Bluse aus zweierlei Leinen

  • Ich hätt’ da ja noch einen mit zweierlei Leinen, wenn ihr Lust habt.


    Im letzten WIP hatte ich ja anfänglich bemerkt, dass ich noch ein Kleid in Arbeit hatte, für das das dünne Leinen nicht ausgereicht hätte. Da hatte ich aber schon etwas angefangen. Wie ihr seht, kam die Idee mit den Biesen daher:


    fg_bluse01.jpg


    Ich fände es zu schade, dieses Stück wegzuschmeißen und hätte dazu noch ein Rest festeres Leinen von dem Kleid übrig. Das sollte nach meiner Schätzung reichen, um noch eine Bluse zu machen.


    Diesmal versuche ich die Bluse an der Puppe zu drapieren.
    Erstmal lege ich ein Stück Nessel im Fadenlauf auf die vordere Mitte und stecke es dort fest. Dann streiche ich den Stoff über die Brustlinie und forme die Abnäher heraus. Die werden auch gesteckt.


    fg_bluse02.jpg


    Hier lege ich die Abnäher als Prinzessnähte fest. Durch die Hauptlinien kann ich die Seitennaht markieren und mit Nahtzugabe abschneiden. Danach folge ich dem aufgestecken Teilausschnitt, schneide ihn weg und vervollständige die Ausschnittkante nach links. Der Blick von der Seite:


    fg_bluse03.jpg


    … und von vorne:


    fg_bluse04.jpg


    Jetzt das ganze noch mit dem hinteren Teil:


    fg_bluse05.jpg


    Da habe ich die Schritte schon mal vollzogen und nur einfache Abnäher gemacht.


    An der Seite treffen die Kanten mit Nahtzugabe aufeinander.


    fg_bluse06.jpg


    So, nun muss ich die Abnäher noch punktieren, also mit einem Stift dicke Punkte so auf die Abnäher setzten, dass sie auf beiden Seiten markiert sind. Dann könnte ich mich daran begeben, einen Papierschnitt zu erstellen.

    Grüße,
    Claudia


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    Irre Grüße,
    Verena, ehemals 'Schnittlos-glücklich'
    Man spricht mich übrigens 'Fai-winn' aus. :D

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  • Für den Papierschnitt habe ich meinen bewährten Grundschnitt genommen, kopiert und die Abnäher zu Prinzessnähten verlegt.


    fg_bluse07.jpg


    Spaßeshalber habe ich den Papierschnitt mal auf den punktierten Nessel gelegt und verglichen – die Abweichungen sind minimal. :)


    fg_bluse08.jpg


    Also kann ich davon ausgehen, dass ich im Prinzip komplett an der Puppe drapieren könnte. Aber komplett aufs Drapieren umzusteigen, traue ich mich im Moment noch nicht so ganz, obwohl die Vorteile nicht von der Hand zu weisen sind.


    Da mache ich erstmal in den gewohnten Bahnen weiter und stecke nach dem Papierschnitt noch ein Nesselteil zusammen. Einmal von vorne:


    fg_bluse09.jpg


    … und einmal von der Seite:


    fg_bluse10.jpg


    Bei dem ersten Teil, ganz am Anfang, fehlte mir ja ein Rest für den linken Träger. Bei dem kompletten Vorderteil kann ich nun über die vordere Mitte die linke auf die rechte Hälfte klappen und den Ausschnitt bis zur Schulter nachzeichnen. Außerdem muss ja auch der Armausschnitt auf beiden Seiten gleich sein.


    Da ich auf dem Schnitt und dem Nessel die Hauptlinien eingezeichnet habe, kann ich diese an der Puppe vergleichen. Ich setze auf der Brustlinie an und wenn man an der Seite den Stoff glatt streicht, so stellt sich heraus, dass die Taillenlinie aus dem (Papier-) Grundschnitt ungefähr 2 cm tiefer liegt, als bei der Puppe. Das ist an sich nicht tragisch, ich muss es nur berücksichtigen (hhmmm, vielleicht doch nicht richtig gemessen für den Grundschnitt? :denker: )
    Die Seitenkante hatte ich erstmal gerade gelassen und kann jetzt an der Puppe die korrekte Seitenlinie einzeichnen.


