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Industrienähgarne und Stoffe - Erfahrungen?

  • Ich war wieder einmal in meiner Heimat. Dort ist ein Trigema Testgeschäft und da wurden säckeweise Nähgarne angeboten. Das sind natürlich Overlockgarne für deren ganze Sportbekleidung. Angeblich haben sie solche Aktionen immer wieder im Geschäft. Da meine Overlockmaschine ein Zickelchen ist, gerade wenn ich Garne wechsel, frage ich einfach, ob schon jemand Erfahrungen mit solchem Garn gemacht hat.

    Wenn meiner Maschine nämlich ein Garn nicht gefällt, dann ist sie mir eine Zeit lang sauer, auch wenn ich wieder ihr gewohntes Garn nehme. Keiner weiß warum, ist aber so. Glücklicherweise bin ich eh nicht so der Jerseynähtyp. Aber bei dem Schnäppchenangebot konnte ich nicht widerstehen. Eine ganze Tüte voll Garn in schönen Farben zu dem Preis! Da übermannte mich einfach die Gier.


    Es war sowieso ein toller Besuch. Die Textilindustrie blüht langsam wieder etwas auf und in einem Werksverkauf wurde mir zu den Stoffen noch weißes und schwarzes Nähgarn gelegt. Ich solle es mal ausprobieren. Für ihre Stoffe bieten sie Ihren Kunden auch passendes, da oben hergestelltes Garn an. Da sie teilweise auch selbst Kleidung produzieren, haben sie sich dazu entschlossen.

    Die Stoffe werden oft für namhafte italienische Designer produziert. Ich bin gespannt wie es sich näht, denn dann wäre das eine echte Wucht nicht nur vom Preis sondern auch von den Farben her.


    Deshalb meine Frage:

    Arbeitet jemand von euch mit Nähgarnen aus der Modeindustrie? Ich denke damals bei Bogner konnte man zu den Anzugsstoffen auch Garnollen kaufen und eine Zeit lang gab es das auch beim Rene Lezard Werksverkauf.

    Mich würde einfach interessieren, ob es hier jemanden gibt, der auch mit solchen Garnen näht und welche Erfahrungen dann damit gemacht wurden.

    LG rufie


    Der einzige Geschmack, der einem Menschen wirklich Befriedigung geben kann,

    ist sein eigener (Philip Rosenthal)

  • rufie

    Hat den Titel des Themas von „Industrienähgarne - Erfahrungen?“ zu „Industrienähgarne und Stoffe - Erfahrungen?“ geändert.
  • Ich habe gerade noch das Thema geändert, denn ich finde man könnte es erweitern.

    Ich stamme aus einer Gegend der Webereien, Veredlern und generell der Textilindustrie. Nach einer schmerzhaften Talfahrt über viele Jahre mit Schließungen und vielen Arbeitslosen, blüht es wieder auf. Das sind inzwischen Nischenanbieter, die aber nicht selten namhafte Modelabels und Marken bedienen, teilweise sogar Patente auf ihre Produktion oder Ausrüstung halten, also weltweit einzigartig sind.

    Ich bin so aufgewachsen, dass man seinen Stoff in der Fabrik kauft. Mein Patenonkel war selbst in der Textilindustrie.


    Nach vielen Jahren der Flaute kann man nun wieder Werksverkaufshopping machen. Und ich muss schmunzeln. So manchen Stoff habe ich dann in München in den Edelboutiquen als Kleidungsstück im Schaufenster gesehen. Oft gab es den Stoff im Fabrikverkauf in anderen Farben, sprich es wurden mehrere Farbzusammenstellungen gefertigt, und die Kombinationen, die dann nicht in Produktion gingen, landeten im Fabrikverkauf.


    Deshalb die Erweiterung meiner Frage von oben: Gibt es hier auch Näherinnen, die Stoffe und vielleicht auch anderes Zubehör direkt von der Fabrik kaufen?

    LG rufie


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  • ...direkt in der Fabrik, das wäre ein Traum. Zum Trigema Testgeschäft gehe ich schon lange nicht mehr, die Putzlappen sind meiner Meinung nach unangemessen teuer...außerdem gab es bei uns seit Jahren schon nichts mehr...Garne habe ich da noch nie gesehen..wie gesagt, ich war schon einige Jahre nicht mehr da....ist jetzt vielleicht anders...

