WIP - Mittelalterkleid selbst entwerfen - für alle Größen geeignet!

  • Hallo meine lieben Mitnäher,


    Ich werde hier im Lauf des Vormittags einen alten WIP importieren, der in der Vergangenheit und in diversen anderen Foren schon für manche hilfreich war. Ich zeige hier meine persönliche Vorgehensweise zur Erstellung eines frühmittelalterlichen Grundkleids, ganz ohne Fertigschnitt.


    Die Dokumentation ist mittlerweile abgeschlossen, ihr seid also mehr als willkommen, jetzt eure Kaffeetassen auszupacken, Fragen zu stellen oder Tango zu tanzen.
    :)

    Irre Grüße,
    Verena, ehemals 'Schnittlos-glücklich'
    Man spricht mich übrigens 'Fai-winn' aus. :D

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    Nähmaschine JUKI HZL-NX7 Kirei

    2018 war die Maschine erstmals auf der H+H zu sehen, im Sommer war die JUKI NX7 Kirei dann endlich erhältlich. Die große Schwester der DX7 punkten mit vielen Features aus der Industrie. Im Forum gibt es einen lesenswerten ausführlichen Test- und Erfahrungsbericht.
     

    technische Daten | Produktseite Hersteller | Händlersuche

  • Als erstes: Was will ich denn?
    Da ich im Moment nichts Ordentliches anzuziehen habe (siehe Skizze ), muss ein komplettes Outfit her.


    Sommergewandung.jpg


    1. Unterkleid.
    Ungebleichtes Leinen, viel davon. Das Unterkleid wird 4 Geren bekommen, jeweils eine vorne, hinten und an den Seiten. Tailliert wird es nicht, da ich 1. sowieso keine Taille habe und 2. das bei diesem Unterkleid einfach nicht nötig ist. Die Ärmel werden lang und gerade, damit ich sie auch bequem hochkrempeln kann. Der Halsausschnitt wird mit einem großen Beleg verstürzt, der eigentlich schon fast als Futter durchgeht. Sinn ist, den Beleg dann bei den Ärmeln mit zu fassen. Das ist nicht authentisch oder so, aber es sitzt dann alles sehr gut, wie ich finde und die Frage der Versäuberung ist auch gelöst. - Dazu später aber mehr.
    Das Unterkleid wird nicht ganz so lang, etwas weniger als knöchellang.
    Der Ausschnitt ist rund mit einem Schlitz, den ich oben mit einer Nestel + Nestellöchern schließen werde.


    00023r3w.jpg187_0.jpg
    2. Überkleid.
    Grundsätzlich hat das Überkleid fast denselben Schnitt wie das Unterkleid. Unterschiedlich sind die Geren, die etwas weiter ausfallen werden, um dem Rockteil mehr Fülle zu geben. Auch das Überkleid wird nicht tailliert, weil... ich hab ja keine Taille. Insgesamt sind die Geren relativ lang, was bei meiner Figur einfach am vorteilhaftesten aussieht. Es streckt das Gesamtbild und das Kleid schummelt damit locker schwingend den bösen Bauch weg. (Im Profil hilft das auch nicht, aber von vorn sieht's gut aus! )


    Die Ärmel sind halb lang und werden nicht angenäht, sondern auf der Schulter mit kleinen Fibeln festgesteckt oder eben komplett weg gelassen. Da werde ich die Kanten dann mit einem ganz schmalen Beleg versäubern.


    Der Ausschnitt wird ein wenig weiter und tiefer als der des Unterkleids - ich finde es schön, wenn das Unterkleid oben auch noch ein klein wenig herausblitzt. Den Beleg kann ich mir sparen, da ich die Kante einfach mit der Overlock versäubern und dann schmal nach außen (!) umlegen werde. Das verschwindet dann unter der von Hand aufgenähten Brettchenborte.


    Das Kleid wird so lang, wie es die Stoffmenge nur hergibt, also nahezu bodenlang.
    Auf eine Schnürung oder eine sonstige Öffnung kann ich dank meiner Figur (wenig Busen, viel Bauch - das bekannte Problem) verzichten.


