Der zweite Versuch war nur dort, wo die Stickerei hinsollte, mit Resten von Sulky Ultra Stable hinterbügelt (ein sehr stabiles Stickvlies), aber das reichte nicht, um den Verzug zu stoppen (siehe Foto).
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Weil ich endlich mal eine Stickerei erfolgreich zu Ende bringen wollte (und auch nicht beliebig viele Taschen verbrauchen), muss ich gestehen, dass ich beim dritten Versuch den kompletten Stoff mit Sulky Ultra Stable hinterbügelt habe (was ihn sehr steif macht) und dann alles zusammen in den 20x36cm großen Rahmen der Pfaff gespannt und dort gestickt habe. Mit dem Ergebnis bin ich zufrieden, weil der seitliche Verzug nur minimal ist.
Aber das Thema ließ mir keine Ruhe. Ich startete einen 4. Versuch auf der 2. Seite der missglückten Tasche mit dem dicken, aber weichen Madeira Super Strong, das ich zusammen mit dem Stoff eingespannt habe, und wieder mit der Brother V3 bestickt habe, aber auch da war der seitliche Verzug viel zu stark.
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Nach oben und unten ist es kein Problem, aber die zuletzt gestickte Umrandung trifft an den Seiten der sonst so schönen Stickerei nicht die beabsichtigte Position.
Bei kleineren bzw. lockereren Stickereien oder bei welchen auf dicken Stoffen mag das Problem vielleicht nicht auftreten, aber bei dünnen Stoffen will man nicht immer so ein steifes Stickvlies dahinter haben.
Ob man vielleicht Hilfe durch so etwas wie „Hoop Magic“ von PFAFF erreichen kann? Das ist ein leicht klebriger Rahmen aus so etwas ähnlichem wie Volumenvlies, der mit dem Stoff eingespannt wird, um mehr Halt zu geben. Da die Rahmengrößen nicht übereinstimmen, müsste man probieren, ob es trotzdem passt, oder sich selbst so etwas basteln.
Dass Pfaff so ein Hilfsmittel anbietet, zeigt meiner Meinung nach, dass auch da das Problem bekannt ist. Lange grade Rahmenkanten tun sich schwer, Stoff festzuhalten, deshalb sind die kleinen Handstickrahmen ja auch rund!
Im Internet habe ich auch mal eine Anleitung gefunden, die Längsseiten der Rahmen innen mit feinstem Schmirgelpapier zu bekleben, aber das ist bestimmt nicht einfach und auch nicht jedermanns Sache und erst recht nicht für Testmaschinen geeignet.
Übrigens habe ich die Tasche mit Stoffmal-, Bunt- und Filzstiften noch soweit gerettet, dass ich sie nicht wegschmeißen muss, denn die meisten Menschen schauen doch nicht so genau hin ;-).
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Ich habe außerdem zum ersten Mal eine Stickdatei getestet, die extra zum Sticken auf „foam“ gedacht ist; das ist so ähnlich wie Moosgummiplatten, aber noch weicher, und soll die Stickerei 3D artig machen. Ich habe das Puffy von Sulky verwendet, aber ich fand das Ergebnis nicht überzeugend.
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Es waren zu viel Reste vom Puffy zu sehen.
Dann habe ich mich zum ersten Mal an Lace-Stickereien gewagt und habe welche von denen probiert, die in der Maschine gespeichert waren.
P1070106Laceversuch.jpgP1070109Lace fertig.jpg
Gestickt nach Brother-Anleitung auf 3 Lagen wasserlöslichem Vlies mit normalem 40er Madeira Viskose-Stickgarn oben und unten und gelockerter Oberfadenspannung.
Manche Teile ließen sich fast in einem Rutsch sticken, aber bei anderen gab es Fadenrisse. Und wenn der Faden einmal gerissen war, riss er meist immer wieder. Es war schwierig, dann ohne Lücke wieder anzuknüpfen.
Es kann aber auch daran gelegen haben, dass ich keine Erfahrung mit so einer Stickerei hatte.
Eh ich es vergesse: Ich hatte meinen Mann gebeten, sich mal anzuschauen, wie der Sticktisch an die Maschine angebaut wird und wo es klemmt. Er hat dann ganz nach Männerart den Sticktisch mit Schwung rangeschoben, und siehe da: Die Lücke zwischen Sticktisch und Maschine war weg!
