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Ärmelbrett reparieren oder: was zuviel ist, geht zu weit

  • Es ist bei Schnäggens nicht anders als in ziemlich vielen Haushalten anderswo. Das Ärmelbrett ist seit Jahren aus dem Leim, aber die Schnägge behilft sich halt so irgendwie.


    ausgangszustand.jpg


    Da in der Ecke, an der linken Seite, das sind Fingerzinken. Wenn der Leim das nicht mehr hält, dann hält da nix mehr, schon gar nicht das kleine Brettchen dazwischen, der Hauptdruck (wieder: Hebelgesetz) kommt weiter vorne drauf.


    Bis vor kurzem war das so, dass das Brett immer so ein bisschen aus der Verankerung ging, nicht schön. Um ehrlich zu sein: ziemlich lästig – aber es ließ sich ja immer wieder zurück in die Ausgangsposition bringen, so mit leichten Schlägen auf das Hinterteil …
    Bis dann neulich beim Bügeln die Spitze vorne in Tuchfühlung mit dem großen Bügelbrett kam, wo ich das Ärmelbrett draufstehen hatte. Dann hieß es auch für Schnägge: Was zuviel ist, geht zu weit. Ab an die Hobelbank, den völlig lädierten Flanell abgenommen und die Zinken geleimt.


    geleimt.jpg


    Naja, ein paar Zwingen weniger hätten wahrscheinlich auch gereicht. Und die Leiste mit dem Dreiecksprofil ist bestimmt übertriebenes Sicherheitsbedürfnis. Aber wenn ich schonmal dran war … und der freundliche ältere Herr so eine schöne Leiste hatte, die er mir dafür auch noch angeboten hat – ist ja nicht selbstverständlich; wenn ich mir überlege, was man aus so einer Profilleiste noch alles nettes bauen könnte, wenn … man nur dranginge.


    Morgen bei Tageslicht mach ich euch ein Bild, wie es dann geleimt aussieht.
    Weiter bin ich seither noch nicht gekommen – und lege halt zum Ärmel Bügeln vorläufig weiter mein altes Kinderhandtuch auf, wie ich das schon die ganze Zeit gemacht hatte, weil der Flanellbezug ja viel zu dünn geworden war.


    Aber das wird jetzt anders: die nächsten Tage kriegt das Ärmelbrett eine ordnungsgemäße Bespannung (also: für mich ordnungsgemäß; man kann das auch anders machen, das ist sehr unterschiedlich, wer welche Unterlage zum Bügeln wie angenehm findet).


    Am Sonntag kam Kandidat 2 dazu. Wir haben uns beim Nähtreff über das geleimte Ärmelbrett unterhalten – jetzt weniger der fachliche Austausch über das ideale Ärmelbrett, eher unter dem Aspekt des endlich-angepackt-Habens. Da hat mir Aficionada ihr (ebenfalls lädiertes) gezeigt.


    raetselbild.jpg


    Das Originalbrett in dieser Form ist aus Pressspan und einfach mittendrin durchgebrochen.
    Aficionada: Vielleicht machst du ein Foto vom Ärmelbrett mit seinem Untergestell?


    Der Ersatz ist Multiplex-Sperrholz (es lebe das gut sortierte Lager!), also Sperrholz, das aus sehr vielen Schichten besteht. Deswegen muss auch niemand irritiert sein, dass die Faserrichtung scheinbar quer ist – ist ja sowieso einmal so rum und einmal so rum, d.h. das spielt bei Sperrholz keine Rolle.


    Morgen dann weiter
    verspricht Schnägge

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  • Oh, Du kochst Deinen Leim? Find' ich super. Wenn ich in der Küche oder auf dem Balkon arbeiten muss, macht das irgendwie keinen Sinn, da bleibt's bei Ponal.

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  • Leimkochen oder sogenannter Weiß- oder Kaltleim: Bei mir ist es eine Frage der Anwendung. Man kann den Glutinleim auch in der Küche oder auf dem Balkon zubereiten. Wichtig ist gutes Vorwärmen der Leimstellen (Fön), damit der Leim lange genug arbeitsfähig bleibt, bis alle Zwingen sitzen, wo und wie sie sollen.


    Das Ärmelbrett ist mit dem wasserfesten Ponal geleimt – aus dem Eimerchen nebendran … Aber schön, dass du den Leimkocher zuordnen konntest. :)

  • Ich möchte auch eine richtige Werkstatt haben statt immer nur des Balkons (auf dem es dann auch noch immer dann in Strömen gießt, wenn man eigentlich schleifen möchte). Im nächsten Leben ...

