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Wo beginnt Kreativität? Die Frage in Bezug zum 45 min Rock...

  • Spannend finde ich eigentlich immer wieder die „Umschlagpunkte“, an denen aus Nachahmung eigene Gestaltung wird. Es gibt so viele unterschiedliche Lösungen für jedwedes Nähproblem (das dann immer auch irgendwo ein „gestalterisches Problem“ ist). Wenn ich meine, ich kann alles aus mir heraus erfinden, komme ich vielleicht bald nicht mehr weiter. Wer sich Lösungsansätze irgendwo abgeguckt hat – also zunächst einmal eigentlich überhaupt nicht kreativ war –, kann damit auf einmal erstaunliches Neues schaffen. Im besten Fall wird eigener Stil draus.


    Liebe Grüße
    Schnägge

    • Offizieller Beitrag

    Es ist so wenig Neu... es ist aber kombiniert, komponiert und gekonnt arrangiert. :)
    Ich denke so oft wenn ich Dinge sehe, die als Neu deklariert werden - gabs schon... Das ist nicht abwertend gemeint. Sondern sachlich analysiert. Wie die Noten, die Klänge deutlich machen die Millionenfache Kombinationen ermöglichen. Aber erfunden hat man sie nicht. Wohl aber die jeweiligen Kombinationen, die dann schön klingen.

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  • Eigentlich könnte jeder Bleistift mit dem Hinweis beworben werden, dass der Kreativität nun keine Grenzen mehr gesetzt sind.


    Im Moment ist ja alles kreativ. Das zeigt ja auch Annes Artikel zur Karstadt-Filiale in Freiburg: Stoffekreativ, Knöpfekreativ, Wollekreativ, ...
    Aber wird dadurch das Wörtchen nicht etwas strapaziert?


    Ich stelle da eine Parallele bei der Verwendung des Begriffs "Design" fest. Der Friseur ist heute ein Hair-Designer, der Koch wird zum Food-Designer und bald werden wir das Geld nicht mehr zur Bank tragen, sondern dem Money-Designer anvertrauen.


    Der kreative Umgang mit Dingen verspricht eine Form der Selbstverwirklichung. Für mich stellt sich aber die Frage, worauf dann Kreativität bezogen wird. Bin ich schon kreativ, wenn ich ein Burda-Modell mit einem anderen Stoff streng nach Anleitung nachnähe oder bin ich erst kreativ, wenn ich Details der Verarbeitung verändere? Aber vielleicht ist es auch gar nicht erstebenswert, kreativ zu sein ...

  • ...Aber vielleicht ist es auch gar nicht erstebenswert, kreativ zu sein ...


    ...mein Reden ;)!


    Ich lass mir von der Werbung treibenden Wirtschaft jedenfalls nicht einreden, dass man nur dann etwas wert ist, wenn man diesen K.-Hype mitmacht...


    Mein Selbstwertgefühl speist sich aus anderen Quellen ;) ...

    Zitat

    Bin ich schon kreativ, wenn ich ein Burda -Modell mit einem anderen Stoff streng nach Anleitung nachnähe oder bin ich erst kreativ, wenn ich Details der Verarbeitung verändere?


    ...m.E. ist beides HANDWERK, und auch darauf kann man stolz sein - ich jedenfalls bin es :)

    Beste Grüße aus Schleswig-Holstein
    Steffi


    Meine Devise: "...close enough to perfect for me!"
    (nach einem Song der Country-Band ALABAMA)


    Mein Blog: Das Landei

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  • Der kreative Umgang mit Dingen verspricht eine Form der Selbstverwirklichung. Für mich stellt sich aber die Frage, worauf dann Kreativität bezogen wird. Bin ich schon kreativ, wenn ich ein Burda-Modell mit einem anderen Stoff streng nach Anleitung nachnähe oder bin ich erst kreativ, wenn ich Details der Verarbeitung verändere? Aber vielleicht ist es auch gar nicht erstebenswert, kreativ zu sein ...


    hm .... Selbstverwirklichung ist ja auch so ein überstrapaziertes Wort wie "kreativ" oder "Design". Was ist Selbstverwirklichung überhaupt? Manchmal kommt es mir auch so vor wie ein Wort aus der Werbung, etwa so wie "Tiefenwirkung" oder "biologisch abbaubar" - das kann alles und nichts heißen.


