Teil 2 - Nähmaschinen wir kommen!
Unser Weg führte uns zunächst in Nählädchen, in dem Cas und ich regelmäßig zu finden sind. Wir wurden freundlich begrüßt. Zielstrebig gingen Popps und ich zu dem Jerseystoff, den ich bereits gekauft hatte und Popps betrachtete die Farbenauswahl der reduzierten Stoffe. Sie kaufte insgesamt vier Farben, jeweils den Rest des Ballens ein. Ich war perplex – was macht frau mit 47 m Stoff? Popps antwortete, damit beziehe ich die hintere Fassade meines Hauses und lachte schallend.
Cas und Gix waren in der Zubehörecke zu finden und fachsimpelten mit der Inhaberin über Schneiderscheren. Gix suchte sich eine Premax mit blauen Blumendruck aus, eine Büchse Stecknadeln und zwei Päckchen Nähmaschinennadeln, sowie ein nachfüllbares Kreiderädchen und ein 3-m-langes Maßband. Cas nahm Allesnäher in verschiedenen Farben mit, fand noch einige hübsche Stöffchen. Nach einer Stunde verließen wir den Laden insgesamt rund 400 Euro ärmer und der Kofferraum war nach dem Verstauen unserer Schätze bereits zu einem Drittel voll.
Besichtigungstermin 1 stand auf dem Programm: eine Pfaff Dorina Comfort. Wir hatten die Verkäufer schon telefonisch vorgewarnt, daß wir zu viert auftauchen würden. Eine Frau in unserem Alter führte uns ihr Nähzimmerchen und da stand sie, die Dorina, neben einer Pfaff Performance 5.0 und einer Pfaff 260. Für die nächsten 10 Minuten vertieften sich die Verkäuferin und Popps in die Performance, waren wie im Trance und nicht ansprechbar für uns.
Die Dorina war beige-braun und hatte zwei Einstellrädchen, eins oben für die Stichauswahl und eins unten für die Stichlänge. Cas fiel auf, daß sie nur die Nadelposition mittig und links hat, Gix gefiel die Spannungseinstellung, die rechts an der Maschine als Rädchen war nicht. Popps nähte zur Probe und wir guckten interessiert zu. Mucksmäuschenstill war es im Raum damit Popps alle Geräusche, die sein sollen von Geräuschen, die nicht sein sollen, unterscheiden konnte. Auf mich machte die Maschine eine sehr guten Eindruck und ich hätte sie wahrscheinlich auch gekauft.
Popps fragte die Verkäuferin, ob wir auch mal die 260 anschauen dürften. Dürfen Sie, doch verkauft wird sie nicht, war die Antwort. Gix gefielen die Stellschalter nicht und sie konnte sich auch nicht vorstellen damit zu nähen. Somit fiel Termin 2 und 3 (Pfaff 260 und Pfaff 362) schon mal aus.
Nun kam Cas ins Spiel, die für die Finanzen zuständig war. Der unterst aushandelbare Preis für die Dorina war Euro 100, inklusive reichhaltigem Zubehör. Wir bedanken uns und vereinbarten, daß wir uns telefonisch nochmals melden, da wir noch andere Maschinen anschauen würden.
Im Auto meinte Cas, die Maschine sei zu teuer, Popps stimmte zu, Gix sagte, daß sie sie nicht haben wolle und ich erkundigte sich, wie sie denn zustandsmäßig sei. Popps erklärte, daß die Maschine okay sei, alles funktionieren würde und für Euro 30 bis 50 hätten wir sie auch kaufen können. Aha... wieder was gelernt, ich hätte sie auch für Euro 100 gekauft.
Termin 4 – eine Brother XL 5011 mit kleinen Defekten
Wir klingelten an einem Einfamilienhaus und wurden durch zwei neugierige, kleine, freundliche Hunde begrüßt. Ein junger Mann , etwa Mitte 20, öffnete und sah uns fragend an. Wir kommen wegen der Maschine, sagte Gix. Ah, so, dann kommen Sie mal mit, antwortete er und führte uns zur Garage. Skeptische Blicke zwischen uns Vieren. Das Garagentor öffnete sich und es stand eine CBX 650E (Motorrad) drin. Geiles Teil, entfuhr es mir. Ja, meinte er, doch nicht mehr zeitgemäß, deswegen verkauft sie mein Vater auch. Gix drehte die Augen zum Himmel, Cas grinste und Popps meinte, Du wirst doch jetzt wohl nicht – doch sie tut's! Oh, nein....