    Wer das hier aber nach- oder mitarbeiten will, kann natürlich auch in der vorderen oder hinteren Mitte eine gleichzeitig dekorative wie praktische Schnürung einbauen. Eine schöne Möglichkeit ist auch, die seitlichen Geren noch weiter nach oben zu ziehen und die Schnürung dann in die Nähte der Geren einzubauen. Durch seitliche Schnürung lässt sich in der Regel sehr gut auf jede Figur anpassen.



    So, als nächstes kommt eine schematische Zeichnung der Schnittteile...
    ....to be continued.

    Irre Grüße,
    Verena, ehemals 'Schnittlos-glücklich'
    Man spricht mich übrigens 'Fai-winn' aus. :D

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  • Hier das versprochene Schnittschema.
    Dazu ist im Moment hauptsächlich eines zu sagen: Vorder- und Hinterseite sind in Wirklichkeit natürlich gleich breit und die Ärmel sind identisch. Nur falls sich jemand wundert.


    Schnittschema.jpg


    Die Frage ist natürlich, wie ich dann von diesem Schema auf die tatsächlichen Maße komme.


    Für die Breite des Vorder- und Rückteils des Kleids nehme ich den Umfang an der stärksten Stelle der Brust + 10cm. (=6cm Bewegungsfreiheit +2x2cm Nahtzugabe), davon dann die Hälfte pro Schnittteil. Sind ja zwei.


    Beispiel: Bei einem Brustumfang von 100cm:
    100cm+10cm =110cm.
    110cm : 2 = 55cm.


    Vorder- und Rückteil sind also je 55cm breit.


    Die Länge von Vorder- und Rückteil von der Schulter bis zur gewünschten Länge (Boden/Knöchel?) messen.


    Der Halsausschnitt ist Augenmaß, sollte aber natürlich schön symmetrisch sein. Hier kann man auch z.Bsp ein anderes Kleidungsstück als Anhaltspunkt nehmen. Aber Achtung - Nahtzugabe nicht vergessen!


    Der Schlitz in der vorderen und hinteren Mitte dient natürlich dazu, je einen der Keile (="Geren") einzusetzen. Die Länge ermittle ich mit einem Maßband, indem ich mich aufrecht hinstelle und den Anfang des Maßbands dort hinhalte, wo die gedachte Taille endet - also da, wo die Körperform breiter wird und ins Becken übergeht. Ich möchte die Geren relativ weit oben einsetzen wegen der Bauchweite, also ... auch das ist ein wenig Augenmaß. Am Besten mal vor den Spiegel stellen und sich vorstellen, von wo ab der Rockteil weit werden soll und dann das Maßband ansetzen. Ich lasse es einfach runterhängen und stelle unten den Fuß drauf - schon habe ich die Länge bis zum Boden.



    Wenn diese gewünschte Länge (Ich bin groß, bei mir sind es z.B. ca 110cm!) ermittelt ist, den Schlitz noch um ca 2cm nach oben hin verlängern - dadurch kann man später die Geren sehr viel leichter einsetzen - dazu aber später mehr.
    Insgesamt gilt: Keine Panik. Der Schlitz ist sowieso etwas länger als die Gere, dadurch wird die Spitze schöner - 1cm hin oder her ist absolut nicht tragisch. Ist der Schlitz zu kurz kann man ihn immer noch mit einem gezielten Schnitt anpassen.


    Die Geren werden zunächst als Dreiecke ausgeschnitten. Die Höhe der Dreiecke haben wir ja eben mit dem Maßband vorm Spiegel ermittelt. Später werden die Dreiecke noch unten abgerundet, dann sehen sie aus wie große Tortenstücke. Das ist natürlich nötig, damit der Saum schön rund fällt und nicht zipfelig ist. Dazu benütze ich einfach ein Stück Schnur und einen Stift und baue mir damit einen großen Zirkel. Das ist am Anfang etwas fummelig, aber wenn man die erste Gere abgerundet hat, kann man die als Schablone auf die restlichen auflegen.