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Zusammenfassung:
Was macht die Brother V3 wirklich gut?
1. Das Sticken! Sie stickt schön, zuverlässig und gleichmäßig, jedenfalls bei normalen Stickereien. Das Stichbild und die Fadenspannung machen so gut wie nie Probleme. Und meistens kommt sie beim Oberfaden auch ohne Garnrollennetz aus. (Das kann meine Vision nicht so gut.)
2. Man muss den Anfangsfaden, wenn er beim Einfädeln wie vorgesehen abgeschnitten worden ist, nicht festhalten oder nachträglich abschneiden. Er verschwindet beim Sticken nach unten und ist oben nicht mehr zu sehen.
3. Zeitdauer der Stickerei vorhersagen. Das passt ziemlich genau (wenn man die Zeit für Garnwechsel abrechnet). Allerdings muss man sich vorher merken, wann sie mit dem Stickmuster angefangen hat, denn sie berechnet nicht die Restzeit.
4. Wiedereinstieg nach (Strom-)Unterbrechung klappt problemlos. Nach dem Wiedereinschalten der V3 erscheint auf dem Display die Frage, ob man das zuletzt Gestickte fortsetzen möchte, und sie stickt dann genau da weiter, wo sie aufgehört hatte.
Einschränkung: Als ich zum Reinigen des Spulenbereichs die Stickeinheit abnehmen musste, war das Stickmuster weg! Ich dachte, ich könnte es trotzdem weitersticken, denn ich hatte es beim Editieren ganz oben rechts soweit es ging in die Ecke geschoben, aber beim Sticken traf es trotzdem nicht die bisherige Position.
5. Der Unterfadenwächter warnt zuverlässig; manchmal etwas sehr früh, aber ein paar Stiche kann man noch weitersticken, bis es einen zu sehr nervt, dass die Maschine dann immer nach 10 Stichen wieder anhält.
6. Die V3 bleibt auch bei längerem Sticken kühl. Wenn sie nicht grade in der Sonne steht, dürfte sie auch im Sommer nicht überhitzen. (Merkt etwa jemand den versteckten Vergleich?)
7. Die Beleuchtung ist sehr gut und hell. Meine gestickten Objekte habe ich für’s Fotografieren meist unter den LEDs liegen lassen, weil sie dann am besten ausgeleuchtet waren.
8. Noch 2 Kleinigkeiten: Die mitgelieferten Spulenclips, die ein Abwickeln des Fadens von grad nicht benötigten Spulen verhindern, und auch die Spulen nicht wegrollen lassen, sind klasse! Ich überlege, mir ein paar zu kaufen, weil sie für meine Spulen auch passen. Die mitgelieferte, kleine Schere ist schön scharf, wenn auch etwas schwergängig. Allerdings bevorzuge ich zum Fadenabschneiden eine ausrangierte Nagelschere wegen der gekrümmten Schneide.
Ich habe im Internet von vielen glücklichen V3-Besitzern gelesen und freue mich für sie, aber bei „meiner“ Maschine gab es doch ein paar Dinge, die mich enttäuschten, als da sind:
1. Der automatische Fadeneinfädler: Er funktionierte in den ersten Tagen sehr selten, später einen Tag lang immer, dann einen halben Tag nie und den Rest des Tages immer, dann wieder nur manchmal… Ich verstehe das nicht und gehe davon aus, dass das nähPark-Team da Abhilfe schaffen kann. Denn wenn er funktioniert, ist er eine große Hilfe.
2. Der große Rahmen (30cm x 18cm) stabilisiert bei dünnen Stoffen an den Längsseiten nicht genug trotz fest angezogener Schrauben. S.o.
Was ich sonst noch vermisse, sind Features, die man nicht unbedingt braucht, ich aber von der Vision gewohnt bin, wie z. B. Colorsort-Funktion, Vergrößerung bis ich jeden einzelnen Stich erkennen kann, aktuelle Restzeitanzeige, Spulenwechsel ohne Rahmenentfernung u.ä.
Wer aber reichlich Platz hat, so dass die Brother V3 nicht weggeräumt werden muss, und nicht ganz so viel Geld zur Verfügung hat, aber trotzdem gerne auf einer separaten Maschine sticken möchte, der ist mit der V3 nicht schlecht bedient.
Anja Brenndörfer
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