Beiträge von Ralf C. Kohlrausch

    im Thread nebenan (Larp, Zelte und sowas) überflogen, die ersten Postings (bevor sie alle übereinander hergefallen sind


    Ich hatte nicht den Eindruck, dass alle übereinander hergefallen sind. Es gab ein Missverständnis, vielleicht zwei, was wegen der sehr unterschiedlichen Herangehensweise in Foren kaum auf Dauer zu vermeiden ist. Dein Nick Naehmann pointiert das sehr schön - wir sind hier in einem Forum, das sich Hobbyschneiderin nennt. Gegründet und betrieben von einer Frau mit langer Erfahrung. Da gehen Techniknarren wie ich mit Glück als Teil des Unterhaltungsprogramms durch. Aus dem Nichts auftauchen, zu blöd ein T-Shirt zu nähen, aber das Drehmoment des dann nicht beteiligten Motors ausrechnen. Ob unsere Halbwertszeit größer ist als die einer Silvesterrakete muss sich noch zeigen. Ich habe mir in den vergangenen Tagen ganz schön einen abgebrochen beim Jeans flicken, und als dann an einer Kappnahtkreuzung ausnahmsweise das Drehmoment eine Rolle hätte spielen können habe ich mit Hilfe des Gesamtdrehmoments augenblicklich die Nadel abgebrochen. Es ist sicher nicht jedermanns oder jederfraus Sache, schwergängige Schnäppchenoldtimer im Backofen wieder aufzutauen, aber es wäre arg kühn, Foristi, die etwas konservativer an die Technik herangehen, wertend zu kommentieren. Die können immerhin nähen und schneidern. Was hier per Definition Thema ist. Im Gegensatz zur Maschinentechnik, die nur Mittel zum Zweck darstellt.


    Rant ende.


    Gruß
    Ralf C.

    Nennt sich auch "genähter Zickzackstich". Ein ähnlicher Stich für dieselben Zwecke heisst bei den ganz alten Bernina "Wellenstich". Müssten nicht auch die alten Pfaff a la 230 mit der Zusatzausstattung "Automatic" diesen Stich haben? Vielleicht findest Du im Drachenforum noch Hinweise.


    Bei "sehr dünnen, glitschigen" Stoffen werden die klassischen alten Maschinen auch nicht besser sein als die neu(er)en. Da wäre auszuprobieren, ob ein "walking foot", ein Fuß mit Rolle oder Teflonsohle, so 'n Fuß mit Riesenrad (wird von irgend 'nem Kirgisen o.ä. im Versteigerungshaus angeboten) oder einfach das Mitnähen eines glatten Papieres eine Lösung wäre, oder sonst die RICHTIG klassischen professionellen Maschinen mit Dreifachtransport (nicht nur ein mitgehender "Obertransportfuß" aus dem Zubehör, sondern ein mit Antrieb mitlaufender Fuß) zu erwägen. Mit letzteren habe ich keine Erfahrung. Vielleicht äussert sich noch Ralph C. Kohlrausch dazu, von ihm, von Focault und anderen habe ich gerade ein paar entsprechende Hinweise im Thread nebenan (Larp, Zelte und sowas) überflogen, die ersten Postings (bevor sie alle übereinander hergefallen sind und nur noch Rauschen rüberkommt) scheinen auch zu Deinem Thema zu passen.


    Moin,


    Ralf mit einfachem F bitte, wie in Nähmaschiene. Das PH ist ein britischer Manierismus. Silnylon ist, soweit ich das im Kopf habe, ein dünner flutschiger Stoff. Das ist nicht meine Baustelle. Mich interessieren die dicken sperrigen Materialien.


    Die Riesenräder brauchen auch Riesenplatz, das passt normal nur mit Hochschaftfüßen. Je Riesen desto Hochschaft. Unnormal basteln, bohren und schrauben kann man natürlich alles, aber hier würde ich doch erst mal mit den flachen Rollfüßen für Nedrigschaftanschlüsse anfangen, sofern das die Normalausstattung der Nähmaschine ist. Die ursprüngliche Idee bei diesen Rollfüßen war die im Vergleich zu klassischem Untertransport und erst recht zu Dreifachtransport viel größere Wendigkeit. Wenn Geradeausnähen gewünscht ist kann das auch stören.