    Jetzt kommt noch das Rückenteil:


    fg_bluse11.jpg


    Und da fange ich gerade mal an zu verzweifeln. Das ist das Kreuz mit meinem Kreuz: nämlich dem Hohlkreuz. An sich kann man das Hohlkreuz mit einer Mittelnaht ganz gut in Griff kriegen, aber in diesem Fall will ich keine Mittelnaht.


    Und überhaupt, das sieht aber so was von doof aus! :skeptisch: Ich glaube, ich muss mal wieder die Puppe anstarren.


    Und auf eine Eingebung warten.

    Grüße,
    Claudia


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  • Interessant. Das muß ich mir merken. Ich näh den Mist immer gleich zusammen und geh danach wieder trennen... Vielleicht sollte ich mal schauen, wie oft man eine Stecknadel in eine Nahtzugabe stecken kann...


    Achja, nettes Nebenher: auf meiner Schneiderpuppe klebt gerade eine erste Lage Malercrepe... :D Für genau eben einen Drappier-Versuch. Ebenfalls ist eine Princessnaht das Ziel...


    LG
    neko

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  • Vielleicht sollte ich mal schauen, wie oft man eine Stecknadel in eine Nahtzugabe stecken kann...


    Oft! Der Stoff ist weniger empfindlich. Bei der Puppe bin ich mir nicht so sicher ...


    Achja, nettes Nebenher: auf meiner Schneiderpuppe klebt gerade eine erste Lage Malercrepe... :D Für genau eben einen Drappier-Versuch. Ebenfalls ist eine Princessnaht das Ziel...


    Drapieren ist eine feine Sache, wenn man einige Regeln beachtet. Und klar, es muss geübt werden. Am besten ist es natürlich man hat eine Puppe mit eigenen Maßen (meine ist eine "It's me"), oder man hat die Maße einer Standardpuppe. ;)

    Grüße,
    Claudia


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  • So... erst mal hab ich gepennt: Wiener Nähte, nicht Prinzessin.


    Meine Puppe hat fast meine Maße. Das Hohlkreuz muß ich 'dazurechnen' und den Brustpunkt etwas tiefer legen und die Taille am oberen Rand der Puppentaille ansetzen (Rücken etwas kürzen 2cm oder so). Außerdem steht noch immer die Frage offen im Raum ob mein (vermeintliches) Hohlkreuz mit kurzem vielleicht keines ist und Oberteile dort oben Falten werden, weil es um die Hüfte herum zu eng geschnitten ist.


    An meiner Tante abstecken ist also nur eine Annäherung. Aber schon mal eine ganz gute, weil an mir abstecken für mich alleine ein etwas mühsames Unterfangen ist. Für eine echte It'sMe bräuchte ich halt wen, der mir beim kleben behilflich ist. Und da kenne ich niemanden, der genug Geduld und Geschick und Kampfeswillen an den Tag legt. Vielleicht mausert sich ja mal eines meiner Kinder entsprechend und ich krieg in 10 oder 15 Jahren eine It'sMe.


    Was muß ich denn beim Drappieren beachten? (ich geb zu, ich habe das Thema mal wieder rückwärts angefangen und die Literatur dazu an 2. Stelle gestellt :D ). Logisch finde ich, daß man Bewegungszugaben noch 'dazurechnen' muß. Mindestens so 2cm im Umfang (oder elastischen Stoff nehmen muß (Ich befrage da mal den Herrn Hofenbitzer und die Familie Burda dazu)*:D) Sonst noch was? Mal nen Thread für eröffnen?


    LG
    neko

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  • Vielleicht mausert sich ja mal eines meiner Kinder entsprechend und ich krieg in 10 oder 15 Jahren eine It'sMe.


    Mädchen oder Jungs? Bei Jungs würde ich die Hoffnung sofort aufgeben. Meiner hatte anfänglich noch bei der "It's me" mitgeholfen, aber je mehr Klebestreifen Richtung Brust gingen, umso unwilliger (und ungenauer) wurde er. Ich habe ihn dann zu seiner Erleichterung von der Klebearbeit entbunden. Deswegen ist der obere Brustkorb auch ein bisschen dellig geworden. :D


    Zum Drapieren könnte ich dieses Buch als Einstieg empfehlen. Das kombiniert Drapieren und Schnitttechnik, die dir ja auch ein wenig mehr liegt.


