Ich kann ganz bestimmt von mir sagen, dass mir schon auffällt, was andere anhaben. Noch mehr natürlich im Kollegenkreis, wiel ich einfach einige Stunden täglich mit ihnen verbringe.
Aber ich weiß jetzt nicht, woran das liegt? Weil ich einfach finde, Kleidung gehört zu mir? Weil ich Wert auf meine Bekleidung lege, nicht weil ich von anderen ein Feedback haben will, sondern weil ich mich damit wohl fühle. Und ich will nicht 10 Tage lang gleich leben, das wäre mir viel zu langweilig.
Ich hasse dumme Bekleidungszwänge, wie für die Männer beim 35 Grad im Hochsommer dunkle Anzugsplicht mit Krawatte. Sehe es aber schon so, dass ich durch meine Kleidung auch etwas ausdrücke.
Ich würde sagen, wenn jemand passend gekleidet ist, dann mag das einigen vielleicht weniger auffallen als jemand, der sich einen Bock leistet. Wenn bei einer Besprechnung mit Geschäftspartnern z. B. eine dicke Frau mit Leggins, wabernden Fettrollen, zu kurzem Oberteil = nicht gebügelte Bluse, bei dem dann immer die nackten Speckrollen herauskamen, wenn sie einen Arm etwas hob vor einem steht und einen Vortrag hält, also ich denke, 99% haben diese Frau mit ihrer Kleidung in Erinnerung, wie viel Prozent sie vom Vortrag behalten haben, weiß nicht. Wie der Vortrag überhaupt eingeschätzt wurde, weiß ich nicht. Ich denke, sie hätte den brilliantesten Vortrag halten können und trotzdem wären nur wenige vom Inhalt her baff gewesen.
Nein, damit diskriminiere ich nun nicht Dicke, ich war es selbst zweimal. Selbst als Dünne wäre ihr Bekleidungsstil aufgefallen. Aber weil ihr Bekleidungsstil auch nicht Ansatzweise zu ihrem Körper passte, eben noch mehr. Es ist ein Extrembeispiel, das ich erlebt habe.
Ich liebe es, immer irgendwo die Bekleidungszwänge stilvoll, nicht provokativ zu brechen. Aber nicht vorsätzlich, stelle mich nicht hin, was kann ich nun machen, sondern irgendwie bin ich so. Das fällt schon öfter auf, aber mehr in die Richtung, das sieht toll aus, würde ich auch gerne tragen, aber solche Sachen würde ich erst gar nicht finden.
Als Beispiel nenne ich einmal Schuhe, die von der Farbe her genau zum Blazer samt Hose und Bluse passen. Die Schuhe nehmen die Farben auf und sehen wie gemustert aus. Nur wenn man sie anschaut, ist das schwarze Muster in Wirklichkeit aus Nieten entstanden. Wenn die Schuhe nun Schwarz mit rein metallfarbenen Nieten wären, könnte man sie auf so einer Veranstaltung nicht tragen, und an der Hotelrezeption wäre wahrscheinlich der Sicherheitsdienst gerufen worden.
Da ich mehrfach von Frauen, aber auch dem ein oder anderen Mann auf die Schuhe angesprochen wurde, scheinen die Mitmenschen das also schon bemerkt zu haben.
Vielleicht kommt es bei der Wahrnehmung durch andere auch darauf an, was man für ein Mensch ist und wie man die Kleidung trägt?
Werden vielleicht die Menschen, die mehr zurückhaltend, an sich auch eher unauffällig sind, auch bei der Bekleidung weniger beachtet?
Wird Kleidung, die eben unauffälliger ist, egal, wer darin steckt, weniger beachtet?
Dann käme natürlich die Frage, wie viel macht der Mensch aus, wie viel die Kleidung?
Aber auch, in welchem Umfeld wird die Kleidung mehr beachtet? Ich würde sagen im Berufsumfeld eher als privat.
Ist das vielleicht auch abhängig davon, wie man selbst mit seiner Kleidung umgeht, also zu ihr steht?
Irgendwie ein interessantes Thema.