    In einer Wäschefabrik kaufe ich sehr gute Stoffreste, Garne gibt es dort Alterfil...aber meist gar keine. In Berlin gibt es einen Hüco Stoffladen...zwar keine Fabrik, aber Stoffe, die nicht im Handel sind...(glaube ich)

    Vielleicht kannst du uns teilhaben lassen, wo es denn ein Verkauf direkt in der Fabrik gibt...viele würden bestimmt so eine Möglichkeit nutzen...

    Viele Grüße
    Hedi

  • ich würde auch längere Fahrstrecken in Kauf nehmen um in einen Werksverkauf zu kommen. Habe in einer Wollweberei gelernt (Miitte 1960) und konnte dort im Werksverkauf Stoffe kaufen. So bin ich zum Nähen gekommen. Für mich wäre der Einkauf in einer Weberei Nostalgie pur. Nach meinem Umzug ins Rhein-Main Gebiet habe ich aber jeden Bezug zur Textilindustrie verloren deshalb interessiert mich so eine Einkaufsmöglichkeit sehr. Lg, Hedwig

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  • Oh ich nähe schon seit vielen Jahren nur mit Industriegarn egal ob Overlook, Coverlook oder Näma. inzwischen nur noch an Hobbymaschinen. Aber seit Beginn immer Hobbynama + Industriegarn.

    Für die Overlook nutze ich meistens "Blindstichgarn" in 120- 180- 220 Stärke je nach Stofffeinheit.

    Für die Cover nutze ich= oben Blindstichgarn oder Nähgarn, unten= Bauschgarn.

    Für die Nähma nutze ich Epic in 120, 80 oder 30 für Knopflöcher. Alle Garne kaufe ich im Fach Großhandel.

    Liebe Grüße aus Ostfriesland

  • Alterfil ist im Grunde Industrienähgarn.
    Von dem bissl, was die an Hobbyschneider verkaufen, könnten sie nicht existieren.
    In Oederan wird das Garn gesponnen und nach den Wünschen der Auftraggeber gefärbt.

    ...ja, und das ist meine bevorzugte Marke ...

    Beste Grüße aus Schleswig-Holstein
    Steffi


    Meine Devise: "...close enough to perfect for me!"
    (nach einem Song der Country-Band ALABAMA)


    Mein Blog: Das Landei

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  • Von Coats kaufe ich kein Garn mehr...aus Schaden wird man klug...


    Ich habe vor Jahren 6x 5000m weißes Overlockgarn gekauft....ich dachte, universell einsetzbar...und habe die leidvolle Erfahrung machen müssen....man sollte genau hinsehen, ehe man so große Mengen kauft.Das Overlockgarn ist nur bis 60° waschbar, das heißt, man kann nur sehr vorsichtig bügeln....Da ich auch sehr viele BW Stoffe vernähe, schmilzt schon mal die Versäuberung weg, wenn man nicht aufpaßt.

    Zur Ehrenrettung von Coats muß ich sagen, ich habe gar nicht hingesehen, sonst hätte ich es umgehend zurück geschickt.Auf den großen Konen steht es drauf, bei anderen Herstellern sucht man solche Angaben oft vergebens....und muß eine Bügelprobe machen.

    Viele Grüße
    Hedi

  • Ui, ich freue mich, dass mehrere geantwortet haben, danke!


    @ Hedwig:

    Ich habe dazu geschrieben, aber das ist ein halber Roman geworden. Ich überlege, ob ich dir das per privater Nachricht schicke, oder einstelle.


    Zu den Garnen weiß ich zumindest von Trigema ein wenig mehr. In einer Kone war nämlich unten noch ein Typenschild abgerissen. Also es ist Amman Garn, nur sehe ich es zumindest online bei den Produkten nicht. Es ist aus Baumwolle und Poly - mehr kann nicht gelesen werden und der Name ist sab - mehr kann auch nicht gelesen werden. Also reime ich mir Saba zusammen, nur das gibt es zumindest aktuell nicht mit Baumwolle.

    Auf jeden Fall nähen meine Maschinen mit dem Garn gut. Das Stichbild ist schön, sowohl bei einer Baumwollmischung für eine Bluse als auch bei einem Jackenstoff, dessen Mischung ich nicht einmal erraten kann. Es ist auf jeden Fall Modal dabei.


    Hedi1

    Falls du mit den Putzlappen die Quadrate aus Baumwolljersey meinst, das finde ich nicht zu teuer. Die Tücher sind dort zu einer Rolle zusammengerollt und jeder im Freundeskreis, der mit Holz zu tun hat, will eine für 5 Euro mitgebracht bekommen, denn die Lappen wären wohl hevorragend fürs Ölen und Lasieren geeignet, da sie nicht fusseln.