    Wie man in der skizze sieht, erhalten wir 3 ganze Geren und zwei halbe. die halben werden natürlich zusammengesetzt. Diese Gere setze ich meistens hinten ein. Das Schöne daran ist, dass man kaum Verschnitt hat, eigentlich nur die Hals- und Armausschnitte!


    Für die Weite der Ärmel nehme ich den Umfang meines Oberarms an der stärksten Stelle + ca 7cm (5cm Beweglichkeitszuschlag und 2cm Nahtzugabe), die Länge wird mit dem Maßband gemessen (vom höchsten Punkt der Schulter bis über die Handgelenke oder wie lang man den Ärmel eben haben will + 3cm Nahtzugabe!)


    Aus diesen beiden Maßen ergibt sich ein simples Rechteck. Die Armkugel des Ärmels ist zum größten Teil Augenmaß - und eigentlich gar nicht nötig, denn man kann die Ärmel auch einfach ganz gerade oder angeschrägt ansetzen. Deshalb mache ich mir auch keinen großen Stress, mit dieser ominösen Armkugel. Die forme ich wirklich Pi-mal-Auge und achte nur darauf, dass die Kante des Ärmels auch in den Armausschnitt passt, also nicht zu lang oder zu kurz ist. Da messe ich mit dem Kurvenlineal oder dem Maßband. Aber wie gesagt: Gerade oder schräg ansetzen ist absolut legitim!



    Genauer wird man das alles hoffentlich sehen, wenn ich meinen Stoff morgen zerschnibbele. (Übrigens ist mir gerade aufgefallen, dass der noch ein bisschen feucht ist. Wenn ich ihn jetzt ganz glatt zusammenlege und glattstreiche muss ich morgen vielleicht gar nicht bügeln...? Ich hoffe!)

    Irre Grüße,
    Verena, ehemals 'Schnittlos-glücklich'
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  • So, hier mal ein paar Beweisfotos.
    Mein Zuschneide-Equipment:


    Equipment.jpg


    Stoff, große Schere, Stoffmarker, Schnur (hatte keine, deshalb Geschenkband), Maßband und Holzleiste. Die Holzleiste aus dem Baumarkt dient mir als langes Lineal. Das ist eine günstige Variante um man kann damit ganz einfach und unkompliziert lange gerade Linien auf Stoff zeichnen. Wie man sieht, ist meine Leiste schon sehr benützt. Leistet gute Dienste.


    Aermel.jpg
    Hier meine Freihand-Alibi-Armkugel vor dem Ausschneiden. Ich habe den Ärmel zum Handgelenk hin nun doch ein wenig schmaler gemacht. Ist aber Geschmacksache.


    Schlitz.jpg


    Immer spannend: Den Schlitz in die vordere und hintere Mitte schneiden. Von meiner Oma habe ich gelernt, dass das gut funktioniert, wenn man den Stoff sauber zusammenfaltet und festhält, während man mit der Schere sorgfältig den Falz aufschneidet. Das geht, wirklich!


    Geren.jpg


    Kleine Hilfestellung zu den Geren. Den Stoff auf die gewünschte Höhe bzw Länge der Geren zuschneiden und auf die Hälfte falten. Auf einer Seite die Mitte der Längsseite messen und mit den Eckpunkten verbinden. Lineal anlegen, sauber zeichnen, sorgfältig schneiden, fertig.
    Das Abrunden hab ich leider vergessen zu fotografieren, aber ihr wisst ja alle, wie ein Zirkel funktioniert, oder? *rausred*


    Das Unterkleid ist komplett fertig zugeschnitten. Sobald ich mich dazu durchringen kann den blauen Stoff zu bügeln, schneide ich den auch noch zu.