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  • Wie war das mit bei-Tageslicht-fotografieren?


    Erst hat der Tag so trüb angefangen, dass ich nicht in die Puschen gekommen bin. Dann war ich ausgiebig spazieren. War auch gut so, gegen Ende kam die Sonne raus. Bis ich zuhause war und Tee getrunken hatte, war es wieder finster. Die Kunstlichtbilder hätte ich euch auch gestern Abend schon machen können.


    geschraubt.jpg


    Die wieder verleimten Zinken habe ich noch von jeder Seite mit einer Schraube gesichert. Etwas stilvoller wäre ein kleiner Holzdübel gewesen. Aber letztlich geht es um die Funktion: Wenn da was durch mehrere Zinken durch geht, können die einfach gar nicht mehr auseinander gehen.


    kinderhandtuch.jpg


    … mein Kinderhandtuch wollte ich euch nicht vorenthalten. Funktioniert. Man kann so bügeln. Aber man muss eben dauernd das Handtuch wieder glatt ziehen.


    Ich hab jetzt schonmal Wollstoff und Flanell mit hochgenommen. Dann müsste es eigentlich zu machen sein, dass ich das Brett morgen neu bespanne.


    Schönen Abend noch
    wünscht Schnägge

  • Schnägge meldet „morgen“ nach Darmstädter Zeitrechnung. Es ist sehr befriedigend, am Sonntag Vormittag etwas hinbekommen zu können.


    01_stoff.jpg


    Erst mal den Stoff ausgebreitet und geguckt, wie es sich so rausgeht.
    Es handelt sich um einen Fischgratköper aus Wolle mit kleinem Plastikanteil, den ich mir vor einigen Jahren äußerst günstig besorgt habe, um das große Bügelbrett neu zu bespannen. Wenn ich mit etwas zu heißem Bügeleisen direkt auf den Stoff gehe, kriege ich so kleine Schmelzpunkte rein. Es hat sich aber am großen Bügelbrett noch nie störend bemerkbar gemacht, dass ich da auf Dauer harte Stellen kriegen würde oder so. Insofern ist es für mich okay so. (Und dass zwischenzeitlich auch mal ein tragbares Rock-Probemodell für mich aus dem Rest rausgesprungen ist, sollte auch niemanden hier stören?)


    Toshka hatte schonmal einen Thread gestartet zur Frage, welches Material für eine Bügelbrettunterlage sinnvoll ist. Da ist eine ganze Menge zusammengekommen, jede und jeder darf aussuchen, was ihm oder ihr am sympatischten ist.


    02_breite.jpg


    Wie breit ich die Stoffbahn dann wirklich zuschneiden muss, habe ich einfach so mit Hinhalten ausprobiert. Fläche Bügelbrett und dann auf beiden Seiten die Brettstärke – und dann pi mal Gefühl ein bisschen schmaler, denn so ein klein wenig Zug sollte dann schon drauf kommen, sonst wirft das Ding beim Bügeln Falten, die sich aufs Bügelgut durchdrücken.


    Für mein Bügelbrett arbeite ich die Bespannung so, dass sie einfach mit der Unterkante vom Brett aufhört. So habe ich am wenigsten Mühe mit diesem kleinen Abstützbrettchen zwischendrin – da müsste ich ja sonst irgendwie einen Ausschnitt arbeiten.
    Bei so einem Brett wie dem von Aficionada kann man die Bespannung auch bis auf die Unterseite ziehen und dort befestigen – ist auf Aficionadas Bild gut zu erkennen.


    03_form.jpg


    Der Stoff liegt jetzt hier in vierfacher Lage. Das habe ich auch einfach nach Gefühl entschieden, man kann das je nach Geschmack auch dicker oder dünner machen.


    Bügelbrett umgekehrt draufgelegt, mit Schneiderkreide die Form angezeichnet …


    04_ausgeschnitten.jpg


    … und voilà: ausgeschnitten.


    Das ganze dann nochmal mit Zugabe rundum aus Baumwollflanell einlagig ausgeschnitten.
    Erst dachte ich, ich versäubere die Teile mit Zickzack. Aber kommt ja alles innen rein, wird schön festgemacht. Kann ich mir sparen.


    06_naegel.jpg


    Nägel zum Befestigen


    05_schrauben.jpg


    gibt es in der Schraubenschublade.