.. statt einer Nähmaschine schaute ich sehr interessiert erst mal in aller Ruhe das Motorrad an, Gix und Popps setzten sich auf die Steinmauer und sahen amüsiert zu, Cas schüttelte den Kopf. Die CBX 650E ist eine Maschine mit Kardanantrieb, also keine Kette, ist ein luftgekühlter Vierzylinder, hat vorne ein größeres Rad als hinten und einen ungewöhnlich langen Radstand. Mit Baujahr 1983 und original 45.000 km und einem gigantisch guten Zustand faszinierte sie mich unheimlich. Ich guckte, kontrollierte den Ölstand, bockte sie ab, setze mich drauf, probierte die Stoßdämpfer, bockte sie wieder auf, und bat den jungen Mann sie hinten runter zu drücken damit ich das Lenkkopflager und den Abschlag prüfen kann, dann fragte ich, ob ich sie anlassen dürfte. Ich durfte. Oh, die hat einen Sound, der ist unbeschreiblich..... träum... Ich hab' es mir nicht nehmen lassen eine Proberunde zu drehen und kam dann ernsthaft ins Grübeln sie zu kaufen. Die Preisverhandlungen seien mit dem Vater zu führen, er habe erst mal Euro 1.500 angesetzt. Okay, sagte ich, dann schreiben sie mir mal die Telefonnummer auf und sagen mir, wann ich anrufen kann.
Cas schüttelte wieder den Kopf und sagte schroff, Du spinnst!
Popps erkundigte sich dann nach der Nähmaschine. Ja, die werde von seiner Freundin verkauft. Na, dann los, rief Gix. Der junge Mann schien irritiert und brachte uns ins Dachgeschoß, wo seine Freundin die Maschine auf dem Küchentisch bereit gestellt hatte. Gix strahlte, Cas verzog keine Miene und Popps runzelte die Augenbrauen, ich dachte über das Motorrad nach und war überhaupt nicht bei der Sache.
Die Brother XL 5011 hatte einen Tragegriff und war relativ leicht, was Gix sehr gut gefiel. Sie hat ein Stellrädchen zur Stichwahl und ein Stellrädchen zur Stichlänge auf der rechten Seite, sowie ein Stellrädchen am Nähmaschinendach für den Nähdruck. Die junge Frau sagte, daß die Maschine etwa drei Jahre alt sei und sie nur einige Male damit genäht hat, danach sein kleine Defekte aufgetreten und sie habe nicht mehr genäht.
Popps Stirn legte sich in Falten und sie begann die Nadel auszubauen. Cas stellte fest, daß keine Nadel drin ist und Popps, daß da nur Reste einer gebrochenen Nadel drin sind. Popps guckte nach der Unterspule und bemägelte, daß sie falsch rum drin war. Popps fragte kritisch, ob die junge Dame die Spule eingelegt habe. Sie bejahte. Popps zog aus ihrer Tasche Nadeln hervor und setzte eine ein, dann spulte sie etwas Garn um und legte die Unterspule richtig ein. Sie nähte auf einem ebenfalls hervorgezauberten Stoffstückchen und kam zu dem abschließenden Ergebnis, daß die Maschine falsch bedient worden sei. Die junge Frau blickte ungläubig drein als ihr Popps erklärte, daß eine Maschine nur dann richtig näht, wenn sie auch richtig bedient wird. Cas nahm die junge Frau mütterlich in den Arm und fragte, jetzt wollen sie die Maschine nicht mehr hergeben, stimmt's? - Antwort: …. ähmm, ja...., nee, eigentlich doch, nicht, nöö, ich weiß nicht...... - gut dann lassen wir sie Ihnen einfach da, sagte Gix. Das hab' ich nun so gar nicht nachvollziehen können. Cas empfahl ihr einen Nähkurs bei unseren Lieblingslädchen zu machen und notierte gleich den Namen und die Adresse des Geschäfts auf einem Zettelchen, dann wir verabschiedeten uns.
Im Auto fragte ich nach, warum Gix die Maschine nicht kaufen wollte. Gix sagte, erstens weil sie wieder so ein Rad oben links hat, zweitens weil mir das Mädel leid getan hat., drittens weil die wieder braunes Dekor hatte. Wir haben gelacht und rumgealbert, na für Gix muß es eine Maschine in pink mit blauem Blumendekor sein.