    Irre Grüße,
    Verena, ehemals 'Schnittlos-glücklich'
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  • Jetzt geht es an die Geren.
    Ich unterscheide dabei zwei "Geschäftsfälle":
    1. Gere in vorhandener Seitennaht
    2. Gere im "Schlitz"


    Der erste Fall ist der einfachere.
    Die Gere wird rechts auf rechts auf das Vorder- oder Rückteil gelegt. Das Feststecken erspare ich mir dabei, denn die Naht ist ja schnurgerade. Wer mit der Nähmaschine einigermaßen umgehen kann hat damit sicher kein Problem. Wer auf Nummer Sicher gehen möchte _darf_ natürlich auch stecken.


    Wichtig ist beim Nähen, dass die Gere oben liegt, denn die Gere hat einen schrägen Fadenlauf, und verzieht sich leicht beim Nähen, während das Vorder- oder Rückteil des Kleids einen geraden Fadenlauf hat und den direkten Kontakt zum Transportör besser verkraftet. Wenn der gerade Fadenlauf unten liegt funktioniert das wunderbar. Legt man es anders herum gibt es oft unschön gebeulte Nähte, die man kaum retten kann.
    Wir nähen also von unten nach oben, quasi vom Fuß zur Spitze der Gere hin, einfach schnurgerade die Kante entlang, gerne auch ein paar cm über die Spitze der Gere hinaus.


    Gere_einfach1.jpg


    Es bietet sich an, wie man auf dem Bild sieht, ein paar cm Naht neben der Spitze der Gere sofort zu versäubern, weil man hier später sonst nicht mehr so gut rankommt, wenn die Gere ganz eingenäht ist.


    Die eine Seite der Gere ist also nun eingenäht. Nun legen wir Vorder- und Rückteil des Kleids aufeinander und schließen die Seitennaht vom Ärmelausschnitt aus bis zur Spitze der Gere hin. Wichtig ist, dass man den Punkt, an dem die Gere endet genau erwischt. Bis zum Punkt nähen, das Nahtende sichern.


    Gere_einfach3.jpg


    Dann faltet man die Nahtzugaben auf und beginnt dort wieder genau an der Spitze der Gere, wo man eben die Naht beendet hat - nur dass man nun die obere Nahtzugabe nach oben klappt. Vom Punkt aus einfach schnurgerade die Kante entlang nähen, diesmal von der Spitze bis zum Fuß der Gere.


    Fertig!


    Gere_einfach_fertig.jpg


    Von oben sieht das dann so aus. Sollte man den Punkt einmal nicht richtig erwischt haben - keine Panik, das passiert mir auch immer wieder. Einfach nochmal genau schauen und nachnähen - meistens muss man dafür nicht einmal auftrennen.

    Irre Grüße,
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  • Die Gere in den Schlitz einzusetzen ist wesentlich kniffliger. Ich habe mir deshalb einen kleinen Kunstgriff erlaubt. Wie schon beim Zuschnittplan erwähnt, verlängere ich den Schlitz, in den die Gere eingesetzt wird, um ein paar cm. Dadurch "simuliere" ich die selbe Situation, wie wenn die Gere in eine Seitennaht eingesetzt wird. Nur, dass man in dem Fall eben nicht die ganze Seitennaht, sondern nur den "Schummelschlitz" von oben auf die Spitze zu schließt.
    Etwas fummelig ist das Ganze trotzdem. Außerdem kommt noch eine weitere Schwierigkeit hinzu: Die Gere ist aus zwei Hälften zusammengesetzt.
    Aber an alle Anfänger: Keine Panik. Es ist halb so wild, wenn man es einfach versucht. Mit ein bisschen Übung ist das überhaupt kein Problem und im Zweifelsfall kann man es einfach auftrennen und nochmal versuchen.


    Zuerst die Gere:


    Gere_schwer.jpg


    Die zwei Hälften sind sauber in der Mitte aufeinander gesteppt. Versäubern musste ich hier nicht, da beide Hälften ja eine sehr stabile Webkante mitbrachten.


    Gere_schwer1a.jpg


    Zuerst wieder die Gere rechts auf rechts auf den Stoff legen, dass man von unten nach oben zur Spitze der Gere näht. Jetzt muss man darauf achten, dass man die Mittelnaht der Gere an der Spitze genau erwischt (Kreuz).