    Und wer sich fragt, was „Heimwerker“ bedeutet: Das ist die Schublade, an die auch das nicht-geschulte Personal dran darf …
    Da fand sich der zugehörige Hammer – und auch die Zange zum Herausziehen der verkehrt eingeschlagenen Nägel. Kommt immer mal vor.


    Die Größe der Nägel ist nicht zwingend festgelegt. Ich habe eben geguckt, was aus dem Bestand mir am meisten zugesagt hat. Diese hier haben schön flache Köpfe, die trotzdem groß genug sind, dass es gut hält.
    Wer neu kaufen muss: Ganz interessant sind auch Dachpappestifte oder ähnliches, die haben schön große Köpfe.

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  • 07_spitze.jpg


    Angefangen habe ich an der Spitze. Flanell um den Wollstoff herum einschlagen, Falz an die Unterkante vom Brett und klack-klack-klack-klack-klack ein Nägelchen rein.


    Dann an der Rückseite zwei Nägelchen und dann auf beiden Seiten seitlich in der Mitte.
    Davon habe ich keine Bilder. An der Rückseite: fotografieren vergessen. An der Seite: schlechte Bildqualität.


    08_ecke-einschneiden.jpg


    An der Ecke hinten hab ich den Wollstoff eingeschnitten. Ich wüsste nicht, wie ich das sonst hätte befestigen können, es würde dann einfach zu dick.


    Und dann eben die Auflage an den beiden Längskanten Stück für Stück befestigt.


    09_leicht-schraeg.jpg


    Gut ist es, die Nägel leicht schräg einzuhauen. Schräge gegen den Zug.
    Und wichtig ist, immer schön die Seiten abzuwechseln, damit man auf beiden Seiten gleichmäßig zieht.


    10_feddisch.jpg


    Feddisch! Jetzt fehlt nur noch der abnehmbare und waschbare Überbezug.


    11_fuer-den-bezug.jpg


    Dafür habe ich mir auch schonmal einen Stoff rausgelegt. Ist gebraucht und schon ziemlich abgewohnt. Das finde ich für einen Bügelbrettbezug ganz angenehm. Kann aber bedeuten, dass er in der Praxis nicht waschbar sein wird, weil er dann einfach von Dampf und Hitze beim Bügeln so mürb sein wird (wenn er so aussieht, dass die Schnägge sich denkt, dass sie eigentlich mal ihren Bügelbrettbezug waschen könnte … ihr wisst schon …)


    Liebe Grüße
    Schnägge

  • Darf ich noch eine kleine Anmerkung schreiben?


    Eine Schneiderin hat mir mal den Tipp gegeben, bei Holzbügelbrettern den Stoff vor dem Spannen anzufeuchten. Beim Trocknen zieht sich der Stoff ja etwas zusammen und damit bleibt die Bespannung auch faltenfrei.

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  • Interessanter Tip, klingt richtig.


    12_mit-bezug.jpg


    Ich habe es tatsächlich geschafft, den Bezug auch heute noch zu nähen. Es ist gut, solche Dinge anzupacken, bevor sie wieder ewig lang liegen.


    Am hinteren Ende wollte ich eigentlich in in beiden Ecken schräg abnähen, so dass sich die Ecken ausbilden. Ich war dann froh, dass ich es nicht mit der Maschine gemacht habe. Hier hätte mein so-ungefähr-könnte-das-hinkommen-Maß von hinten bis vorne und wieder zurück nicht funktioniert. Ich habe dann heute Abend noch kurz die Ecken von Hand ein bisschen abgenäht.
    Damit ist es für mich nahe genug an perfekt. Wie gesagt (geschrieben), gut möglich, dass es seine erste Wäsche in seiner Existenz als Ärmelbrettbezug gar nicht erlebt.


    Und jetzt weiß ich nicht, was besser ist: Dass ich mich in Zukunft bei jeder Benutzung des Ärmelbretts über das Ärmelbrett freue – oder darüber, dass ich die Reparatur endlich angepackt habe …
    Was eine anfängt, wird auch irgendwann fertig. Meistens jedenfalls.


    Und noch besser ist natürlich, wenn demnächst hier im Forum ganz viele Freude an frisch reparierten und damit wieder einwandfrei funktionierenden Ärmelbrettern haben.


