Aber Tatsache ist, dass die relativ einseitige Beschäftigung der meisten Jugendlichen die motorischen Fähigkeiten nicht gerade fördert.
Das ist wohl richtig so. Wenn ich mir allerdings meine Umgebung hier angucke, dann frage ich mich auch, wo denn da die Räume und Möglichkeiten wären, damit Kinder ihre motorischen Fähigkeiten auf natürliche Art und Weise erwerben und ausbauen können.
Hier gibt es so einige Kinder in der Nachbarschaft (die kleinen und kleinsten höre ich viel zu oft und zu lange weinen, wie ich finde). Die im KiTa-Alter, werden auf den Balkon geschickt, wenn sie mal "draußen" spielen sollen, ohne dass ein Elter dabei sein muss. Denn die Höfe hier sind nicht nur winzig klein, sie sind auch noch vollgestellt und außerdem nicht abgeschlossen. Die Kinder wären sofort auf der Straße. Und das kann man hier unmöglich verantworten. Der nächstgelegene Spielplatz, ist zwar nicht weit entfernt, aber es ist nicht so ganz ungefährlich, den zu erreichen. Wir haben hier sogenannte "Spielstraßen"
Ja, auf dem Verkehrsschild vielleicht. In Wirklichkeit darf man dankbar sein, wenn die Autos "nur" mit 30 km/h da durchfahren. Und selbstverständlich dürfen die Kinder da nicht mir dem Ball spielen. Man stelle sich vor, die treffen damit ein geparktes Auto.
Ich sehe täglich, dass Eltern/Großeltern ihre Grundschulkinder zur Schule bringen, ganz viele tatsächlich auch zu Fuß, weil der kürzeste Weg durch die Fußgängerzone führt. Aber nicht mal die ist sicher. Da fahren die Busse durch und morgens auch die ganzen Lieferwagen und wenn man dann am Ende der Fußgängerzone die Straße überqueren muss, dann ist auch die grüne Ampel nicht wirklich eine Garantie dafür, dass einem da kein Auto vor die Füße fährt. Und wenn es das nicht ist, dann sind es wenigstens die Radfahrer. Wo sollen sie also hin, die Kinder? Bis die alt genug sind, dass man die einfach mal alleine nach draußen schicken kann, da haben sie es verlernt, dass es toll sein kann, auf Bäume zu klettern. Davon abgesehen, dass es hier kaum welche gäbe, die dafür geeignet wären.
Vor ein paar Wochen hatte ich das passende Erlebnis dazu. In einem Park am anderen Ende der Stadt gibt es einige kurze Treppen. Dort hat eine Oma versucht ihrem Enkelkind beizubringen, wie man so ein Treppengeländer herunter rutscht. Das Kind dürfte so etwa 5 Jahre alt gewesen sein und war nur mäßig davon begeistert, dass es da rutschen sollte. Die Oma ermunterte es mit den Worten: "Das haben wir früher auch immer gemacht und das war toll!" Daraufhin meinte das Kind ein wenig kläglich: "Ja Oma, früher war aber auch alles besser"
Nein, früher war natürlich nicht alles besser. Aber die Möglichkeiten für kleine Kinder, sich motorisch ganz normal und frei zu entwickeln, die sind heute zumindest für viele Stadtkinder nicht mehr ganz so gut.