    Gere_schwer1b.jpg


    Wir nähen jetzt von oben nach unten.
    Das Stoffteil wird in der Mitte, wo die Gere eingesetzt wird gefaltet, sodass der Schlitz genau im Stoffbruch liegt und in die Gere übergeht. Jetzt kann man von oben in einem ganz spitz auslaufenden kleinen Abnäher den Schlitz schließen und von oben wieder genau auf die Spitze der Gere zu nähen.


    Gere_schwer3.jpg


    Genau wie vorher werden die Nahtzugaben jetzt aufgeklappt. Zusätzlich muss man jetzt noch die Nahtzugaben der Gerenmitte nach links klappen. Wieder genau an der Spitze einstechen, Naht sichern nciht vergessen, und wie gehabt, die Naht von oben nach unten schließen.


    Gere_schwer_fertig.jpg


    So sieht es dann von rechts aus. Der Bildausschnitt ist stark vergrößert und man sieht natürlich, dass ich die Mittelnaht der Gere nicht gaaaaaaanz genau getroffen habe. Wir sprechen hier aber von ca 1mm - und der raubt mir nicht den Schlaf. Das lasse ich so. :)

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  • Auf die oben beschriebene Weise alle vier Geren einsetzen und die Nähte versäubern- schon ist der Rockteil bis auf den Saum fertig!


    Jetzt geht es an die Ärmel.
    Aermelsaum.jpg


    Der Ärmel wird gesäumt - einfach zwei mal einschlagen und steppen, dann die untere Ärmelnaht schließen und versäubern.


    Aermelfertig.jpg


    Der fertige Ärmel wird in den Armausschnitt gesteckt. Ich beginne dabei an der Seitennaht, die ja genau auf die untere Ärmelnaht treffen soll, und arbeite mich von dort aus nach oben zur Schulter vor. Den Ärmel sieht man hier jetzt leider nicht - der liegt ja "im Kleid".


    Aermel_gesteckt.jpg


    Der Vorteil ist: Falls der Ärmel nicht hundertprozentig passt, kann man noch korrigierend eingreifen. Mein Ärmel war auf den ersten Blick ein wenig zu klein für den Ärmelausschnitt, aber ein wenig an der Kante ziehen und dehnen hat das Problem gelöst. Dieser sehr robuste Stoff kann das ab. Wäre der Ärmel immer noch zu klein gewesen, hätte ich einfach einen kleinen Abnäher an der Schultenraht des Ausschnitts gemacht und dadurch das Ärmelloch verkleinert. Wäre dagegen der Ärmel zu groß gewesen: kein Problem, einfach etwas enger nähen. Der Schnitt hat genügend Toleranzen "eingebaut" um 1-2cm hin oder her zu verzeihen.
    Das hier ist keine ganz exakte Wissenschaft.


    Ärmel festnähen, versäubern, fertig.


    Saum.jpg


    Den Saum habe ich einfach ebenfalls mit der Overlock versäubert, einmal umgeschlagen und schmalkantig abgesteppt. Durch die große Rockweite ist ein doppeltes Umschlagen nicht so ratsam - da wellt und verzieht sich die Naht gnadenlos.


    Das war's schon! Alle Teile sind vernäht, versäubert, versäumt.. was will man mehr? ;)

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  • Unterkleid_fertig.jpg


    Es trägt sich ganz wunderbar. Auf dem Bügel sehen solche Kleider (vor allem in der Kleidergröße natürlich extrem unförmig aus. - morgen gibts Bilder am lebenden Objekt! Es sitzt wirklich gut, viel Bewegungsfreiheit aber nicht zu labberig. *hüpf*


    Hier ein paar Bilder am lebenden Objekt:


    20445_600.jpg


    Das Nähen des Überkleids habe ich hier nicht weiter dokumentiert - der Prozess ist mit dem des Unterkleids quasi deckungsgleich. Ich musste nach vielem Hin und Her von meinem ursprünglichen Plan abweichen und auf die Ärmel leider verzichten. Grund war, dass der feine, dünne Köper sich sehr stark verzogen hat und ich plötzlich RIESIGE Ärmellöcher hatte... Huch. Kann ja mal passieren. ;)
    So im ärmellosen Zustand eignet es sich aber ziemlich gut für den mittelalterlichen Lagenlook. Ich trage gerne mehrere Kleider über einander, wenn es mal kalt wird und die bequemen großen Ausschnitte lassen auch mehrere Kleider mit halb- oder ganz langen Ärmeln darunter problemlos zu.