Mittlerweile war es fast 14 Uhr und wir verspürten Hunger. An einer Tankstelle fragten wir nach einem Eiscafe oder Bistro und bekamen einen guten Tip zu einem Dorfwirtshaus, was sowohl Kuchen als auch warme Gerichte ganztags anbietet. Dort angekommen, bestellten wir erst Mal etwas gegen unseren Hunger und tauschten uns über die Erlebnisse aus. Du mußt noch bei der Dorina anrufen und sagen, daß Du sie nicht nimmst, erinnerte Cas. Gix sagte ab. Popps wollte wissen, was machst Du jetzt mit der CBX? - mhm... kaufen, wenn ich sie für 1000 Euronen bekomme. - Du hast einen Knall – noch so'n altes Teil – Ruhe, von Motorrädern verstehst Du nichts. Was ist jetzt mit dem Nähmaschinenguckplan? - so sprudelte alles wild durcheinander
Gix meinte, eigentlich sei es ganz egal, welche Maschine sie kaufen würde, wichtig sei, daß sie ihr gefällt und daß sie näht. Popps stimmte im Großen und Ganzen zu, Cas sagte, wir finden schon ein Schnuckelchen für Dich und ich telefonierte bereits mit dem nächsten Termin. Da wir die Pfaffen schon gestrichen haben und Termin 5, die Victoria Fashion 2001 mittlerweile verkauft war, sprangen wir zu Termin 7, der Brother VX 950. Die gleiche Maschine, die Cas mitgebracht hatte. Gix wollte die Maschine nicht angucken, denn so eine wolle sie nicht. Die Frage war nun zum Händler nach Nürnberg oder nach Ansbach (wir waren so ungefähr in der Mitte) oder Termin 8 bis 10 abarbeiten?
Cas war für Gebrauchtgucken, Popps enthielt sich der Stimme und Gix wollte jetzt die Privileg 5004 angucken, wenn die auf der Route liegt - lag sie, den Umweg hab' ich nicht erwähnt, sonst hätte Gix es bleiben lassen.
Als wir an einer Ampel standen, fragte Cas, kannst Du mal bitte in das Einkaufszentrum da links fahren? Ja, klar , nur wieso? - iIh brauch' noch Schuhe für morgen. Das ist eine fatale Falle in einem Schuhladen zu gehen, Spaß gemacht hat's trotzdem. Cas stolzierte in Mega-High-Heels auf und ab, überlegte ernsthaft sie zu kaufen. Popps lachte und forderte sie auf, mal darin zu versuchen ein paar Tanzschritte zu machen. Tja, das ging mit 4 cm Plateausohle und 15 cm Absatz nicht wirklich, daher blieben die Schuhe stehen. Eingekauft haben wir trotzdem Cas fand zwei Paar Pumps, ein Paar in dunkelbraun mit moderatem Absatz, ein paar mit silber-blauen Pailetten und Stilettoabsatz, sowie eine passende Tasche, Popps kaufte klassische, schwarze Pumps, Gix fand dunkelrote, reduzierte Stiefel und ich ging mit einem Paar türkiser Peeptoes mit Stiletto-Absatz, einem Paar pink-glitzernden Mary-Janes für's Tanzen und einem Paar grün-metallic-glänzenden Pumps glüchlich grinsend im Arm aus dem Laden raus. Jetzt müssen wir nur passende Kleider dafür nähen, witzelte Cas und Popps meinte, sie hätte für uns alle genügend Stoff eingekauft.
Die Privileg 5004 Super Nutzstich schauten wir bei einer Frau an, die nach ihren Angaben viel darauf genäht hat. Sie hätte sich jetzt eine andere Maschine gekauft und diese stünde nun zum Verkauf. Vier Frauen in ihrer Wohnung wären ihr zu viel, also gingen nur Popps und Gix zum Anschauen rein. Nach etwa 10 Minuten kamen beide wieder heraus. Cas und ich waren neugierig. Gix sagte, schade, daß die Maschine so schrottig war, denn diese könne sie sich vorstellen, sie habe ihr gefallen. Nur ein Einstellrädchen, alles so kompakt und einfach. Popps erzählte uns, daß an der Maschine so ziemlich alles schief sei, was nur schief sein könne, angefangen vom Spulenhalter, über Fadenspanner, Fadengeber, Führungsösen, Nadelfesteteller bis hin zu einer abgebrochenen Nadel – alles sähe nach einem Sturz aus und eine Baustelle kaufen wir nicht.
Cas war schon mit ihrem Phone im Netz und suchte gezielt nach einer solchen Maschine in der Umgebung, Popps meinte, zur Abwechslung Händler und ich tendierte dazu die Privileg 485 anzuschauen. Die Entscheidung hatte Gix.