    Wann sind wir also kreativ? Gute Frage! Aber wem nützt die Antwort? Und wem nützt eine abschließende Definition?
    Wenn ich jetzt aus dem Buch "Kreative Landhausideen" (keine Ahnung, ob es das überhaupt gibt) einen Kerzenständer haarklein nacharbeite und mich darüber freue und mich für kreativ halte, dann ist das doch ok. Und wenn ich mich jetzt hinsetze und mir lieber selber wohnraumdeko ausdenke und mich darüber freue, was ich da am Ende kreiert habe, dann ist das auch ok. Der Gradmesser für unsere Kreativität sind wir doch selber ...... finde ich jetzt halt mal :2cent:

  • ...mein Reden ;)!


    Ich lass mir von der Werbung treibenden Wirtschaft jedenfalls nicht einreden, dass man nur dann etwas wert ist, wenn man diesen K.-Hype mitmacht...


    Mein Selbstwertgefühl speist sich aus anderen Quellen ;) ...


    Eben! Gestern bin ich zufällig an so einem "Hobby und Kunst" Laden vorbei gelaufen. Natürlich hab ich mir da die Nase am Fenster plattgedrückt und ich gebe zu, dass ich mich von all den bunten Farben, tausenden von Perlen und Glöckchen und Bändern und was weiß ich auch immer schwer beeindrucken lasse.


    Aber wenn ich mir da jetzt sofort das neuste Trend-Bastelset nach Hause hole, bin ich dann wirklich mehr "ich" als ohne? Vermutlich nicht.
    Ich will jetzt niemanden belächeln, der das dann tut. Aber ich für mich brauche das letztendlich nicht wirklich.



    Zitat

    ...m.E. ist beides HANDWERK, und auch darauf kann man stolz sein - ich jedenfalls bin es :)


    Natürlich kann man das und sollte das auch.
    Ich gebe allerdings auch zu, dass ich auch schon manchmal auf meine Ideen stolz bin .... auch wenn da dann nicht immer etwas "gehandwerktes" draus wird.

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  • Wenn ich jetzt mal mein biologisch abbaubares Selbstwertgefühl mit Tiefenwirkung befrage, ob ich heute nachhaltig kreativ gehandelt habe, muss ich feststellen, dass der Innovationsfaktor des sonntäglichen Schaffens sehr gering war. :rolleyes:


    Aber ich habe heute einen Brief geschrieben, so richtig auf Papier und mit Briefmarke. Vielleicht darf ich mir dafür ein goldenes Sternchen in mein Kreativitätssammelalbum kleben?

    • Offizieller Beitrag

    Mir gefällt das Ausloten der Begrifflichkeit und die Unfähigkeit, eine Grenze zu ziehen. Weil ich auch denke, dass das nicht möglich ist. Das allerdings sollte Menschen die von sich denken nicht kreativ zu sein, helfen diese Einschätzung hinter sich zu lassen. Weil es eine imaginäre nichtfassbare Größe ist.

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  • Aber ich habe heute einen Brief geschrieben, so richtig auf Papier und mit Briefmarke. Vielleicht darf ich mir dafür ein goldenes Sternchen in mein Kreativitätssammelalbum kleben?


    Ich hoffe, du hast die Briefmarke wenigstens selbst gestaltet .... bietet die Post ja jetzt auch an ;)

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  • Eben! Gestern bin ich zufällig an so einem "Hobby und Kunst" Laden vorbei gelaufen. Natürlich hab ich mir da die Nase am Fenster plattgedrückt und ich gebe zu, dass ich mich von all den bunten Farben, tausenden von Perlen und Glöckchen und Bändern und was weiß ich auch immer schwer beeindrucken lasse.