    Pfaff 230, 260 und ihre entsprechenden Freiarmmodelle haben nicht unbedingt einen mehrstichigen Zickzack - genäht sind die alle - in der Automatik. Das boten erst die späteren Ausgaben der Automatik, deren Kurvenblock ganz oben dann eine Scheibe im Weihnachtsplätzchenlook hatte. Die Kurvenblöcke konnte man austauschen und so auch alte Zierstichautomatiken nachrüsten. Das wäre vor einem eventuellen Kauf zu klären. Pfaff hat das seinerzeit als Elastikstich beworben.


    Ich nehme an, dass viele Maschinen das können, deren Zier- und Nutzstiche durch separat einzulegende Scheiben gesteuert wurden. Falls die entsprechende Scheibe zum Gebrauchtangebot gehört. Bei Sachen, die man aus Silnylon näht wäre meine erste Idee, möglichst wenige Löcher zu verursachen. Bis zu einer zweiten Idee habe ich mich nicht damit beschäftigt.


    Mit dem Begriff Gurtband wird hier hantiert als wäre der definiert wie das Urmeter. Ich habe heute Gurtband der Stärke 0,8 mm verarbeitet. An den Packtaschen meiner Faltboote ist Gurtband mit 3,4 mm Stärke. Da kann es bei mehrlagig auch ganz schnell eng unter dem Nähfuß werden.


    Die Gurtbandfrage wird zu einem wesentlichen Teil schlicht vom Antrieb abhängen. Für mehrlagig Gurtband würde ich als erstes an eine Hochschaft-Gewerbemaschine mit eher aggressiver Transportzahnung denken. Und für den Stotterzickzack eine billige moderne Haushaltsmaschine dazustellen. Aber ich näh ja auch kein Silnylon.


    Gruß
    Ralf C.


    Moin,


    ich arbeite gerade mit Hochdruck daran, meine Improptu-Nähmaschinenwerkstatt in ein weihnachtstaugliches Wohnzimmer zurückzuverwandeln. Während ich in Archäologenmanier Schicht um Schicht freilege ist ein Notizzettel vom Faltbooteinlagern wieder aufgetaucht.


    Der etwa 40 Jahre alte Sack meines Hammer Robinson 500 besteht aus etwa 0,4 mm dünner Baumwolle. Dies hat sich als zu dünn erwiesen. Der Stoff ist vielfach eingerissen und hat insbesondere Autodachtransporte nicht mehr überstanden.


    Der Sack meines etwa 35 Jahre alten Pouch RZ 85-3 besteht aus 0,7 mm starker Baumwolle mit PVC-Verstärkungen. Entweder haben die sich beim Nähen blöd angestellt oder die Baumwolle ist eingelaufen. Das Gestell passt nicht mehr in den Sack. Die Baumwolle ist an einigen Flecken verhärtet und gebrochen. Verbindungsnähte zwischen dem PVC-Boden und dem Baumweollteil sind gebrochen.


    Der Sack meines gut 50 Jahre alten Klepper Aerius II classic besteht aus 1 mm starker Baumwolle. Ich bin mindestens der dritte Besitzer des Bootes. Allein bei mir hat der Sack gut 15.000 Kilometer auf dem Autodach verbracht. Er passt gut. Er hält gut, auch wenn einzelne kleine Stellen durchgerieben sind. Die Nähte halten, auch wenn einzelne Stiche aufgehen. Ein zehn Jahre jüngerer Sack eines Klepper T9 ist ebenso gut erhalten. Auch die Haut- und Taschensäcke der Klepper haben durchgehalten. An den Ledergriffen kommen inklusive der inneren Gegenstücke Schichtdicken von 7 mm zusammen.


