... ist es zwingend erforderlich, dass die Annähstücke aus nicht ausfransendem Material sind?
... Doppelt man es, wird es vielleicht zu dick.
Also... wie sind die einschlägigen Erfahrungen?
es ist keineswegs zwingend erforderlich, nichtfransendes Material zu verwenden. Es ist einfacher, weil weniger Arbeitsschritte notwendig sind als bei fransendem oder gedoppeltem Material. Kunstleder würde ich sicher nicht verwenden: man sieht an den Schnittkanten das untere textile Gewebe. Außer man schlägt die Kanten ein, was bei schlichten simplen Formen gut zu machen ist. Bei unregelmäßigen Formen ist das eher schwierig, ich würde dabei die Geduld verlieren und somit von Haus aus ein anderes Material verwenden. Die umgeschlagenen Kanten lassen sich mit geeignetem Klebstoff fixieren und dann ganz normal aufnähen.
Mir gefällt aber das Material nicht 
Bei fransendem Material gibt's mehrere Möglichkeiten: die Rückseite mit Einlage (Vlies oder Gewebe) bebügeln, die Kanten einschlagen wie oben beschrieben und dann aufnähen. Die zweite Möglichkeit: wiederum mit Einlage bebügeln, mit passendem Stoff hinterlegen (Futter, leichte Woll- oder Baumwollstoffe, Stoffe liegen links auf links), einmal drumherum steppen, Überstand knapp abschneiden und wie bei einer Applikation mit enger Satinraupe umkänteln. Dann aufnähen.
Eine weitere Möglichkeit: das Verschlußstück wiederum mit Einlage und Futterrückseite arbeiten (Stoff und Futter liegen rechts auf rechts), drumherum steppen, eine Wendemöglichkeit lassen und verstürzen. Bei allen diesen drei Möglichkeiten würde ich die Rückseite aus farblich kontrastierendem Stoff arbeiten und beim aufnähen etwas innerhalb des äußeren Randes absteppen sodaß die Rückseite je nach Blickwinkel des Gegenübers sichtbar ist.
Von den Formen her ist alles möglich: einfache geometrische Formen, florale Motive oder bei Kindersachen einfache figürliche Motive. Das kann ein Schneemann aus zwei unterschiedlich großen Kreisen sein, eine einfache Vogelform mit zwei dünnen Kördelchen als Beinchen, eine Figur aus einer einfache Kugel oder einem Oval, das Gesicht in die runde Form gestickt, lose Kördelchen mit Knoten am Ende als Arme und Beine, die derzeit beliebten Eulen, ein geöffneter Regenschirm. Alles einfache Formen mit ein paar Stick- oder Steppstichen, die Details andeuten.
Solche Formen lassen sich auch etwas plastischer mit einer Einlage wie Volumenvlies zum Beispiel arbeiten (Trapuntoarbeiten).
Wird fransendes Material verwendet, kann ich diese Fransen ganz bewußt als Gestaltung einsetzen. Ein Riegel, dessen Schmalseite ausgefranst ist, vielleicht mit einem Fädchen (Handstickgarn) oder ein paar Stichen zu einem "Besen" gebunden ist. Oder dessen Breitseiten in Abständen gebündelt sind. Oder rundherum ausgefranst. Oder bei Kreisformen sind Fransen eingeschnitten, hier empfiehlt sich eine Stepplinie als Sicherung gegen weiteres unbeabsichtigtes ausfransen. Oder man franst aus in Kreisform, auch hier mit Sicherungsnaht.
Wenn's keine typischen Dufflecoat-Verschlüsse sein sollen, was spricht gegen Riegel und kleine Schnallen? Oder Bänderriegel und Halbringe? Seit einiger Zeit werden dekorative große Haken und Ösen angeboten, die auch als Endstücke an einem Riegel sitzen können. Oder solo verwendet werden.
Große Pelzhaken gibt's mit Garn bezogen, helle lassen sich mit wasserfestem Faserschreiber oder Stoffmalfarbe passend einfärben, dunkle kann man mit Rocailles besticken. Es gibt Metallclipse zum verschließen. Golden glänzend, silberfarben, brüniert.
Viele Möglichkeiten zum ausprobieren.
Nochwas zum Knebelkopf: er muß nicht aus Holz, Horn oder Kunststoff und gekauft sein. Den Knebel kann man durchaus selber machen. Man schneidet aus passendem stabilen Stoff einen Streifen und wickelt solange auf bis die Wunschdicke erreicht ist. Bei Walk und Filz geht das recht schnell, die einzelnen Lagen kann man mit ein paar unsichtbaren Stichen innerhalb der Rolle fixieren. Während des wickelns oder nachher. Bei dünnerem Stoff braucht's einen festeren Kern: ein leeres Garnröllchen beispielsweise, einen dünnen Holzdübel, ein dünnes Plastikröhrchen, was sich so findet, stabil genug ist und mögliche Wäschen übersteht. Zum Knopf wird das Ganze, wenn die Mitte des umwickelten Röhrchens oder der Stoffrolle eine genähte Umwicklung aus Garn oder Stoffstreifchen bekommt, die dann am Mantel oder der Jacke festgenäht wird. Als eine Art Steg oder Öse (Achterschlinge).
Wer gern rumpusselt und Spaß an "Kleinkram nähen" hat, wird das bestimmt mal ausprobieren.
Kerstin