    LG rufie


    Der einzige Geschmack, der einem Menschen wirklich Befriedigung geben kann,

    ist sein eigener (Philip Rosenthal)

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  • Amann dürfte bei entsprechenden Abnahmemengen auch durchaus speziell nach Kundenwunsch produzieren - und ob Du als Endverbraucher alles siehst, was Amann im Bereich Industrie fertigt, glaub ich auch nicht.

  • Hallo Rufie, was du zum Thema Textilindustrie schreibst ist spannend und informativ - also von mir aus kannst du gerne einen "Roman" dazu verfassen :). Die produzierten Stoffe, die bekannte Labels wieder verwerfen, sind oft total schön. Ich wüsste gerne, wo man solche Stoffe kaufen kann und würde dafür auch einige Kilometer zurücklegen. Manchmal bin ich bei dem Online-Versand von Anita Pavani fündig geworden oder auch schon mal einen Stoff bei Hüco hier in Berlin ergattert.


    LG ... Lucy

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  • Hallo Rufie, was du zum Thema Textilindustrie schreibst ist spannend und informativ - also von mir aus kannst du gerne einen "Roman" dazu verfassen :).

    Ich bin zwar nicht Rufie, aber ich finde dieses Thema ebenfalls spannend. Bei einem Großhändler, bei dem ich bisweilen bestelle, begegnen mir durchaus äußerst bekannte Namen renommierter Designer und auch durchaus sehr teure Labels im Sinne von Stoffen, die für sie produziert wurden. Die Preise sind absolut erschwinglich, wobei sich wieder bewahrheitet, dass der Name des jeweiligen Labels/Designers manchmal horrend bezahlt werden muss.

    Anita Pavani hat wunderbare Stoffe in herausragender Qualität, die vornehmlich aus Naturfasern und zum Teil aufwendig hergestellt werden. Das hat natürlich seinen Preis, keine Frage.

    Grüße
    Susanne

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  • Also gut, wenn ihr auch Romane lest, hier, was ich als Antwort auf Hedwig verfasst habe.


    Hedwig, das ist leider etwas weiter von dir weg. Es ist in Bayern in Oberfranken und kann leider nicht ohne längeren Aufenthalt gemacht werden. Denn die einen öffnen nur am Freitag, die anderen am Dienstag, der nächste alle zwei Wochen am Samstag, andere nur mit Vorankündigung, in ein paar Verkäufe kommt man nur, wenn man Beziehungen. Mein Patenonkel war in der dortigen Textilindustrie tätig. Es geht um den Raum Helmbrechts, Münchberg, Naila und Hof.

    Das war lange Zeit eines der großen Textilindustriezentren und ging dann fast auch unter. Mehrere Jahre Masseninsolvenzen. Aber einige überlebten, anderes gab es plötzlich und aktuell ist dort wieder viel am Laufen.


    Dazu kommt, dass manches einfach Glückstreffer sind, die nicht offizielle Werksverkäufe haben, sondern durch die ich durch Zufall oder auch persönliche Empfehlung gekommen bin.

    Für mich ist das wie eine riesen Wundertüte, man weiß nie, was man findet. Ich hatte früher familiäre Beziehungen dahin, nun lebt leider keiner mehr, aber so einige offene Türen gibt es noch.


    Zwei feste, für jedermann erreichbare Anlaufstellen liegen direkt nebeneinander: Stoffwerk und Stofffabrik in Helmbrechts. Die Stofffabrik bietet Möbelstoffe und Heimtextilien. Da habe ich Stoffe gefunden, die ich später bei JAB-Anstoetz in der aktuellen Kollektion gefunden habe. Dort für 20 Euro in Überbreite, im Laden war dann vor der 2 noch mindestens eine Eins. Auch absolut verrückte Sachen, die ich dann in Berichten über exklusive Möbel auf Messen erkannt habe.


    Das Stoffwerk ist verrückt. Man kommt herein und denkt, was ist das denn? Da gibt es doch nur Klamotten und zwar Massen. Wenn man sucht, wunderbare Sachen zu unglaublich günstigen Preisen, auch bekannte Marken, aber eben auch Sachen, die man als Putzlappen oder für den Altkleidercontainer ins Auge fassen könnte.