    Ja, an solchen Läden kann ich auch nicht vorbei gehen, ohne einen Blick ins Schaufenster zu werfen ... und bin immer wieder erstaunt, wofür es alles Bastelsets gibt.


    Ich stelle mal die Frage in den Raum, ob Kreativität etwas mit den Beweggründen des eigenen Schaffens zu tun hat.


    Beim Ausgangsbeispiel heißt das ja: Anne hat Stoff und braucht Rock. Anne, Du würdest ja keinen Rock nähen, wenn Du dafür keine Verwendung hättest. Ich würde sagen, da ist Kreativität im Spiel. Würde ich mir jetzt, so einen Rock (nach-)nähen, hätte das wenig Kreativitätspotential, wenn ich mir sage, ich will auch so einen tollen Rock wie Anne haben.


    Versteht Ihr, was ich meine?

  • Also bei mir hat Kreativität ganz oft auch etwas mit einer "Notlösung" zu tun. ich brauche irgendetwas und stelle fest, dass ich aus irgendwelchen Gründen improvisieren muss. wie zum Bespiel unlängst: ich will einen Kuchen backen und stelle erst einmal entsetzt fest, dass ich nicht mehr eine einzige Backform besitze. Die hat man mir einfach nicht wieder zurück gegeben. Was mache ich also? Ich zweckentfremde ein paar Konservendosen und backe den Kuchen darin ........ um dann einige Wochen später festzustellen, dass ich gar nicht Erfinder dieser Methode war. Im Internet hab ich eine Seite gefunden, wo das auch so gemacht wurde.


    So ist das bei mir zumindest bei der Kreativität, wenn es darum geht irgendwelche Dinge herzustellen. bei kreativen Gedanken und Ideen ist es natürlich schon anders

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  • Also bei mir hat Kreativität ganz oft auch etwas mit einer "Notlösung" zu tun. ich brauche irgendetwas und stelle fest, dass ich aus irgendwelchen Gründen improvisieren muss.


    Ja, Improvisation sehe ich auch im Zusammenhang mit Kreativität.


    ... und Phantasie natürlich auch. Und Vorstellungsvermögen. Und Hinterfragen. Und, und, und ...

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  • es ist zumindest keinesfalls so, dass man automatisch kreativer ist, wenn man mehr Maschinen, mehr Stiche, mehr Zubehör hat.


    Ich finde jedenfalls, dass ich kreativer bin, wenn ich gerade wenig greifbar habe und noch nicht mal einkaufen kann. Dann entstehen eigentlich die besten Sachen. (Gradmesser sind dann die Reaktionen anderer auf das entstandene; nicht nur meine Meinung zum Produkt.)


    Andererseits finde ich es furchtbar, wenn man meint unbedingt kreativ sein zu müssen. Gänsehaut bekomme ich, wenn sich jemand kreativ ausleben muss und ich vor lauter Chaos der Gestaltung das Kreative daran nicht entdecke.

    "lass die Sonne rein ... "

    ... und Grüße

    Doro :laola:

    Einmal editiert, zuletzt von Doro-macht-mit ()

  • Im Moment ist ja alles kreativ. Das zeigt ja auch Annes Artikel zur Karstadt-Filiale in Freiburg: Stoffekreativ, Knöpfekreativ, Wollekreativ, ...Aber wird dadurch das Wörtchen nicht etwas strapaziert?