    Prinzessnähte? Wiener Nähte? Bis jetzt hatte ich mir dazu keine Gedanken gemacht und war eher davon ausgegangen, dass das dieselbe Linienführung ist. Da scheint auch die Literatur ein wenig ungenau zu sein. Gehe ich richtig in der Annahme, dass die Wiener Naht im Armausschnitt endet (ist unstrittig) und die Prinzessnaht oben an der Schulter? Wobei die Prinzessnaht ja dann der klassische Abnäher aus der DOB-Grundkonstruktion ist. Ich wusste gar nicht, das der so ein edlen Namen hat. :)

    Grüße,
    Claudia


    Mein Blog


  • Prinzessnähte? Wiener Nähte? Bis jetzt hatte ich mir dazu keine Gedanken gemacht und war eher davon ausgegangen, dass das dieselbe Linienführung ist. Da scheint auch die Literatur ein wenig ungenau zu sein. Gehe ich richtig in der Annahme, dass die Wiener Naht im Armausschnitt endet (ist unstrittig) und die Prinzessnaht oben an der Schulter? Wobei die Prinzessnaht ja dann der klassische Abnäher aus der DOB-Grundkonstruktion ist. Ich wusste gar nicht, das der so ein edlen Namen hat. :)


    1. Mädchen 2x
    2. Danke für die Buchempfehlung.
    3. Wiener Naht endet im Armausschnitt, englische und Prinzessnaht oben in der Schulter. So habe ich das zumindest verstanden. Bei der Prinzessnaht ist sich die Literatur leider total uneinig, bei der englischen und Wiener habe ich noch keine Verwirrungen gesehen. Vielleicht sollte man die Hoheiten einfach aus dem Näh-Wortschatz streichen.


    LG
    neko

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  • Nun weiß ich auch, was mich an dem ersten Entwurf so gestört hat: Der untere Teil der Bluse sah irgendwie angepappt aus, oder umgekehrt. Jedenfalls hatten die Wiener Nähte (sorry, oben habe ich noch von Prinzessnähten gesprochen, sind aber Wiener N.) so gar nichts mit der Verzierung im Oberteil gemein.


    Somit bietet sich die Gelegenheit mal einen anderen Ansatz zu versuchen, und zwar die Linienführung mit Textilklebeband vorzugeben.


    Eine Variante für vorne:


    fg_bluse12.jpg


    Und eine für hinten:


    fg_bluse13.jpg


    Hhmm, sieht noch ein wenig halbherzig aus. :denker: Was ich in jedem Fall möchte, dass die Trennungsnähte annähernd über den viertel Taillenbereich, bzw. vorne auch über die Brust gehen – so kann ich die Abnäher lässig in die Trennungsnaht verlegen. So die theoretische Überlegung.


    Auf einen Neues. Vorne:


    fg_bluse14.jpg


    Hinten:


    fg_bluse15.jpg


    Und damit ein „Rundum-Kunstwerk“ entsteht, treffen sich die Trennungsnähte (fast) in der Seite:


    fg_bluse16.jpg


    Dann bastle ich mal wieder einen Schnitt und versuche die Abnäher in den Linien verschwinden zu lassen.

    Grüße,
    Claudia


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  • Nur eine kurze Zwischenmeldung zum WIP: Prinzipiell ist die Bluse nicht ad acta gelegt, aber ich habe im Moment noch anderes laufen, das bis Anfang September fertig sein sollte. Ein paar Bilder habe ich noch in der Kamera, die jedoch noch ein bisschen bearbeitet werden müssen. Ich hoffe, ich komme in der nächsten Zeit dazu wenigstens den letzten Stand hier zu dokumentieren.

    Grüße,
    Claudia


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  • Und ich habe mir heute einen Bibliotheksausweis besorgt... Aber die Gilewska ist noch bis Ende September verliehen... Mein Winterkleid muß also auch warten. Ich will vorher noch bisserl was nachlesen, bevor ich Stoff verschwende.