    Auch Accessoires, gar kein Problem. Die hatten z. B. einige Bao Bao Issey Miyake Taschen bevor sie ein Hype wurden zu günstigen Preisen und zwar Originale, die wohl auch in der Farbkombinationen nicht in Produktion gingen.

    Dann findet man hinten die Regale mit Stoff. Auch da fast so wie bei der Bekleidung beschrieben. Viele Stoffe von geht so über Basics bis Kopfschütteln und dann sieht man echte Stoffträume. Seidenstoffe mit minimal Elasthan, die so wunderbar fallen. Drei Alta Moda Label hatten sie in ihrer Kollektion. Oder ich fand einen Jacken - oder Mantelwollstoff, der wie aufgepresste riesige Rosen hatte. Aber das war nicht gepresst, sondern herausrasiert. So nenne ich es nun mal, weil ich nicht weiß, wie die Technik heißt. Also die Wollhärchen wurden dadurch unterschiedlich lang.

    Weder Stofffabrik noch Stoffwerk sind Werksverkäufe. Es sind Outlets mit Ware, die in der Gegend produziert oder veredelt wird.


    Gleich um die Ecke von Helmbrechts ist dann Zuleeg. Aktuell haben die dort einen Reflektorjeans, der ist auch in ihrem Onlineshop. Da wird man nachts sicher gesehen und mein Patenkind findet es so cool, dass sie damit mit Jeans endlich in ihre bevorzugte Disco kann und dann dort der Hingucker ist. Ich liebe deren Sommerwollstoffe. Im Sommer wie dieses Jahr besser als jede Baumwolle. Und deren Leinenstoffe, wunderbar. Einziger kleiner Nachteil: Ihre Farbpalette ist doch etwas konservativer.

    Aber auf die Öffnungszeiten achten und besser anrufen. Es ist ein echter Werksverkauf. Preise natürlich anders als im Onlineshop.


    Fahren wir Richtung Hof gibt's in Schauenstein Frohn Heimtextilien. Da ist es auch wieder typisch, wie die Textilindustrie dort überlebte: Hightechstoffe für den Medizin- und Industriebereich, derenErfahrung dann in Stoffe für Heimtextilien aus Naturstoffen Einzug hielt. Entgegen dem Namen hat Frohn auch Bekleidungsstoffe. Das sieht man andeutungsweise auf ihrer Webseite.


    Dann gibt es noch einige Werksverkäufe mit Schwerpunkt Dekostoffe und Funktionsstoffe. Nur gerade da finde ich immer wieder einmal Stoffe für Bekleidung. Eine Verkäuferin dort meinte einmal, sie stellen auch für Esprit Stoffe her. Ich nenne da einmal Neutex und Stöckel & Grimmler in Münchberg sowie Reingruber in Schwarzenbach.

    Da kann man nichts für sich finden oder Stoffe, die man für Patchwork nutzen kann oder eben Bekleidungsstoffe. Also da finde ich nicht immer etwas, aber wenn, dann richtig schöne Sachen.


    Dann ist es manchmal verrückt, denn zum Beispiel eine Fabrik in Hof stellt eigentlich Strickwaren her. Decken, Schals. Aber für den hauptsächlich arabischen und russischen Raum, sowie einem Alta Moda Label in Italien. Im Werksverkauf findet man traumhafte Schals, Tücher und Decken. Decken, die im Laden über 2000 € kosten, bekommt man dort zwischen 100 und knapp 400 €.

    Dort bekomme ich dann auf Nachfrage Kaschmir- und hochwertigste Lammwollstoffe sowie passende Seide, die sie zum Füttern nutzen. Die bekommt aber nicht jeder zu sehen. Und man muss immer auf Überraschungen gefasst sein. So wurde ich gefragt, ob ich auch an Stoffresten interessiert wäre. Plötzlich standen drei volle solche riesigen Müllsäcke vor mir bis oben hin gefüllt mit was sie Stoffreste nannten: die kleinsten Stücke waren 30x40 cm. Ich fragte dann, was das denn kostet und bereitete mich auf das Durchwühlen und Heraussuchen in den "Müllsäcken" vor. Da meinte sie, ob ich auch Interesse an einem Sack hätte, das wären 20 Euro und der eine wäre nicht so voll, der wäre dann günstiger - richtig, den konnte man oben noch zuhalten, bei den anderen ging das nicht. Ich bekam die 3 Säcke für 40 Euro und die Überraschung kam zu Hause. Zwei komplette gewebte Kaschmirschals. Da war es gut, dass ich mir auch wunderbare Seide in meiner Gier dort für 10 Euro den Meter gekauft hatte. So konnte ich die Rückseite, wie sie das machen, mit Seide füttern. Ich fand auch so große Stücke, dass ich mir einen Blazer aus einem Kaschmir-Wolle-Mix nähen konnte. Dazu einige Teile mit entsprechenden Teilungsnähten, da sieht man nicht, dass es aus Restestücken ist und für meine Patentochter einen richtig coolen Patchworkmantel.


