Ärmelverarbeitung

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  • Ich hätte es bitte gerne aufwändig, Ästhetik hin oder her. ;)


    Wenn der Aufbau klar ist, kann man ja variieren, wie man mag.

    Grüße,
    Claudia


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  • ...aber trägt man im UK die Schultern nicht auch in einer eher abfallenden Linie :confused: - beim Prince of Wales ist mir das jedenfalls mal aufgefallen ....

    Beste Grüße aus Schleswig-Holstein
    Steffi


    Meine Devise: "...close enough to perfect for me!"
    (nach einem Song der Country-Band ALABAMA)


    Mein Blog: Das Landei

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  • Ich würde ganz gerne nochmal auf den Zuschnitt zurückkommen. Hast du am Armausschnitt des Unterärmels eine Nahtzugabe zusätzlich stehen lassen? Ist dort der Punkt, an dem man noch an der Einhalteweite rumschrauben kann?

    Grüße,
    Claudia


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  • Devil's Dance: britisch ist auch leicht abfallend. Wenn ich es richtig verstanden habe aber eher Richtung Pagodenschulter. Also dass zum Armansatz hin die Schulter wieder ein klitzeklein bisschen steigt. Die Armkugel ist etwas ausgeprägter als bei den Italienern und Amis. Basti hat das Ganze noch ein bisschen auf die "Spitze" getrieben.

    Grüße,
    Claudia


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  • Die zusätzlichen Nahtzugaben am Unterärmel verlängern quasi die Spitze nach oben und zur Seite hin und verläuft einfach wieder in die Armlochnaht. Wenn der Ärmel zu viel Weite hätte, könnte man hier den Ärmel enger nähen. Dazu braucht man aber am Armloch ein wenig mehr Zugaben, da sonst der Unterärmel zu kurz würde.



    Abfallende Schultern sind absolut nicht Britisch. Gerade in England sind Schulterpolster mit 4cm Höhe an der Tagesordnung. Abfallend gefällt mir persönlich zwar auch besser, aber das erreiche ich nicht bei einem Kunden mit geraden bzw. hohen Schultern. Da macht mir die Anatomie einfach einen Strich durch die Rechnung ;)

  • Nachdem ich den Ärmel noch mal herausgenommen hatte und die Kugel ein wenig abgeflacht habe, hefte ich den Ärmel wieder ein. Nun verteile ich die Weite aber ordentlich. So ordentlich, dass ich beim Nähen mit der Maschine später keine Fältchen nähe. Dazu stecke ich mir zunächst die Weite gleichmäßig, in dem ich die anfallende Mehrweite immer weiter teile und mit Nadeln fixiere. Dann hefte ich ihn erst mal wie gewohnt. Es ist übrigens sehr wichtig, dass der Ärmel in der vorderen unteren Rundung unterm Arm zur Brust hin ganz glatt liegt und keine Spannung aufweißt. Der "Ausstich" (also das Armloch des Ärmels) muss hier genau die gleiche Rundung wie die, des Armloches an der Jacke aufweisen. Das kann beim Heften nachgebessert werden, kann aber auch schon im Schnitt erreicht werden, wenn man dort beide Schnittlinien vergleicht und korrigiert. Das ist natürlich noch einfacher, wenn man den Ärmel selber konstruiert. Da nehme ich mir direkt den Armlochschnitt um die Kurve auf den Ärmel zu übertragen.


    So muss der Ärmel liegen.jpg


    Wenn man die erste Runde geheftet hat, kontrolliere ich noch mal den Ärmelfall. Wenn ich damit zufrieden bin, hefte ich im Bereich der Einhalteweite ein zweites Mal und zwar so, dass die neuen Heftstiche, die Lücken der ersten Reihe ausfüllen. Die Weite muss immer genau zwischen den Stichen liegen. Zieht man den Reihfaden stramm, presst sich die Weite auf das Armloch und es ist später nahezu unmöglich Fältchen einzunähen. Wenn man jetzt den Ärmel auf rechts dreht, schaut es schon aus wie genäht.
    Wer mag, kann die überstehende Weite an der Nahtzugabe ein wenig flach bügeln. Ist aber kein Muss.
    Weite eingeheftet.jpgWeite eingehäftet Kontrolle.jpg