    Ein Bundeswehr-Seesack besteht aus 0,8 mm starker Baumwolle. An den Kappnähten messe ich (nach dem Nähen) 3 mm. Die Gurtbänder sind 3,4 mm dick. Vierlagig Gurt kommt (nach dem Nähen) auf 10,7 mm.



    Fäden.jpg
    Fadenvergleich.jpg


    Ich habe ein Stück Faden aus einer Kleppernaht gezupft und mit anderem hier vorhandenen Fäden verglichen.


    Gruß
    Ralf C.

    Ich weiß nicht wie ich es sagen soll aber ...Das budget von 250 euro halte ich für völlig utopisch für etwas das solche Materialstärken dauerhaft und sauber verarbeiten und dabei funktionstürchtig bleiben soll.


    Moin,


    ich lese die Preisvorstellung 250 bis 300 Euro bei dieser Art Anfrage relativ häufig, und genau so häufig folgt dann die Einschätzung, dass das Budget zu knapp sei. Bei meinen Motorensuchen in den vergangenen Wochen habe ich parallel mal in den üblichen verdächtigen Portalen geschaut, was Mehrfachtransportmaschinen kosten:


    Pfaff 145 mit Tisch ohne Motor: 100 Euro
    Motoren einzeln ab 15 Euro
    Pfaff 545 H3-6 / 1B LMV mit Tisch und Motor: Unter 230 Euro (Preisvorschlag angenommen)
    Dürkopp Dreifachtransport mit Tisch und Motor: 230 Euro
    Adler 67 (Zweifachtransport): 120 Euro (Sofortkauf)
    Consew (ähnlich Singer 111) mit Tisch und Motor: 250 Euro (willhaben.at)
    Pfaff 145 H2 B (11 mm Füßchenhub) mit Tisch und Motor, viel Zubehör: 250 Euro
    Pfaff 545 mit Tisch und Motor: 350 Euro vom Händler
    Kayser Hobbymatic Heavy Duty (Ober- und Untertransport ähnlich Sailrite): 311 Euro
    Pfaff 145 H3 mit Tisch und Motor: 300 Euro
    Pfaff 145 VR6C GM mit Tisch und Motor: 200 Euro (Norddeutschland)
    Singer 211 mit Tisch und Motor: unter 380 Euro (Preisvorschlag angenommen)
    Adler 20-2 (Ober- und Untertransport) mit Tisch und Motor: 250 Euro
    Adler 4 Langarm mit extra langem zelttauglichen Tisch (Ober- und Untertransport): 250 Euro


    Gruß
    Ralf C.

    Gibt es vielleicht noch empfehlenswerte (und preiswerte!) von-allem-etwas-Sets für "keine-Ahnung-was ich-überhaupt-brauche"-Personen?
    Vielleicht https://amzn.to/2GqYIg5 [Anzeige]? Wobei ich da die meisten Garnfarben schon nicht gebrauchen könnte, aber damit muß man bei solchen Sets wohl leben.


    Moinsen. Wenn ich unseren Politikern glauben darf lebe ich in Reichtum und gehöre zur Erbengeneration. Ich erlebe das eher als Generation Haushaltsauflösung, und so sind schon einige Garnsets zu mir gekommen. Am Anfang dachte ich, es läge an mir, weil ich gerade mein Erstlingswerk nähte. Ich hatte den Garnbedarf falsch eingeschätzt, zu wenig Markengarn gekauft und musste alle farblich halbwegs passenden Reste mit verbrauchen. Wenn das Garn nur alle 20 cm gerissen ist war das schon ein guter Lauf an der Nähmaschine. Mit dem Markengarn hatte ich vorher stundenlang unfallfrei vor mich hingedrömmelt.


    Ich würde um diese Art Sets einen großen Bogen machen, nie wieder etwas in der Art kaufen und vorhandene Reste entweder wegwerfen oder bei Stopfarbeiten aufbrauchen.