    Manchmal fliegt mir das einfach so zu. Wir sitzen in Selb in einem Café, dessen Eigentümer sich seinen Kaffee selber röstet und das Café teilweise lustig mit vielen Teddies und Kaffeesäcken dekoriert hat. Da sehe ich auch ein paar handgemachte Teddies und frage, wer sie denn gemacht hätte (ich nähe selbst ab und zu einen). Da meinte er seine Freundin. Sie würde da immer in einem winzigen Kaff bei Marktschorgast den Plüsch kaufen. Er telefonierte mit ihr und gab mir die Adresse. Also fuhr ich hin und dachte ich wäre veräppelt worden. Eine Firma, die irgendwelche Synthetik-/Baumwollsachen für Industriereinigung herstellt. Sah zwar auch teilweise wie Plüsch aus, aber nicht für Teddies. Ich wollte gerade wieder ins Auto steigen, da sprach mich ein älterer Mann an. Er musste dann lachen und meinte, was sie da auf den Maschinen laufen lassen, ist eigentlich egal. Es käme auf die Grundstoffe an. Es war der Seniorchef. Und ja, sie würden für zwei bekannte deutsche Teddyhersteller Mohairplüsch herstellen. Das wäre mit ihr Urgeschäft gewesen, auch die Mohairstoffe früher für die Mäntel. Aber das hätte sich nicht mehr gelohnt und so sind sie nun zu einem weltweit führenden Hersteller für Reinigung, Isolationsgewebe für Industrieschutzbekleidung, diese Flore auf Lackierrollen, auch für Druckmaschinen, selbst dieser rote Fusselfangstoff, den doch einige Staubsaugerhersteller an Sonderdüsen haben, stammt ursprünglich von denen. Und dann führte er mich in einem Raum, da fiel ich fast um. Jeder Teddynäher kommt sich dort im Paradies vor. Wer die Preise beim Schulte Werksverkauf (sie stellen Mohair für Steiff her) in Duisburg kennt, fühlt sich hier gleich noch paradiesischer.

    Dann fragt er mich noch, wenn ich auch selbst Bekleidung nähe, vielleicht könne ich mit einem älteren Rest etwas anfangen. Wir sprechen von 10 m - klar bei Herstellern ist das ein Rest - dicken Wollstoff. Ein Test damals für Frankenwaldplaid (gibt es leider nicht mehr, war damals bis Anfang der 90er ein exklusiver Wollstoffhersteller). Die wollten etwas leicht Gefilztes mit etwas luftigerem Aussehen. Also wurde feinster, dünner Wollplüsch auf eine besondere Art gewalkt. Heraus kam der Stoff in traumhafter Farbe zwischen Weinrot und Bordeaux. Ein ganz besonderer Mantelstoff.

    Fazit: Von leckeren Kaffeebohnen über Teddys zu Mohairplüsch für Teddys, um dann auch noch einen hochwertigen, ausgefallenen auch heute noch hochmodernen Mantelstoff für Ben Appel und Ben Ei zu finden, das ist die Gegend da oben.


    Wie gesagt, die Region ist für mich eine Riesenwundertüte.


    Die Knopfhersteller aus Glas, Bein, Horn, Porzellan/Keramik und Holz gibt es zwar nicht mehr, aber es gibt noch Firmen, die nun in den Gebäuden sind und auf Nachfrage die immer noch vorhandenen Lagerbestände verkaufen. Auch Wolle kann man dort bekommen.


    Aber nun genug. Das ist eh schon ein Geschriebsel in Buchumfang geworden. Ich hab immer, wenn mir noch etwas eingefallen ist, weitergeschrieben...