    Wobei man ja schon froh sein darf, wenn das Wörtchen in deutsch und richtig und nicht in falschem Englisch geschrieben ist. Siehe –> Gütermann Creativ. Ja, ich nähe immer noch gerne mit Gütermann Garn, aber so etwas finde ich irgendwie peinlich. Aber vielleicht ist das ja auch nur der kreative Umgang mit der deutschen und englischen Sprache. :rolleyes:

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  • vielleicht ist es mit dem Wort creativ auch so, dass man den Umgang mit Textilien auch ein modernes Image geben will. Und da versucht man es mit allem. Und es muss dann auch sofort ein hochwertiges Image haben. Alles braucht einen neuen Namen und muss vor allem kosten. "Wenn es was kostet, ist es was wert." Da es an Aufmerksamkeit mangelt verzichtet man auch auf umfassende Handarbeits- oder Nähbücher, sondern setzt auf Einzelthemen in Broschürenform (siehe Topphefte z.B.). Nach Möglichkeit werden dann Sets auf den Markt geworfen.


    Zu meiner Jugend und in der Studienzeit war es noch so, dass man entweder wenn Mangel war oder man etwas besonderes wollte kreativ wurde. In der Brigitte gab es noch einen Kreativteil oder auch Anregungen auf deren Jugendseite. Es war also eher normal. Heute ist man eher Exot oder kann sich "Kreativ leisten".


    Ich mag eher die Art Kreativität, wenn jemand aus Nichts Etwas macht. Und nebenbei: Kreativität kann man sich nicht vornehmen. Das ist genauso, wie wenn man zu jemanden sagen würde; sei mal jetzt spontan.

    "lass die Sonne rein ... "

    ... und Grüße

    Doro :laola:

  • Für mich bedeutet Kreativität, dass etwas, das man schafft, über die reine Funktionalität hinaus zu etwas besonderem gemacht wird. Wenn man einfach mit den Möglichkeiten, die einem zur Verfügung stehen, spielt, also einen Zierstich probieren oder eine Stickerei - selbst mit einer Stickmaschine finde ich (als Unbeteiligter) kann man seine Kreativität ausleben... Oder Stoffe kombinieren, was auch immer.


    Damit ich - in meinem Sinne - kreativ sein kann, brauche ich Zeit und Ruhe und Muße. Ich habe seit einiger Zeit Patchwork-Reste hier rumliegen und warte seit mehreren Wochen auf eine Eingebung, was daraus werden soll. Hm, ich könnte sie einfach aneinander nähen, das würde auch eine Decke ergeben, aber das gefiel mir nicht. Ich habe Bücher gewälzt, im Internet gesurft... nichts. Ich finde diese "Warterei" auf eine (kreative) Eingabe schlimm, da werde ich immer so unzufrieden :mad: Aber als gestern Kinder und Mann aus'm Haus waren bzw. schliefen und ich da so auf der Couch saß *pling* da kam die Idee :)
    Aber - das ist ein weiterer Punkt der Kreativität - sie lässt sich nicht erzwingen. Und ich weiß auch nicht, ob man es lernen kann. Ich sehe oft Leute, die ihre Wohnung toll dekoriert habe und denke *wow*. Bei sowas kann ich nicht kreativ sein... Vielleicht gibt es eine selektive Kreativität?


    LG Silvia

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  • vielleicht ist es mit dem Wort creativ auch so, dass man den Umgang mit Textilien auch ein modernes Image geben will.


    Ja, aber wenn schon englisch, dann doch bitte richtig, also creative.
    Über solche Ungenauigkeiten kann ich noch schmunzelnd hinwegsehen, wenn es sich bspw. um einen Laden wie "Heidi's Creativ Stübchen" handelt. (Name frei erfunden). Aber für ein Weltunternehmen find ich das, wie gesagt, peinlich.
    Aber wahrscheinlich ist es out, diesbezüglich genau zu sein und Korrektur wird in den entsprechenden Firmen oder deren Agenturen auch nicht mehr gelesen.


    (Da gab's in der FR am Samstag gerade so 'ne schöne Glosse zu "Volker's Aktiv Apfel", einer Apfelschorle in Dosen, die das Konterfei von Volker Bouffier tragen und als Wahlwerbung an die potenziellen Wähler ausgeteilt werden ...)

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