    Als Kompromissgarn für erstmalallefarbenundnichtsoteuer habe ich Troja, das geht ganz gut. Beim Nachkaufen würde ich dann aber doch wieder eine Klasse höher gehen. Den Unterschied merke sogar ich als Anfänger. Ich empfehle einen Besuch beim Fachhändler und ein offenes Wort: Anfänger-Grundausstattung für kleines Geld. Damit können die umgehen. Das gilt sinngemäß auch für die übrigen in solchen Sets enthaltenen Sachen. Besonders für die Nadeln. Mach Dir mal den Spaß und kauf irgendein Nadelset für 1,10 inklusive Versand aus China und leg die, wenn sie da sind, unter ein Mikroskop, eine starke Lupe oder ein umgedrehtes Fotoobjektiv. Gegen das, was man da im Öhr findet sind die Alpen ein Hochplateau.


    Viel Spaß beim Nähen


    Gruß
    Ralf C.


    Moin,


    nur mal zum Vergleich gerechnet mit ein paar Anlassermotoren, die ich hier habe:


    1) WEG 120 Watt / 4500 rpm = 0,25 Nm an der Motorwelle. Untersetzung 1:2,2 => UAN 0,54 Nm


    2) WEG 120 Watt / 3000 rpm = 0,38 Nm an der Motorwelle. Untersetzung 1: 2,2 => UAN 0,84 Nm


    3) Quick 150 Watt / 3000 rpm = 0,48 Nm an der Motorwelle. Untersetzung 1:1,85 => UAN 0,89 Nm


    Diese drei sind Vertreter der Generation Wirtschaftswunder.


    Aktuell auf dem Markt:


    Moretti 120 Watt / 3000 rpm = 0,38 Nm an der Motorwelle. Untersetzung 1:1,85 => UAN 0,70 Nm
    Moretti 150 Watt / 4000 rpm = 0,36 Nm an der Motorwelle. Untersetzung 1:1,85 => UAN 0,66 Nm
    Moretti 250 Watt / 6000 rpm = 0,40 Nm an der Motorwelle. Untersetzung 1:1.85 => UAN 0,74 Nm
    Moretti 300 Watt / 6500 rpm = 0,44 Nm an der Motorwelle. Untersetzung 1:1,85 => UAN 0,81 Nm


    Auf dem Gebrauchtmarkt gelegentlich zu finden
    Gutris Tipo 7011 250 Watt / 5000 rpm = 0,48 Nm an der Motorwelle. Untersetzung 1:1,64 => UAN 0,78 Nm


    Da die Riemenscheiben bei den Motoren zwar wechselbar sind, aber wegen der nicht genormten Wellendruchmesser - und auch nur bei aktuellen Modellen - gleich große Ersatzscheiben erhältlich sind, kann man die Übersetzung nur durch Bastelei nachträglich beeinflussen.


    Die gebrauchten Anlassermotoren kosten etwa 50 Euro, neue Morettis etwa 130 Euro.


    Für 140 USD bekommt man mit Versand aus Großbritannien einen Servomotor
    550 Watt / 4500 rpm = 1,17 Nm an der Motorwelle. Übersetzung 1:1,64 => UAN 1,92 Nm


    Für 170 USD bekommt man mit Versand aus Großbritannien einen Servomotor
    750 Watt / 4000 rpm = 1,8 Nm an der Motorwelle. Übersetzung 1:1,64 = UAN 2,95 Nm


    Mit meiner Doppelschicht aus 2x4 mm Leder brauche ich 3 Nm UAN um langsam durchzukommen. Das könnte mit dem größeren der beiden Servos gerade so hinkommen. Die Pfaff 130 macht das locker mit. Wie langsam die Servos aber laufen können weiß ich nicht. Über die Morettis lese ich bei Nähmaschinen technik Michel aus Hamburg, dass sie nur ungenau stoppen und bei Schwaak und Bangert, dass sie nicht langsamer als 300 Stiche/Minute nähen können.