    LG
    neko

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  • Jetzt kommt noch der angekündigte Nachtrag, zu dem, was noch passierte. Nach den angeklebten Linien habe ich einen Schnitt erstellt und die Abnäher in die Unterteilungen verlegt. Im hinteren Bereich hatte ich allerdings eine Stelle, in der sich partout nicht ein Restabnäher unterbringen ließ. Da der Rest aus einem halben Zentimeter bestand, habe ich ihn irgendwann entnervt zusammengelegt, das wird nicht zu einer schlechteren Passform führen.


    fg_bluse17.jpg


    Nach dem Schnitt habe ich die Einzelteile zugeschnitten und zusammengenäht. Im hinteren Bereich war wieder, durch die rundere Linie über dem dünnen Teilstück, ein bisschen Schätzen angesagt: da das dünne Leinen sich nun mal gerne und leicht verzieht, habe ich mich mit Heften langsam an die Optimalkurve herangearbeitet.


    fg_bluse18.jpg


    Und noch mal alle Teile zusammengenäht:


    fg_bluse19.jpg


    Jetzt stellt sich die Frage nach den Ärmeln, vor allem nach der grundsätzlichen Form. Da habe ich mal die Methode von Teresa Gilewska aus ihrem Buch „Drapieren“ versucht. Die erstellt auf dem Nessel eine Grundform und durch Anstecken des Ärmels an den Ärmelausschnitt kann man die exakte Rundung festlegen. Das sieht man (mehr oder weniger gut) auf dem Bild, und zwar die Punkte an den äußeren Armkugeln und oben an der Schulterlinie.


    fg_bluse20.jpg


    Nach dem Ergänzen der Rundungen und dem Ausschneiden, habe ich den Testärmel an eine Seite angeheftet und probiert. Schon beim Anheften habe ich gesehen, dass die Armkugel für das Stück zu weit ist – die Mehrweite entspricht in etwa der eines Blazers. Im Armausschnitt der Bluse bekam ich sie jedenfalls nicht komplett eingehalten. Grundsätzlich ist die Methode sicher nicht falsch, aber bedarf vielleicht mehr Übung oder ist bei Jacken und Mänteln angebrachter. Ich werde es aber bei Gelegenheit trotzdem noch mal versuchen, ob daraus ein gangbarer Weg werden kann.
    Dann haben wir hier auf der einen Seite einen einfachen glatten Ärmel und auf der anderen einen Puffärmel. Beides will mich aber nicht so recht überzeugen.


    fg_bluse21.jpg


    Da wäre weiteres Probieren angesagt, was aber gerade nicht geht, weil, wie schon erwähnt, andere Arbeiten nach mir rufen, und zwar mit Terminfrist. Das heißt, dieser WIP wird vorübergehend auf Eis gelegt.

    Grüße,
    Claudia


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  • Sieht aber bisher gut aus! Aber ich kenne das... Das Teil ist wohl eh eher was für warme Tage=Sommer. Und der nächste ist noch etwas hin.


    Ich halte es mit einer Bluse auch gerade so. Die braucht einen neuen Kragen mit Steg...


    LG
    neko

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  • Bluse schon vom Eis geholt?

    Liebe Grüße Andrea


    Freundschaft ist wie eine Tür, die niemals zu ist.
    Manchmal klemmt sie, manchmal knarrt sie,
    aber immer ist sie offen.

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  • Hallo ( formgeben ) Claudia ich hoffe, dass ich Dich so nenne darf. Ich bin begeistert. Ich sehe gerade, wie Du die Linienführung planst. Die Abnäher in den Linien einzuarbeiten ist für die Passform die Königsklasse.
    Jedes mal wenn ich ein DOB Geschäft mit meiner Frau betrete, scanne ich die Schnitte und Passform. Das sieht dann manchmal komisch aus und wirkt irritierend. Meine Frau kennt das schon und läßt mich gewähren.
    Dann gibt Sie mir auch einen Tipp und sagt: "Schau mal hier".


    Leider hält das Klebeband bei mir nicht. Habe da schon einiges Versucht. Aber mit den Stecknadeln geht es gut. Die Linien werden dann auch erkennbar. Der angedachte Hüftschnitt wird die Figur positiv beeinflussen.
    Bitte nicht so ernst nehmen ... Sind nur meine Gedanken zu diesem Thema.
    Liebe Grüße
    Berthold

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