    Bevor wir den Ärmel aber nun endgültig einnähen, kommt das Herzstück. Wir brauchen nun etwas, was dem Ärmel seinen Halt gibt, ihn stützt und ihn sich aufstellen lässt. Dazu gibt es die so genannten Fische. Ich treibe es hier auch wieder auf Spitze, noch einmal der Hinweis. Diese Art der Verarbeitung ist kein Muss und gibt einen sehr markanten schon fast Haute Couture mäßigen Ärmel. Ich möchte, dass er wie eine Krone um die Schulter verläuft. Wer das nicht mag, arbeitet einfach nach der gleichen Methode, reduziert ein wenig an Kugelhöhe, Weite und Fischgröße. Das heißt, der WIP ist auch für normale Jacken, Burdaschnitte oder sonstiges anwendbar. Hab mir gestern Abend noch Gedanken dazu gemacht, ob ich es vielleicht übertreibe und im Endeffekt keine Hilfestellung leiste, sondern nur noch mehr verwirre. Wenn dem so ist, kann man vielleicht noch mal einen machen und zeigt eine flache Kugel. Das entscheidet ihr.


    Ich hab hier einmal ein Schema aufgemalt, nach dem so ein Fisch gebastelt wird. Bisschen krakelig... ist weiß ;)


    Fisch Zeichnung.jpg


    Als Basis dient die Kugel des Oberärmels. Der Fisch startet unten bei der stärksten Rundung, folgt der Kurve bis fast zu höchsten Punkt und geht dann in einem größeren Bogen aus dem Ärmel heraus (grün). Je weiter sich dieser Bogen von der Kurve entfernt, desto mehr "Kraft" bekommt der Fisch wenn er später eingenäht wird und in der Form an die Armkugel gepresst wird. Er spannt sich dann auf und drückt gegen den Ärmel, was ihn davor schützt sich an unseren Oberarm anzulegen. Dieser grüne Teil wird aus einem starken Vlies geschnitten und hat noch die zweite Aufgabe, die Nahtzugabe, die durch das Einhalten ziemlich gekräuselt wird davor zu schützen, sich nach außen abzuzeichnen. Er liegt später dazwischen und gibt der Naht Volumen - zaubert diese "Rolle", die Nanne so mag.


    Der Fisch hat noch drei weitere Teile. In Rot haben wir ein Stück weiche Rosshaareinlage, die noch mal in gelb ein sehr festes Unterteil bekommt. Wichtig ist, die zwei Fadenläufe zu beachten. Dass wir Sprungkraft in beide Richtungen erhalten, damit der Ärmel im vorderen Bereich schön anrollen kann. Im hinteren Bereich - in Lila - haben wir noch ein Stück schweres Rosshaar, was uns den Hinterärmel aufsperrt. Die Bereiche Rot und Gelb habe ich zwei mal gezeichnet. Einmal in klein, einmal in groß. Es soll einfach demonstrieren, dass man hier in der Größe varieren kann. Ich habe einen sehr schweren Stoff und ich möchte meinen breiten Ärmel ordentlich zur Geltung bringen, daher nehme ich einen großen Fisch.


    Wenn wir uns das alles zurechtschneiden und zusammen nähen, erhalten wir folgendes:


    Fisch.jpg


    Mit auf dem Bild ist ein Fisch, wie er in den Industriesakkos zu finden ist. Schon ein wenig ausgenudelt ;)

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  • Das Problem ist, Basti.... dass ich keine Sakkos mehr anschauen kann, ohne gleich etwas zu finden und zu bemängeln.... :o ;) Da ist ein Zug, hier ist zu viel, da zu lang... Die Schulter sitzen so häufig nicht, dass mir die ganze Lebensfreude verloren geht :p


    Dieser Sakko ist eine Augenweide! Das Bild mit dem Rücken gehört ausgedruckt, eingerahmt und als Zielsetzung ins Arbeitszimmer gehängt! :D (Ob ich allerdings das mir jemals trauen würde, steht auf einem anderen Blatt :o).