    Liebe Grüße
    Schnägge

  • Sehr schön gemacht, welch ein Aufwand!
    Ich habe noch mein allererstes Ärmelbügelbrett in Verwendung, keine Ahnung, wie lange so etwas normalerweise hält (habe es nie häufig genutzt, jetzt stehts halt im Laden und wird mehr genutzt als bisher), es ist gut 20 Jahre alt und klappbar und hat noch den ersten Bezug.
    Ich hatte mir mal überlegt noch eins dazu zu kaufen, damit zwei im Laden stehen, und habe festgestellt im Gebrauchtwarenkaufhaus gibts die zu kleinem Preis in alles Altersklassen :) auch Typ Vollholz.
    Lg
    Ulrike

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  • Fantastisch!


    Ich besitze ja nur ein großes Brett... aber das ist schon das zweite, weil ich mir irgendwann mal die ultrabreite Version eingebildet habe. Ist toll, bis man veraucht die Spitze in alter Mama-Manier (die hatte nämlich auch nur ein Brett und hat damit alles gebügelt bekommen) für Ärmel herzunehmen. Dann stößt man bei dem breiten Teil doch schnell an die Grenzen...


    Jaja, gleich nach dem Kirschkernkissen schneide ich mal noch schnell eine Rolle und ein Ei für sowas zu...


    Fixw Grüße
    neko

  • Ich wüsste ja nicht, wie ich ohne Ärmelbrett zurechtkommen sollte.


    Gebrauchtwarenkaufhaus ist ein guter Tipp. Ich meine, ich hätte sowas auch schon öfters auf Sperrmüllhaufen gesehen (nicht jederfraus Geschmack, ich weiß, aber mit neuer Bespannung …?) Mir persönlich hätte der Tipp Gebrauchtwarenkaufhaus nicht wirklich geholfen, ich hatte ja ein Ärmelbrett, das hätte ich ja dann entsorgen müssen, dabei war es doch einfach zu reparieren.


    Klar, schon ein bisschen Aufwand. Aber Aufwand, der es mir absolut wert ist.


    Nachdem ich hier das How-to für die Bespannung eingestellt habe, denke ich, dass auch ein Ärmelbrett selber mit nur geringen handwerklichen Kenntnissen durchaus machbar ist. Ich, wenn ich eines bauen würde, würde es so machen, wie meines bereits ist, nur statt der (geraden) Fingerzinken hinten würde ich Schwalbenschwanzzinken machen. Dann kippt das Brett auch dann nicht nach vorne ab, wenn der Leim alt ist und nichts mehr hält.


    Mein großes Brett ist schmal. So schmal, dass ich auch die Kleider ohne Reißverschluss (ich habe nicht soo viel Taille) drüber ziehen kann. Dafür aber lang. Ich hab es mir in der Zeit gebaut, als ich mir den Luxus geleistet habe, meine Bettwäsche von Hand zu bügeln. Ich finde es nervig, wenn ich Stücke in der Breite hin und her schieben muss. Also ist es so lang, dass die Stücker in der Breite in einem draufpassen …


    Liebe Grüße
    Schnägge

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  • Und jetzt weiß ich nicht, was besser ist: Dass ich mich in Zukunft bei jeder Benutzung des Ärmelbretts über das Ärmelbrett freue – oder darüber, dass ich die Reparatur endlich angepackt habe …
    Was eine anfängt, wird auch irgendwann fertig. Meistens jedenfalls.


    Und noch besser ist natürlich, wenn demnächst hier im Forum ganz viele Freude an frisch reparierten und damit wieder einwandfrei funktionierenden Ärmelbrettern haben.


    Auch für die Zuschauer wird ein Ärmelbrett niemals mehr einfach nur ein Ärmelbrett sein.


    Danke für die schöne, gut bebilderte Anleitung!

    Dirk - des Teufels nackter KofferNÄHER 2.0 ...

    (Alt und müffelig.)

  • Weiter geht's in Sachen Ärmelbrett-Revival!


    Gestern bekam ich Schnäggen-Post. *freu* Und ratet mal, was in dem Päcken war! Richtig:


    Ärmelbrett_bezogen.jpg


    Ich bin total begeistert, wie toll das Brett bezogen ist. (Nochmals ganz lieben Dank an dich, liebe Schnägge)!
    Jetzt liegt es weiter an mir, dem Brett ein neues "Kleidchen" zu nähen und es auf den Ständer mit Klappmechanismus (wie oben gezeigt) zu montieren.


    P.S. Und weil sie gerade auch da 'rum lag, habe ich bei der Gelegenheit auch gleich mal die Monster-Schneiderschere, von der ich neulich sprach, mit abgelichtet.


    Stay tuned.
    Aficionada

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