    Wiki-Ausschnitt.jpg


    Einer Kette von Trial und Error entspringt auch die finale Ausschnittform. Die Ausschnittform habe ich mehrmals verändert und hatte dann leider schon eine stark zerstückelte Borte (So ist es eben, wenn man unter Zeitdruck näht, da passieren auch mal Flüchtigkeitsfehler). Da das Überkleid aber sowieso schon so einen Trägerkleidlook hatte, habe ich zwei übrige Kreuzfibeln dazu missbraucht die Nahtstellen der Borte zu verdecken und spiele hier also ganz bewusst mit einem nordisch angehauchten Frühmittelalterlook.


    TADAAAA!


    20106_600.jpg

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  • War doch gar nicht so schwer, oder?
    Jetzt kommt der Knüller.
    Dieser einfache Grundschnitt ist problemlos abwandelbar und kann auch sehr leicht an spätere mittelalterliche Modestile angepasst werden.
    Hier eine kleine Galerie von Kleidern die letztendlich alle auf dieser Grundtechnik beruhen:


    818_600.jpg 387_1000.jpg
    (Eine ganz und gar nicht historisch korrekte Larpgewandung mit billiger Lurexborte. Mea Culpa.)


    hobbyschneiderin.de/attachment/2136/hobbyschneiderin.de/attachment/2137/
    Gerade auch figurbetontere Kleider funktionieren hier ganz gut. Wer eine natürliche Taille besitzt, darf die gerne benützen. Am Besten man bittet jemanden, beim Abstecken zu helfen. Dann wird das Kleid ganz einfach direkt am Körper abgesteckt, um es anzupassen. Oder man nähert sich vorher schon mit den Maßen an eine Taillierung an und steckt am Körper nur noch das Feintuning. Die Stecknadel, dein Freund und Helfer!


    hobbyschneiderin.de/attachment/2138/hobbyschneiderin.de/attachment/2139/


    Ihr seht, man kann also sowohl relativ authentische, als auch fantasievolle Kleider kreieren, mit ein bisschen Wagemut, genug Zeit und Ideen - und alles immer auf die eigenen tatsächlichen Maße bezogen, ganz ohne Fertigschnitte. Haut rein! :)

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  • Ha! Ich saß die ganze Zeit auf heißen Kohlen wann ich hier reinspammen darf!


    Du bist ja eine Süße!!! Und die Laute! Toller WIP, das fertige Kleid sieht garnicht so "Simpel" aus wie der Schnitt ja eigentlich ist, ganz großes Kino!

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  • Hihi, danke, danke... Ich wollte euch meinen Luxuskörper hier ja nicht vorenthalten. ;)

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  • Sehr schön und die Zeichnungen finde ich sooo klasse, SO mache ich das in Zukunft auch, dass entspricht genau meinen Möglichkeiten mich mit dem Stift auszudrücken :applaus:


    Schöner WIP :daumen:, den hätte ich im Sommer haben müssen, oder ich habe ihn damals blos nicht gefunden. Auf jeden Fall kommt mir vieles bekannt vor.

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  • Na, der nächste Nähversuch kommt doch bestimmt. :) Jetzt weißt du ja, wo er ist.
    (Und ich kämpfe gerade gegen den Drang zu beweisen, dass ich durchaus auch besser zeichnen kann... ;))

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  • Das freut mich sehr, lieben Dank! *Küsschen werf*

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  • genau so was würde ich mir ja auch gerne nähen :)
    aber *g erst ein paar Fragen....
    Was sind denn Geren (ich hab vom Nähen ja nicht wrklich viel Ahnung :o) und wo genau sind die denn hingekommen? wenn das die mittlere linien bei der Zeichnung sind, dann seh ich da nur 2 - vorne und hinten.