    Liebe Grüße
    Antonia

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  • Als nächstes positionieren wir uns den Fisch. Als Orientierung dient der Startpunkt vorne an der Achsel, so wie wir ihn auch am Schnitt eingezeichnet haben. Legen ihn also einfach über den Ärmel, streichen das ganze ein wenig glatt und nähen mit 1cm einmal drumherum. Wichtig ist, dass die Naht gleichmäßig ist. Jeden Bogen, Zacken etc. würde man später von außen sehen.
    Ärmel einnähen.jpgEingenähter Ärmel.jpg


    Nach dem also nun Fisch und Ärmel in einem Arbeitsgang eingenäht sind, müssen die alten Reihfäden entfernt werden. Wendet das ganze einmal und hängt es euch über eine Puppe, oder legt die Schulter gerade auf einen Tisch. Wir brauchen nun unser Schulterpolster. Diesmal bin ich faul und greife auf ein fertiges zurück. Wichtig ist, dass ihr bei den Anproben immer das gleiche verwendet. Sonst stimmt logischerweise die Schulterschräge nicht mehr.
    Das Polster so können wir aber nicht gebrauchen. Wenn man auf den Rückenfotos ein wenig genauer hinschaut sieht man, dass der Rücken ein klein wenig breiter ist, als der Rücken der Person. Das soll für ein wenig Bequemlichkeit sorgen und uns das nach vorne greifen zu erleichtern. Damit diese extra Rollweite nun auch ordentlich vor das Armloch anrollt muss das Polster ein wenig manipuliert werden. Zu nächst lege ich es mir also mit seinem Mittelpunkt auf die Puppe und lege die vordere Kanten entlang des Armloches der Jacke.
    Polster vorne abstimmen.jpgPolster hinten abstimmen.jpg
    Hinten seht ihr nun, wie viel zu weit das Polster verläuft. Ich markiere mir mit einem kleinen Punkt den eigentlichen Armlochverlauf und ziehe davon noch mal rund einen Zentimeter ab und schneide mir das Polster so zurück.
    Polster abgestimmt.jpg
    Hinten ist das Polster jetzt so schmal, dass es später das Armloch des Rückens nach hinten zieht und somit gewährleistet, dass die Rollweite an das Armloch anstößt.


    Nach dem ihr das Polster zurecht geschnitt habt, steckt es euch genau mit der Kanten auf die Kante der Nahtzugaben und fixiert es zunächst am Mittelpunkt. Jetzt hält man das Polster leicht rund. Genauso, wie es später auch auf der Schulter liegen würde. Würde man es andersherum halten, was man, wenn man nicht drüber nachdenkt automtisch macht, würden wir uns ganz schön viel Länge in das Polster einarbeiten und dies würde uns den ganzen Schulterbereich zerstören.
    Polster stecken.jpg


    Wenn ihr das Polster ordentlich haltet, näht ihr es von Hand und genau in der Naht des Ärmels locker durch.
    Polster nähen.jpg

  • Wenn das Polster eingenäht ist, wende ich mir das ganze und halte es so, dass der Rücken anrollt und fixiere mit zwei Stecknadeln das Polster am vorderen Bereich. Wende mir das ganze wieder und nähe mir das Polster locker an die Einlagen an.
    Postion finden.jpgPolster annähen.jpg


    Danach folgt das Futter, was ich einfach an die Kanten des Armloches von Hand annähe.
    Futter anschlagen.jpg
    Als aller letztes wende ich das ganze wieder, lege meine Finger unter das Polster an die Armlochkante und zieh mir den ganzen Ärmel mit bisschen "Gewalt" kräftig über den Fisch, damit dort keine Luft zwischen Naht und Polster übrig bleibt und die Armkugel sich komplett aufstellen kann.
    Ärmel vorne.jpg
    Ärmel Seite fertig.jpg


    Jetzt kann man auch gut sehen, dass der Rücken NICHT auf die Puppe passt ;)


    Damit ist zum Thema Ärmel eigentlich alles gesagt. Der Ärmel wird nun noch abgefüttert und das Ärmelfutter von Hand an die Kanten anstaffiert und dann am Schluss beim Finish das erste mal in der Kugel ein wenig gebügelt und gepresst, so dass auch die letzten kleinen Kräuselungen verschwinden.