    Wesentlich steigern ließe sich die Leistung der Anlassermotoren wohl nur durch - größere Motoren und nicht durch die kostenlos machbare höhere Drehzahl. Korrigieren muss ich meine Aussage, dass die Morettis eine zweite Widerstandsreihe hätten, um die Höchstgeschwindigkeit zu begrenzen. Sie verschieben statt dessen die Motorkohlen, was den Wirkungsgrad veschlechtert. Immerhin bleiben weiterhin alle Regelstufen des Anlassers enthalten. Erst die neueren elektronisch geregelten MP55 und MP66 haben ein Potentionemeter zur Höchstgeschwindigkeitsvorwahl. Die alten WEG und Quick begrenzen die Höchstgeschwindigkeit mechanisch, indem sie die höheren Anlasserstufen blockieren. Es stehen dann einfach nicht mehr so viele Geschwindigkeiten zur Verfügung. Missverständlich scheint mir die morettische Werbeaussage, dass auch bei niedrigen Geschwindigkeiten durch die elektronische Regelung ein konstantes Drehmoment zur Verfügung steht. Wenn man dem Motor Volts wegnimmt und die Amperes gleich bleiben sinken die Watts. Das bedeutet bei ebenfalls sinkender Drehzahl unvermeidbar ein gleich bleibendes Drehmoment. Ob die Spannung elektronisch oder elektrisch reduziert wird ist dafür egal. Was allerdings nicht gleich bleibt ist die Durchstichkraft, weil den Motoren der Schwung fehlt. Um gleiche Durchstichkraft zu ermöglichen müsste das Drehmoment mit sinkenden Drehzahlen kontinuierlich steigen.


    Der Ingenieur Peter Niehaus ist anders rum an die Sache rangegangen. Als er mit seiner getretenen Pfaff 260 Schwierigkeiten bei vier bis sechs Lagen dicken Corduras bekam, hat er einen Waschmaschinenmotor in die Nähmaschine eingebaut. Der Motor wird aus einem umgebauten Hifi-Netzteil gespeist und mit einem eigens gekauften ebenfalls umgebauten Anlasserpedal gesteuert. Angegeben ist der Motor mit 650 Watt Leistungsaufnahme. Bei einem in dieser Größenordnung (Kleinmotoren) üblichen Wirkungsgrad von 60 Prozent wäre da eine Leistungsabgabe von bis zu 390 Watt zu erwarten. Um die Nähmaschine nicht zu überlasten speist Niehaus den Motor mit maximal 50 Volt. 230/50 = 4,6. 390/4,6 = 85. 85 Watt Ausgangsleistung hätte er mit jedem Anlassermotor einfacher haben können, aber wo wäre da der Spaß geblieben.


    Einige Hersteller erreichen werbewirksam hohe Werte, indem sie Maximaldrehmomente angeben. Bühler Motoren gibt an, dass Motoren diese Überlastung nur wenige Sekunden bis maximal eine Minute mitmachen. Das Neuroscience and Robotics Lab der Northwestern University erklärt die Nenndrehzahl mit Drehzahl, bei der der Motor das höchste konstante Drehmoment erreicht. Leerlaufdrehzahlen können mehr als das Doppelte betragen. Die schlechte Nachricht: Wenn die Nähgeschwindigkeit unter der aus Nominaldrehzahl und Untersetzung errechneten Geschwindigkeit bleibt steht das maximale Drehmoment gar nicht zur Verfügung. Drehmomentkurven bleiben meistens das Geheimnis der Hersteller.


    YDK immerhin gibt auf der taiwanesischen Seite ein paar weiter gehende Daten an. Demzufolge gibt es von den Typenschildangaben (nameplace values) zu den tatsächlichen Daten noch einige Abweichungen. Und auch diese Daten sind dann eher eine grobe Orientierung. YDK erlaubt sich Abweichungen von plusminus 10 Prozent. Plus 10 bei den Drehzahlen und minus 10 beim Drehmoment gegen den umgekehrten Fall sind dann Abweichungen von etwa 50 Prozent. Der YDK-YM261A9, den ich am Anfang empfohlen habe, macht leider aus den aufgenommenen 90 Watt nur unterdurchschnittliche 38 Watt. Ohne dass Toleranzen ins Spiel kommen. Offiziell bessere YDK-Motoren werden in D kaum einzeln angeboten.


