Und weiter gehts in Sportsfield-Housing, Hanau-Wolfgang:
Da wir vergangene Woche ja quasi überrannt wurden, haben wir uns mit der Leitung verständigt, dass wir jetzt mit Anmeldung und einer Namensliste arbeiten. Club- Members only!
Wir hatten uns auch verständigt, eine Obergrenze einzuführen, denn wenn dann vielleicht auch manche nicht mehr mitmachen können, so ist es doch besser, mit einigen sinnvoll zu arbeiten, als mit ganz vielen gar nichts gescheites mehr auf die Reihe zu kriegen. Barbara und ich hatten uns ausgedacht, Rana, unsere Schneiderin , Shejma, die gut mit der Nähmaschine umgehen kann, Shirin, die uns in Englisch-Farsi einigermaßen dolmetschen kann, und eine weitere junge Frau,deren Namen ich noch nicht kannte, die aber gut zuschneiden kann, zu Helferinnen zu ernennen, die unabhängig von der Teilnehmerzahl immer dabei sein können.
Die erste Überraschung des Tages war, dass Shejna uns gleich informierte "Rana Transfer". Das ist sehr bedauerlich, da Rana uns eine große Hilfe war und zudem so eine freundliche kleine Frau ist. Sie hat auch mal für eins der anderen Babies ein Kleidchen genäht und der jungen Mutter irgendwoher einen hübschen Kinderstoff organisiert. Auch die andere junge Frau war nicht mehr da. Shejma und Shirin haben sich aber sehr über die "Beförderung" gefreut.
Wir hatten wieder einen Dolmetscher da, zumindest am Anfang, einen eindrucksvoll muskelbepackten jungen Mann. Da waren die Frauen mucksmäuschenstill.
Eigentlich ist mir ja eine Frau als Übersetzer lieber, (zumal der junge Mann sich mit Nähvokabeln nicht so gut auskannte) aber man nimmt ja, was man kriegt.
Wieder waren einige neue Frauen da, andere, die in den vergangenen zwei Wochen da waren, sind nicht mehr gekommen. Entweder sind sie auch schon wieder umverteilt, oder sie hatten einfach keine Lust mehr.
Also haben wir wieder alles von vorne erklären lassen, insbesondere eindringlich erklärt, dass nichts mitgenommen werden darf, ohne vorher zu fragen.Eifriges Nicken und Zustimmung. Dann hat der Dolmetscher sich verabschiedet, ich habe mein Auto vom Parkplatz geholt, um die Sachen auszuladen, und als ich nach dem Ausladen wieder zurück kam, hatte Barbara schon wieder ihren Kampf, weil eine Frau schnell eine der Scheren in die Tasche gesteckt hat. Sicherlich nur zum Ausleihen ;-).
Gemeinsam haben wir dann alles wieder abgejagt, die Stoffstücke wieder eingesammelt, und den Neulingen erst mal die zugeschnittenen Nadelbücher zum Nähen gegeben. Zuerst unzufriedene Gesichter, man hatte ich ja vorgestellt, große Sachen zu nähen (am liebsten zur Zeit riesige Kissen). Aber interessanterweise, nachdem dann die Nadelbücher genäht waren und jede sie mit eigenen Nadeln ausgestattet bekam, fanden sie das wieder ganz toll, und achteten genau darauf, auch eine ausreichende Anzahl eigener Nadeln (Nadel Einzahl: Susann, Mehrzahl : Susanne) zu bekommen.
Ich habe dann mehrmals übersetzen lassen, dass die Nadelbücher quasi ihre Eintrittskarte für den Gruppenraum seien und das niemand mehr ohne eigenes Nadelbuch mehr dazukommen kann (das ist sicher leichter zu kontrollieren als die Liste). Und Neulinge bekommen als erstes den Stoff für das Nadelbuch, vorher gibts nix!
Ich hatte auch nur noch kleinere Stoffstücke mitgenommen und erklärt, dass größere Stoffe für Kleidung etc. bei mir "bestellt" werden müssen , ich dann schaue, ob ich die Wünsche erfüllen kann und die Stoffe eine Woche später mitbringe. Da wir keinen Raum zum Lagern haben, nur einen sehr feuchten Keller, ich nicht mehr in der Lage bin , im PKW alles jede Woche hin- und her zu transportieren und wir uns ja nicht dauernd auf die Stoffkisten setzen können, damit sie nicht geplündert werden, fällt mir einfach keine bessere Lösung ein. Dann müssen sie eben eine Woche Geduld haben, wir müssen ja auch auf online-Bestellungen warten :D, und sie müssen eben das nehmen, was ich nach bestem Wissen und Gewissen für sie ausgesucht habe. Nach einer Stunde war nur noch ein Teil der Frauen da. Anscheinend hatten einige keine Lust auf die Regeln, oder es war ihnen zu wenig Auswahl zum mitnehmen, und sie fanden das Nähen zu antrengend, oder sie wollten ihren Ehemännern nicht zumuten, die Kinder zu betreuen, aber das ist okay so, damit können wir leben.
Nicht so okay finde ich, dass eine Tüte mit zwei Stoffstücken, die ich für Rana mitgenommen hatte, es war auch ein Aufkleber mit dem Namen drauf, nicht mehr da ist. Ich hoffe noch ein bisschen darauf, dass wir in unseren großen Chaos beim Einladen die Tüte vielleicht versehentlich liegen gelassen haben.
Es gilt halt wie überall, Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.
Tierisch gefreut habe ich mich allerdings, als Lina, eine der Betreuerinnen zu mir kam und mir eine große Schere in die Hand drückt. Die sollte sie mir im Auftrag von Rana zurückgeben. Ich hatte Rana in den letzten Wochen die Schere immer ausgeliehen, weil sie zuhause zugeschnitten und genäht hat, und dachte eigentlich immer, wenn sie zum Transfer geht, nimmt sie die Schere wahrscheinlich mit. Das hätte ich leben können, weil die Schere bei Rana ja gut genutzt wird.
Sie hat aber das in sie gesetzte Vertrauen zu schätzen gewusst und trotz des immer kurzfriststig angekündigten Transfers daran gedacht, mir die Schere zurückzugeben.
Es bleibt also spannend, aber wir sind immer noch überzeugt davon , dass es für einige der Frauen eine wirlich gute Sache ist und für diejenigen lohnt sich der Aufwand auch.