    LG rufie


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  • Hallo Rufie,

    auch von mir ein dickes Dankeschön, ich muss dringend in meine fränkische Heimat reisen, meine Eltern würden sich freuen wie Bolle, könnte ja mal das Abholen meines Sohnes in Nürnberg mit einem Kurzurlaub in Unterfranken verbinden und einen Abstecher Richtung Hof einplanen.;)


    Schönen Sonntag Euch

    Susanne K

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  • ;) ui, du hast ja fast amerikanische Entfernungsvorstellungen. Meine Eltern sind in Unterfranken und wenn ich mir die Strecke Nürnberg - Hof - und dann zu meinen Eltern vorstelle, sind wir bei gut 350 km.


    Aber Franken ist immer eine Fahrt wert und als Heimat erst recht. Die Frage ist nur, wie viel du auf die Schnelle in Oberfranken abgrasen kannst. Also Helmbrechts allein reche ich schon immer mit mindestens einen Tag, besser zwei.

    Wenn ich dann noch die ganzen anderen Werksverkäufe/Outlets mit ins Auge fasse: Fraas Schals (ist nicht die Hofer Fabrik), Taschen (u. a. Presseck Outlet, Sportbekleidung (Arena und First B) in Bayreuth, dort ist auch im Outlet Tommy Hilfinger und Schießer, Coburger Raum bis Kronach die ganzen Möbelfabriken, wie Koinor Lagerverkauf, dann der Selber Raum nicht nur mit seinen beiden Outlets sondern eben auch das Prozellan, in Hohenberg die traumhafte Tapetenmanufaktur (weltweit die einzigen, die auch echte Glasperlen auf den Tapeten haben,. auch wieder so ein typischer Fall: Für die ganze Welt produzieren sie die Tapeten, edelste Hotels, arabischer, asiatischer, russischer Raum, und in Deutschland bekommst du diese Tapeten maximal über Innenarchitekten). Dort oben eine Rolle für zwischen 5 und 60 Euro - die 60 Euro-Rollen kosten aber draußen mindestens 200 Euro.

    Dann die Feiler Handtücher, die auch Baumwollchenille-Handtücher herstellen. Da bekommt man immer günstig Chenillegarn, lässt sich hervorragend weben und mit einem Beilaufgarn oder doppelt genommen verstricken.

    Ich glaube, ich höre besser auf, sonst wird das noch einmal ein Roman. :whistling:

    Also ich fahre immer zwei Wochen in meine Heimat und dann immer einen Tag wandern, einen Tag Kultur und Werksverkäufe. Ich liebe es dort auch so, weil man drei komplett verschiedene Landschaften hat: Fichtelgebirge mit seinen vielen Quellen und wunderbaren Ausblicken, Frankenwald, etwas dunkler, teilweise fast mystisch und dann die Fränkische Schweiz mit ihren Kletterstellen und Höhlen. Natürlich auch dort wunderbare Ausblicke.


    Ich finde es richtig schade, dass sich beruflich bedingt weg musste. Ich würde sofort wieder dort oben leben wollen.

    LG rufie


    Der einzige Geschmack, der einem Menschen wirklich Befriedigung geben kann,

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  • Hallo Rufie,

    Du hast recht, für mich ist der Weg zu weit. Aber ich danke Dir recht herzlich für den "Roman" und die viele Arbeit die Du Dir gemacht hast um so ausführlich zu antworten. Werde den Beitrag abspeichern und noch öfters lesen.

    Liebe Grüße, Hedwig

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  • Hallo,


    ich kaufe eigentlich nur noch Industriegarn auf 1000m Rollen von Amann oder wenn ich es nicht bekomme von Gütermann. Auf den Rollen und der Farbkarte von Amann steht "belfil-s". Allerdings ist die Bezeichnung im Handel nicht geläufig. Es gibt es auch in versch. Stärken und Längengrößen. Das ist Polyester, ich habe das 120er und es läuft auf Nähma, Ovi, Cover gleichmaßen.


    Konen in vielen Farben ist viel zu sperrig und auch zuviel in der Menge. Die billigen sind auch zu schlecht in der Qualität, die Cover ist anspruchsvoll und mag sie gar nicht und die Nähma hat ein Problem mit der Fadenführung.


    Leider gibt es hier (Raum Teutoburger Wald) keine Textilindustrie mehr. Es gab mal bis Ende der 00er eine Fabrik im Nachbarort, die verkaufte gelegentlich Reste, zweite Wahl und auch Knöpfe und Garn - auch einige angebrochene 1000m-Industriegarnrollen. Sie wurde dann geschlossen und die Produktion nach Polen verlagert. Das wars dann.

    Viele Grüße
    Do-it


    Wer nähen kann, ist klar im Vorteil.

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