    Ich hoffe, ich konnte euch das Thema näher bringen und wenn noch Fragen offen bleiben, bitte gerne stellen!!! :)


    Ärmel fertig.jpg

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  • Super Anleitung Basti,


    anmerken möchte ich, dass in der Damenschneiderei die Mehrweite eher nicht so weit oben an der Kugel eingehalten wird.
    Von der Schulternaht aus gesehen nach links und rechts etwa 2-3 cm so gut wie nichts.
    Ich reihe mir Ärmel vorher auch ein, entweder mit der Hand oder mit dem grössten Maschinenstich und verbügele
    die Mehrweite vorher schon etwas. Das ist aber Erfahrungssache und jeder macht das etwas anders. Wenn man einen
    flachen Übergang von der Schulter zur Ärmelkugel erreichen möchte, näht man einen zusätzlichen Schrägstreifen aus Rosshaar oder aufgebügeltem Stoff mit.
    zu sehen hier: http://naehenundmehr.blogspot.…jackenarmel-einnahen.html

    Herzliche Grüsse - Vintoria

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  • Also gut 6cm keine Weite eingehalten? Das kann ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen,dass das schöne Armkugeln gibt und das das eine allgemeine Regel für die DOB ist? Aber wie du schon sagtest, jeder macht es anders.

  • Also gut 6cm keine Weite eingehalten? Das kann ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen,dass das schöne Armkugeln gibt und das das eine allgemeine Regel für die DOB ist? Aber wie du schon sagtest, jeder macht es anders.


    ja, genau. Vor allem wenn man möchte, dass die Ärmelkugel nicht so hochspríngt. Und natürlich hängt es auch immer
    von der Stoffqualität ab. Bei einem weichen Stoff kann man ja super einhalten, bei einem der springt, wird es mit dem
    Verbügeln schon etwas schwieriger, weil ja der Fadenlauf oben an der Ärmelkugel fast gerade ist.

    Herzliche Grüsse - Vintoria

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  • ja, genau. Vor allem wenn man möchte, dass die Ärmelkugel nicht so hochspríngt. Und natürlich hängt es auch immer
    von der Stoffqualität ab. Bei einem weichen Stoff kann man ja super einhalten, bei einem der springt, wird es mit dem
    Verbügeln schon etwas schwieriger, weil ja der Fadenlauf oben an der Ärmelkugel fast gerade ist.


    Das stimmt, da wo der Faden gerade läuft ist das einhalten schwer. Aber das ist ja höchstens ein Zentimeter. Wie gesagt, dass man bei dünnen oder dicht gewebten Stoffen das gerade Stück auslassen wird, weil es nicht einzuhalten ist, ist mir klar. Aber 6cm bei einer Dame mit zierlichen Schultern finde ich krass. Man lernt ja nie aus :)


    Gesendet von meinem LG-D855 mit Tapatalk

  • Das stimmt, da wo der Faden gerade läuft ist das einhalten schwer. Aber das ist ja höchstens ein Zentimeter. Wie gesagt, dass man bei dünnen oder dicht gewebten Stoffen das gerade Stück auslassen wird, weil es nicht einzuhalten ist, ist mir klar. Aber 6cm bei einer Dame mit zierlichen Schultern finde ich krass. Man lernt ja nie aus :)


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    Irgendwie waren sich Damen- und Herrenschneider noch nie einig. ;) Ne, im Ernst, ich finde, dass man auch nicht immer
    alles so dogmatisch sehen muss und von Fall zu Fall entscheiden kann.

    Herzliche Grüsse - Vintoria

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