    Bei einem polnischen Versender bekommt man den Tur 2 mit Pedal für 60 Euro inklusive Versand in schwarz. Dann stimmt immerhin die Farbe. Die Chinesen haben Rucksackmotoren inzwischen bis mindestens 280 Watt / 14000 Umdrehungen gebracht. Mein oller EKF mit 95 Watt / 4500 rpm bringt eine Pfaff 30 auf etwa 1300 spm. Das entspricht gut den rechnerischen Werten; die Maschine kann das Drehmoment des Motors auch nutzen. Bei gleichen Übersetzungen würde der Chinesen-Sprinter 4000 Stiche/Minute erreichen. Oder, falls es dafür am nötigen Umpf fehlen sollte, weit unter dem theoretischen Drehzahloptimum bleiben.


    Rucksackmotoren gibt's in China ab etwa 3 USD/Stück, Servomotoren ab 40 USD.


    Welche Nettigkeiten ein Kauf bei (von uns aus gesehen) ausländischen Anbietern bereithalten kann zeigt ein sicher ungenannt bleiben wollender Ebay.de-Händler: "Transport von Futtermitteln
    max. 5000 Stiche / Min", "bürstenlose Automobilindustrie YGF", "Und am wichtigsten, speichert es etwa 70% der Energie im Vergleich zu Kupplungsmotoren".


    Und wenn man plötzlich im Dunkeln sitzt und später tausende Firefox-Fenster wiederherstellen muss hat ist wohl wieder ein Entstörkondensator in einem Wirtschaftswundermotor geplatzt.


    Viele Späße
    Gruß
    Ralf C.

    Moin,
    die Pfaff 335 habe ich bei Ebay Kleinanzeigen gesehen.


    Die Claes ist die ostdeutsche Variante der Adler 4.


    Ich habe eine Pfaff 38, die IMHO noch ein bisschen robuster ist als die Pfaff 138, und die ich mittelfristig zum Verkauf anbieten werde. Ich halte sie für die perfekte Larp-Nähmaschine und - wenn ich jetzt schon die Hosen runterlasse - der Thread Larp- und Zelte ist für mich so eine Art Verkaufstraining. Argumente sammeln für später. Ich bin da natürlich befangen. Einerseits kenne ich die Maschine vom Basteln gut, andererseits will ich sie loswerden. Also hört nicht auf mich. Alles, was ich sage, wird sich irgendwann bei Ebay-Kleinanzeigen wiederfinden.


    Was ich bei der Pfaff 38 so richtig praktisch finde sind die 2 cm Füßchenhub. Füßchen hoch, das rastet dann ein, und beide Hände sind frei, irgendwelche dickeren Lagen unter dem Nähfuß zu arrangieren, Füßchen wieder runter. Dieses hohe Einrasten ist genial. Aber die Pfaff 38 wird ja auch bis heute international in der Schuhindustrie eingesetzt und dafür zu - für Endverbraucher irren - Preisen von Industriegroßhändlern gebraucht verkauft.


    Ich finde die Claes nicht hübsch, ich mag es, wenn die Dampfloks schwarz sind.


    Ich glaube, das war ein ziemlich sinnfreier Beitrag ;)


    Gruß
    Ralf C.

    Ein privater Anbieter, der 10 Industriemaschinen gleichzeitig anbietet. Schon mal interessant. Die angesprochene Adler hat einen Gummiriemen für die Übertragung von oben nach unten. Wenn der hin ist, wird's aufwendig. Ich würde vor dem Kauf, und bevor ich ins Auto steige, wissen wollen, wie der aussieht. Rundrum.


    In Oldesloe wird eine 335 für 500 Euro angeboten. Sorry, Bad Oldesloe. Da sind die bestimmt empfindlich.


    Gruß
    Ralf C.

    Naja...


    Aber du könntest das für uns mal testen und dann berichten.. :D ;)
    (Ich mach natürlich nur Spaß.)



    Wenn das Forum die Reisekosten übernimmt und vorab bezahlt verzichte ich auf das Honorar.


