir fuhren über die Autobahn nach Fürth und der Parkplatz war, wie ich es nicht anders erwartet hatte, voll. Klar, es war schon leicht nach Mittag und da haben die Leute Zeit zum Einkaufen. Ich suchte in der letzten Reihe eine Lücke und prompt kamen Beschwerden, daß wir so weit laufen müssen. Neben uns wollte gerade ein Mann den Plattenwagen zurückschieben, den ich ergriff und meinte“ Los setz' Dich!“ - das war an Cas gerichtet, doch alle Drei machten sich's darauf bequem und pustete nicht schlecht meine lebende Fracht Richtung Eingang zu schieben. Der Mann schaute uns so was von verdutzt an als hätte er noch nie vier einkaufslustige, verrückte, weibliche Wesen gesehen. Den Wagen mußten wir leider, leider am Eingang erst Mal stehen lassen ….
Nun ist es in diesem dämlichen Laden so, daß wir erst mal in den ersten Stock müssen um dann entweder durch die Ausstellung zu laufen oder aber die Treppe auf der anderen Seite runter um zum Kleinzeugs zu kommen. Hoch fährt ein Aufzug, runter gibt’s nur die Treppe. Blöd für Cas, denn das Knie ist noch nicht wirklich belastbar. Unten angekommen, ging das bunte Treiben dann erst richtig los.
Es war voll, für meinen Geschmack überfüllt, doch meine drei Begleiterinnen kamen nun erst so richtig in Kauflaune. Wir nahmen einen Einkaufswagen und einen Plattenwagen. Auf dem Plattenwagen saß Cas, die abwechselnd von uns geschoben wurde. In den Einkaufswagen wanderte alles, was wir einkaufen wollten oder eben einfach so frech dahinein gehüpft ist.
Angefangen von Porzellan über Gläser, Dekoartikeln, Bilderrahmen und Blumen, Blumentöpfen, Teppichen, Bettwäsche, Kissen, Gardinen und Kochutensilien wurde alles bestaunt, unter die Lupe genommen und rumgeblödelt. Etwas ernster wurden wir erst als wir bei der Meterware ankamen.
Die Stoffecke war voll mit wühlenden, weiblichen Wesen, die darauf warteten ihren Stoff abzuschneiden oder interessiert mit ihren Freundinnen Stoffe befühlten. Ich ließ mich auf dem Plattenwagen gegenüber nieder und beobachtete wie sich meine drei Verrückten zu dem Haufen anderer Stoffverrückten gesellten. Ich wurde gerufen, was ich von dem grünen Stoff Stockholm hielte. Ich verdrehte die Augen, denn ich mag zwar grün, doch der gefiel mir nicht. Irgendwie hat mir da so gar kein Stoff wirklich gefallen. Das hielt die Drei nicht ab, richtig viel einzukaufen und schwupp-di-wupp war der Einkaufswagen voll.
Interessant wurde es dann bei den Plastik- und Pappboxen. Hier diskutierten wir über Verwendungs- und Stapelmöglichkeiten, dachten über Füllmenge und Stoffvolumen nach. Zwölf Boxen fanden ihren Weg auf den Plattenwagen. Weiter ging's zur Möbelmitnahme-Halle.
Wir streiften etwas planlos durch die hohen Regalreihen und besprachen die Einsatzmöglichkeiten vom Kallax-Würfel mit und ohne Rollen. 77 cm plus Tischplattendicke fand Popps zu nieder zum Zuschneiden, mit Rollen fand's Gix zu hoch, zumal sie keine Möglichkeit zum Tisch-Rum-Rollen im Abstellraum hat. Ich fand, daß der Würfel ein blödes Maß hat, denn 77 cm plus 55 cm sind 132 cm plus überstehende Tischplatte von 2 cm und je 1 cm Wandleiste sind 135 cm, dann bleiben nur noch 85 cm für den Stuhl an der Nähmaschine oder die Bewegungsfreiheit. Das wäre mir zu wenig. Und den Würfel als Tischbeine nutzen, finde ich nicht optimal, denn die Platte kann maximal 180 cm lang sein und mit 39 cm Tiefe links und rechts bleiben gerade mal 100 cm zwischen den beiden Regalen ungenutzter Raum unter der Tischplatte - ein blödes Maß. Ich war dafür im Gebrauchtwarenhof nach einem Sideboard zu gucken. Gix schaute mich an. „Du hast Dir die Maße gemerkt? Wow!“
Wir zogen weiter und allerhand Schnick-Schnack landete auf dem Plattenwagen. Popps nahm fünf Holzhocker mit, Cas vier Pflanzen, Gix einige Kerzenleuchter. Dann mußten wir die Wägen zurückschieben, denn die klappbaren Spiegel gab's nur in der Ausstellung im 1. Stock zu bestaunen und wurden nicht für zweckmäßig empfunden, da sich die Flügel nicht komplett einklappen lassen. Da wir nun schon mal da waren, haben wir auch einige Matratzen gestestet und uns Küchenschränke angeschaut. Dann ging's wieder runter zu den Einkaufswägen.
Die Ausstellung der Tischbeine forderte uns wieder zum intensiven Gespräch auf, welches Bein nun denn das richtige sei. Gix fand die Tischbeine relativ teuer und das günstige „Adlis“ mit 70 cm zu kurz. Cas meinte, dann besuchen wir wieder den netten Herren im Baumarkt und grinste verschmitzt. Popps lachte und sagte, der wird sich verkrümeln und verstecken, wenn er uns sieht. Dann luden wir „Frakta“ - das neue Eselsgestell auf.
Als wir endlich die Kassenzone erreichten und ich die lange Schlangen sah, sagte ich zu den Mädels, daß ich schon mal das Auto in die Ladezone am Ausgang fahre und dort warten werde. Oh, war ich froh diesem Gebäude schnellstmöglich zu entkommen! Viereinhalb Stunden haben wir mit Einkaufen verbracht! Eine Wahnsinnszeit!
Es dauerte noch eine ganze Weile bis sie am Ausgang auftauchten und sie erzählten mir, daß das Sortieren, wer was kauft, ein kleines bißchen den ganzen Betrieb an der Kasse aufhielt. Ich grinste, ja, das konnte ich mir lebhaft vorstellen. Wir verluden die erbeuteten Schätze in den Kofferraum, der bis oben voll wurde, die Stoffe mußten in den blauen, großen Tüten auf den Schoß genommen werden und traten den Heimweg an.
Dann erfolgte auf dem Parkplatz die Umladeaktion in die Autos von Gix, Popps und Cas. „Sporchi, was hast Du eigentlich gekauft?“ fragte Popps als der Kofferraum wieder leer war. - „Nichts.“ - „Wie? Nichts?“ - „Bei Ikea gibt’s keine Schuhe und keine Motorräder, was soll sie da schon kaufen?“ fragte Cas. Wir lachten herzlich. „Was gibt’s zum Abendessen?“, fragte Gix. - „Handkäs' mit Musik, Rettich, Radieschen, Obazden und Salat.“, antwortete ich. „Na, dann auf, auf! Ich hab' Hunger, wie ein Wolf!“ rief Popps.
Grüßle von Gix, Popps
, Cas
und der Sporcherin