Gritzner ist ein Name mit sehr langer Tradition.
Der Firmengründer Max Carl Gritzner hat vor über 120 Jahren den doppelt umlaufenden Greifer ohne Brille erfunden. Diesen Greifertyp findet man immer noch in den Pfaff Select und halt den aktuellen Gritzner-Nähmaschinen.
Vor dem ersten Weltkrieg war Gritzner die größte Nähmaschinenfabrik des europäischen Kontinents, noch vor Pfaff und anderen, das Singer-Werk in Schottland war aber noch größer.
1931 wurden die Kayser-Werke von Gritzner übernommen. Von Kayser kam immerhin die erste serienmäßige Zick-Zack-Nähmaschine der Welt (tolle Bilder hier)
Die Gritzner Zaubermatic mit Radioskala (GU-Reihe) war in den 1950er Jahren State-of-the-Art und auch in den USA beliebt. Technisch wohl nur von den Adlermatic-Modellen übertroffen.
Ende der 1950er Jahre wurde Gritzner-Kayser von Pfaff aufgekauft und die drei Marken liefen noch einige Jahre parallel weiter und viele Modelle wurden als Pfaff, Kayser und Gritzner gelabelt verkauft. Die Gritzner Zaubermatik GU-K wurde z.B. auch baugleich als Pfaff 280 vermarktet.
Irgendwann waren die Gritzner- und Kayser-Fachhändler dann wohl im Ruhestand oder zu Pfaff-Händlern geworden und Gritzner und Kayser verschwanden vom Markt, bis Sie in den 2000ern von Marco Seitz übernommen wurden. Inzwischen war ja auch Pfaff Pleite gegangen und in der VSM Group zusammen mit Husqvarna Viking vereint und später dann mit Singer zur SVP Wordwide fusioniert. Singer, Pfaff und Husqvarna sind unter einem Dach.
Die alten Markennamen Gritzner, Kayser, Meister und Dorina wurden also von Marco Seitz übernommen und für mehr oder weniger hochwertige Nähmaschinen verwandt.
Während Meister und Dorina für einfache Modelle stehen, die Kayser Hobbymatic als Sailrite-Klon nicht mehr zu kriegen ist, sind die Gritzner Nähmaschinen die hochwertigsten aus dem Hause, auch die Gritzner Overlock hat einen guten Namen.
Die Gritzner Modelle 1035, 1037, 6122 und 6152 sind 1:1 Nachbauten der gleichnamigen Pfaff-Tipmatic-Modelle, die auf den original Pfaff-Produktionsstrassen entstanden sind. Das aktuelle Pfaff Select-Modell 4.2 unterscheidet sich wiederum kaum von den Pfaff-Urahnen.
Hier steht und näht eine Pfaff Tipmatic 6122. Ich habe sie mit der Bedienungsanleitung der Gritzner 6122 verglichen und nur zwei winzige Abweichungen gefunden - zumindest bei den Maschinen selbst - die Gritzner Bedienungsanleitungen sind leider etwas fehlerbehaftet, was die deutsche Sprache angeht.
Die Maschinen sind halt old school und können weder ihren Namen tanzen, sticken oder nähen noch automatische (Augen-)knopflöcher oder gar 9 mm breiten Zickzack.
Dafür sind 16 Lagen Jeans recht stressarm zu bewältigen, wo andere Maschinen schon lange die weiße Fahne hissen und der DFT genannte Obertransport, der bei Pfaff IDT heißt, sorgt für besseren Transport oder für totalen Frust - da scheiden sich die Geister in den Foren.
Auch will und muss der Greifer (Doppelumlaufgreifer, s.o.) regelmäßig geölt werden, überlebt bei regelmäßiger Pflege aber den einen oder anderen Spulenkorb der moderneren Maschinen, die von oben mit Spulen beladen werden.
Die recht frische Gritzner Tiptronic 4.2 kann übrigens als einzige Gritzner auch 1-Schritt-Knopflöcher.