    Über diese Auktion wurde auch bei Leatherworker.net diskutiert. Dort gehört zu den Regulars der Cheftechniker einer Textilfabrikenkette (Gottaknow). IIRC äußerte der angesichts des Maschinenzustandes die Vermutung, dass die guten, noch produktiv einsetzbaren Stücke schon vorab verkauft wurden und hier in der Auktion nur noch die Fegsel zum Verkauf stehen. Das würde erklären, warum so viel leere Halle zu sehen ist und so wenige Maschinen und warum so viele der wenigen verbliebenen Nähmaschinen geöffnet und unvollständig sind. Außerdem äußerte er die Befürchtung, dass ein Betrieb, der den Bach runter geht vielleicht nicht mehr den maximalen Wartungsaufwand betreibt und auch die noch ordentlich aussehenden Maschinen erst mal gründlich überholt werden müssten.


    Darren Brosowski schilderte in einem anderen Thread die Schäden, die an einer jahrzehntelang in einer Fabrik genutzten Pfaff 545 aufgetreten waren. Die Reparatur wäre unwirtschaftlich gewesen. Da auch der neue Besitzer ein erfahrener Profisattler war, waren ihm diese Einschränkungen beim Kauf bewusst und es hat ihn nicht gestört. Die gut nähende Rumpfmaschine war wohl entsprechend billiger.


    Andererseits - ich habe gerade eine 110 Jahre alte Schustermaschine (Singer 29K1) für 60 Euro gekauft, die braucht nur ein paar Kleinteile und näht wie neu. Wäre in diesem Zusammenhang interessant, um Laschen anzunähen oder Reparaturen auszuführen. Man weiß nie, was kommt, muss täglich den Markt beobachten und bei Bedarf schnell im Auto sitzen. Die Kleinteile kommen von einer Adler 30-1, bei der das nicht funktioniert hat ;)


    Gruß
    Ralf C.


    Gerade sehe ich einen neuen Moretti mit der Bezeichnung MP66, mit dem soll durch die elektronische Regelung auch langsam nähen kein Problem sein?


    Liebe Grüße
    Renate


    Moin,


    natürlich ist langsam Nähen kein Problem. Das geht mit jedem Motor irgendwie. Interessant ist langsam mit Kraft nähen. Anlassermotoren vernichten die aufgenommene Energie, wenn sie nicht zum Nähen gebraucht wird als Wärme. Servomotoren können in begrenztem Umfang durch Tricks in der Steuerung (Variationen in der Phase, Amplitude, Frequenz, Phasenanschnitt etc.) dem Motor beim Langsamnähen mehr Energie zuführen, so dass langsam und kraftvoll gleichzeitig geht.


    Was Du vorhast müsste geade noch durch die billigen China-Servos ohne Zubehör zu machen sein. Die Motoren an sich sind sogar kleiner. Kauf Dir halt einen, bei dem Steuerung, Schalter und Antrieb getrennt und die Kabel lang genug für Deine Platzierungswünsche sind. Da brauchst Du wahrscheinlich professionelle Beratung; es gibt zu viele verschiedene, die Modelle wechseln zu schnell, und kaufen kannst Du eh nur, was die Händler hier haben.


    Gruß
    Ralf C.

    Danke Ralf,


    immerhin kann ich mir jetzt vorstellen wie groß ein Moretti ist. Wie sieht es jetzt mit der "UAN" also Durchstichskraft aus? Vor allem in Bezug auf langsam nähen von Leder (z.B.4 Lagen mit je ca. 1,2 mm)?
    Hast Du da Erfahrungswerte?
    Gruß
    Renate


    Moin,


    ich habe mal eine Kofferwage ins Speichenrad gehängt, die Nadel auf dreilagiges Leder geführt und dann an der Waage gezogen, bis sie das Leder durchstochen hat. Da passierte erst lange gar nichts, der angezeigte Zug wurde immer größer, und dann ging es beim Erreichen von 4 Kilogramm Anzeige ganz schnell und die Nadel war durch. Der Radius von der Wellenmitte bis zum Ansatz des Waage war 56 mm. Gezogen im rechten Winkel. Ein Kilogramm entspricht etwa 9,81 Newton. 4 * 9,81 ergibt 39 Newton Zugkraft, die ich aufbringen musste bei 56 mm Hebellänge. 56 mm sind 1/18 Meter. 39 durch 18 sind 2,18. Wenn ich keinen groben Denkfehler gemacht habe müssen also 2,2 Nm an die Hauptwelle der Nähmaschine gebracht werden, um diese vier Millimeter Leder langsam und ohne Hilfe von Schwungmassen zu durchstechen.


