Liebe Barbara,
Deine Vorgehensweise ist sicher die professionellste !
Ich möchte trotzdem einmal anmerken, warum ich für ein Probemodell (aus günstigem Stoff war). Ich habe es als Anfängerin immer schön mit Messen probiert und musste dann korrigieren. Das ging immer nur bis zu einem gewissen Grad. Die Sachen waren tragbar, aber für mich nicht zufriedenstellend :(. Anprobieren von Papiermustern (wird teilweise auch vorgeschlagen) kriege ich leider nicht hin. 4 cm Nahtzugabe im Ärmelbereich kann ich mir nicht gut vorstellen. Selbst geheftet wird das sicher ein ziemlicher Kampf. Ich habe zugegebenermaßen eine etwas merkwürdige Statur mit ein paar Besonderheiten (sehr breite, gerade Schultern, starkes Hohlkreuz, viel Taille im Vergleich zum Busen und größerem Hintern), die ich nach so 1-2 Probemodellen mit Hilfe hier im Forum endlich mal verstanden habe und jetzt habe ich auch etwas Ahnung von Schnittkonstruktion. Gerade der Schulterbereich hat mich als Anfängerin echt gefordert. Ich würde mich erst jetzt mit all meiner schon gemachten Erfahrung an Deine Methode herantrauen. Aber ich glaube fast, dass ich bei komplizierteren Sachen beim Probeteil aus Nessel oder aus Fehlkäufen bleibe (ja ich habe schon den ein oder anderen Stoff verwendet, wo ich das Muster im Nachhinein doch nicht mochte). Das Probeteil geht bei mir auch nur bis zur Hüfte. Ich mache es, nachdem ich den Schnitt meinen Maßen soweit ich das kann angepasst habe. Kragen, Revers, etc. doppel ich nicht und Belege spare ich mir auch und ich brauche in der Regel nicht so sehr viel Stoff (notfalls stückel ich auch an). Ich weiß, dass die Stoffe sich dann nicht unbedingt vergleichen lassen, aber ich sehe, ob meine Änderungen soweit stimmen. Im Rücken muss ich z.B. immer Stoff herausnehmen und das kann ich beim finalen Modell nur durch eine Naht lösen, wenn ich kein Probemodell mache oder ich laufe Gefahr, dass es doch zuviel war, wenn ich es vorher auf Verdacht mache. Ich denke der richtige Stoff, den ich (bei den großen Nahtzugaben, die später im Müll landen) extra brauche, wäre in meinem Fall nicht günstiger (weder für die Umwelt noch für den Geldbeutel). Ein Probemodell gibt mir zumindest große Sicherheit. Ich finde es daher absolut vertretbar.
Ergänzung: Konfektionsware passt mir bei Oberteilen nur aus Jersey. Hosen passen, wenn sie auf der Hüfte sitzen mit Gürtel. Bevor ich selbst genäht habe, hatte ich nur zu große Jacken und habe eigentlich nie Blusen getragen. Es hingen zwar 2-3 im Schrank schon eher Richtung Oversize und ich konnte mich darin trotzdem kaum bewegen. Das liegt an meinen Schultern, die selbst in Größe 44 meist zuwenig Platz haben und mein Taillenmaß liegt höchstens bei Größe 40 auch der Busen käme mit 40/42 locker hin. Wenn man eher eine Figur Richtung Konfektion hat, ist die Anpassung sicher leichter.
Es gibt für beide Arten Vertreter und bei Craftsy findet man zu beiden Vorgehensweisen Kurse. Wobei es mehr zum Probemodell zu geben scheint - vermutlich, weil es für Anfänger leichter ist.
P.S.: Ich finde Deine Seite sehr ansprechend. Wenn ich mal in Wien sein sollte komme ich vorbei :).