    Und was muss wo und wie abgerundet werden?



    Und beim Oberkleid hast du eigentlich nur den Ausschnitt verändert? Was hast du denn für einen Stoff für das Oberkleid genommen - auch Leinen?

    lg Kristin

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  • Gêren können auch an den Seitennähten eingesetzt werden.


    Danke Verena. Jetzt wird es Zeit, dass ich meine Methode mal niederschreibe. Der Schnitt ist ja so variabel


    Grüße Doro

    "lass die Sonne rein ... "

    ... und Grüße

    Doro :laola:

  • Hallo Waldhexe!
    Geren sind diese Keile - modern sagt man auch Godets - die man in den Rockteil einsetzt.
    Du hast das schon ganz richtig gesehen, vorne und hinten ist jeweils ein Schlitz und zusätzlich links und rechts noch je eine Seitennaht. Das macht insgesamt 4 Schlitze für vier Geren. Man kann, wenn man mehr Stoff übrig hat oder einen noch weiteren Rockteil haben will, auch mehrere Geren in einen Schlitz setzen, gar kein Problem. Früher hat man da sowieso gerne gestückelt und alles verwertet, was man hatte, da waren die Geren oft aus vielen schmaleren Einzelteilen zusammen gesetzt.


    Die Gere muss abgerundet werden. Zuerst ist die Gere ja ein Dreieck mit einer langen Spitze. Gegenüber der langen Spitze, also die Seite des Dreiecks, die später mal zum Saum wird, muss man abrunden, damit ein Tortenstück draus wird, also ein Kreissegment. Sonst ist das Kleid in der Mitte der Gere kürzer als an den Seiten der Gere. Verstehst du? ich baue einfach eine Art Riesenzirkel mit einer Schnur und einem Stift. Die Schnur halte ich an der langen Spitze der Gere fest und setze den Stift in der Mitte des 'Bodens' an.
    Ich kann sonst gerne nochmal ein Foto dazu nachmachen.


    Der Vollständigkeit halber möchte ich aber noch erwähnen, dass man bei einem historisch korrekten Kleid nicht unbedingt abrunden muss. Aufgrund der schmaleren Stoffbreite hätte man ohnehin viel schmalere Geren benützt, dafür einfach mehrere nebeneinander. Und die hätte man dann nicht abgerundet, sondern einfach so eingesetzt. Der Saum ist dann für unseren modernen Geschmack nicht ganz so rund und gleichmäßig, aber so war das eben. Auch das gehört zum historischen Look mit dazu. Und das sind letztendlich auch die Details die einen stimmigen Gesamteindruck abrunden können.


    Das Oberkleid ist auch aus Leinen, ja. Aber ein viel feinerer und schönerer Leinen in Diamantköper-Webart. Ich glaube, im zweiten Beitrag habe ich eine Nahaufnahme davon eingestellt. Dieses Stoffstück mit den Rauten... das dann eben nur dunkelblau gefärbt. :) Ein fantastischer Stoff übrigens, extrem weich und wunderbar schwingend.


    Doro, total gerne, das wär toll!

    Irre Grüße,
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  • Danke für die Erklärung!


    Ich glaub, im Frühjahr werd ich mich dem ganzen mal widmen, jetzt schaff ich das nimmer, obwohl ich erne zum nächsten Ritteressen so was gehabt hätte... aber dafür muss noch zu viel vor Weihnachten fertig werden... aber das ganze gleich mal notiert...


    ach ja, eine Frage hab ich noch:
    Wieviel Stoff muss ich denn in etwa für 1 Kleid haben?

    lg Kristin

    Einmal editiert, zuletzt von Waldhexe ()

  • Ich rechne immer 3-4 Meter.. das kommt natürlich auch auf die Details deines Kleids an und auf deine Größe. :) Könnte sein, dass 3m üppig reichen.
    Ritteressen sind super - ich veranstalte selbst regelmäßig eines. :)

    Irre Grüße,
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