Selbst wenn ich passende Schnittmuster fände, hätte ich kein Interesse an Fertigschnitten (oder nur selten als Grundlage, aus der ich etwas Eigenes bastle), weil es so lange ich lebe nie vorgekommen ist, das mir die aktuelle Mode gefiel. Da muß ich ja schon selbst designen
Es hat einfach jeder ein anderes Vorstellungsvermögen, und auch eine andere Figur. Hier mal ein paar Gedankengänge von mir dazu:
1. Steffi und ich sind ein perfektes Beispiel dafür, dass verschiedene Hersteller zu verschiedenen Körperbauten passen. Die kann Burda ohne Änderungen nähen, ich nicht. Ich verteufel nicht Burda, sondern nähe Knip oder Ottobre (bei denen sich Steffi dann genau wie ich mit Änderungen quälen müsste).
2. Leichte Paßformanpassungen sind nichts das ich erwähnen würde, die erledige ich im Zuge der Anproben nebenbei. Ich würde nie einen Schnitt schlecht nennen, nur weil ich anpassen muss.
3. Unter entwerfen und designen versteht jeder etwas anderes! Für mich ist ein Schnittmuster ein Grundgerüst dass ich nach meinen Vorstellungen ausführe. Ich habe Basisschnitte die aus verschiedenen Zeitungen etc. kommen und die ich nähe wie ich mag. Beispiel ein Raglanschnitt aus der Ottobre: den habe ich dutzende Male für Cardigans ohne Verschluss, Sweatjacken, Pullis und Kleider benutzt. Ich würde nie sagen ich hätte da etwas designt oder entworfen (und schon gar nicht konstruiert!). Ich nähe nach Bedarf und greife aus „der aktuellen Mode“ Farben auf die mir stehen wenn sie im Stoffladen zur Verfügung stehen (was ich nicht mag lasse ich liegen, egal wie modern es ist).
4. „Die Mode“ ist relativ! Geht man in Läden verschiedener Marken findet man unzählige Stilrichtungen. Ich übernehme Ideen die mir gefallen, andere nehme ich nicht wahr. Trotzdem würde ich das was ich nähe nie als entwerfen oder designen bezeichnen.
5. Ganz lange überlegen muss ich gar nicht wenn ich nähe, da ich eine Stilrichtung im Schrank habe in der die Kleidung kombinierbar ist (OHNE dass ich dafür Hypes wie capsule wardrobe mitmachen muss). Ist ist für mich daher völlig wumpe, was gerade bei Schnitten modern ist, denn wenn Karottenhosen noch so modern wären und in jeder Zeitung wären würde ich sie trotzdem nicht tragen, weil sie mir einfach nicht stehen (und ich werde weiter für den Sommer Schlaghosen tragen/nähen und für den Winter enge Hosen die in Stiefel passen, so wie ich das seit den 90ern mache, ud or allem werde ich weiterhin nichts anderes als Hüfthosen tragen, denn bei hohem Bund bekomme ich Brechreize -da scheine ich nicht die einzige zu sein, denn auch wenn seit Jahren alle Zeitungen/Läden hohen Bund präsenteren, hatte ich noch nie das Problem keine Hüfthosen zu finden, bei jeder mir passenden Firma).
6. Die Art wie man nähen gelernt hat spielt IMHO eine geoße Rolle dabei, was man an Kursen etc als sinnvoll betrachtet. Ich war über 10 Jahre in einem Kurs bei dem jeder ab Tag 1 das genäht hat was er wollte. Alle möglichen Techniken hat man nebenbei gelernt und nicht nach einem Steigerungsschema wie bei Meister Wimmer. Es gab Leute, die haben in der erstens Kursstunde Paspeltaschen genäht, und andere die mit Reverskragen anfingen. Für mich ist daher der Wimmer Kurs auch nichts das ich mir vorstellen könnte (genau wie Craftsy Kurse, denn ich habe das alles mal gemacht und zur Auffrischung reichen MIR 2-3 Sätze in einem guten Nähbuch). Andere, die sich das Nähen selbst anhand von Schnitten beigebracht haben, lernen durch Meister Wimmer geballtes Wissen das mir nebenbei gezeigt wurde. Ich habe in 25 Jahren an der Nähmaschine nichts gemacht nur um eine Technik zu erlernen, das kam immer nebenbei, aber ich kann nachvollziehen, dass anderen Teile für die Tonne an denen nur Technik gelernt wird brauchen....
Es gibt für jeden Hobbyschneider den richtigen Weg, aber er ist eben für jeden Hobbyschneider anders.
Zum aktuellen Thema:
Ich habe mit dem Nähen angefangen, we ich in keinem Laden passende Hosen gefunden habe. JAHRELANG konnte ich die nur selbst nähen (gerade als Studentin war das Budget für passende Marken einfach nicht da). Das hat sich geändert, ich finde im Laden jederzeit passende Hosen, und habe daher bestimmt seit 10 Jahren keine Hosen genäht. Warum: weil ich es nicht mehr muss!
Ich habe noch zig tolle Hosenstoffe „auf Lager“, vielleicht habe ich doch irgendwann mal wieder Lust darauf, aber solange die Industrie meinen sehr schlichten Hosengeschmack perfekt bedienen kann, verbrinde ich meine Zeit an der Nähmaschine mit Dingen die ich anders als die Konfektion haben möchte (in der Regel passender als die Konfektion).