    Ich weiß noch nicht, was Du unter langsam nähen verstehst. Gehen wir mal von zwei Stichen pro Sekunde aus, also 120 Stichen pro Minute. Riemenscheiben bekommst Du kaum kleiner als 40 mm Durchmesser, also eine Untersetzung von 1:1,85. Dann dürfte der Motor nicht schneller als 222 Umdrehungen pro Minute laufen und müsste dabei mindestens 2,2/1,85 = 1,18 Nm an der Welle leisten. Besser mehr, denn im wirklichen Leben ist auch noch Faden im Spiel, der nicht nur durch die Maschine und das Nahtgut gezogen werden muss, sondern dabei mit seiner Reibung auch das Durchstechen der Nadel bremst. Und Leder ist auch nicht immer gleich. Sagen wir also 1,5 Nm.


    Das wäre die Domäne der Servomotoren. Frag mal Frank Brunnet.


    Gruß
    Ralf C.

    Moin Renate,


    ich habe keinen Moretti und kann deshalb nur vermuten. Der Motor hat zwei Widerstandsreihen (beim Topmodell Elektroniken). Die erste begrenzt die Drehzahl nach oben, die andere bietet innerhalb dieses Bereiches mehrere Stufen, die mit dem Fußpedal gesteuert werden. Ich habe einen WEG- und einen Kobold-Anlassermotor, beides bewährte Kräfte aus dem deutschen Wirtschaftswunder. Die lassen sich gut steuern. An der Pfaff 130 habe ich einen WEG-Anlassermotor mit 120 Watt und 4500 Umdrehungen. Der ist eigentlich zu schnell und zu schwach, um einen optimalen Einsatzbereich zu bieten. Aber 180 Watt und 3000 Umdrehungen sind mir noch nicht untergekommen. Und ohne Not würde ich auch keinen neuen (oder anderen alten) Motor kaufen; ich sammel die ja nicht. Meine beiden Anlassermotoren lassen sich sehr weich und angenehm nähen.


    Die Motoren, die "gleich losrennen" sind die Kupplungsmotoren. Die kennen nur ein oder aus und der Anwender hat dann fünf Millimeter Hebelweg, um mit schleifender Kupplung die Nähgeschwindigkeit zu regeln.


    Ich habe auf Fotos schon mehrfach Pfaff-Nähschränke mit eingebauten Anlassermotoren gesehen, das scheint also zu passen. Ich selbst habe meine Nähmaschinen aber in starren Tischen. Klappschränke werfe ich immer gleich weg.


    Rechnerisch ist das Nenn-Drehmoment im Tretbetrieb höher, was unter anderem daran liegt, dass das Nähtempo geringer ist. Wieviel vom Nenn-Drehmoment tatsächlich an der Nadel ankommt hängt wesentlich auch vom Riemenschlupf ab. Da sind Lederrundriemen den Gummikeilriemen wiederum unterlegen. Aber es gibt auch Gummirundriemen und geriffelte Riemenscheiben. Andererseits haben Tretantriebe die größeren Riemenscheiben - ob Anlassermotoren auf 50 mm effektiver Riemenauflagelänge gegenüber dem zehn mal größeren Tretrad nun abstinken oder davonziehen kannst Du dann ja selbst ausprobieren.


    1 mm - so dünnes Leder habe ich gar nicht. Durch 3*1,5 sticheln aber sowohl meine alte Pfaff 130 als auch meine erst acht Jahre alte AEG 795/791 mit normaler Rundspitzennadel ganz mühelos.


    Ich bin nicht ganz sicher, ob in den USA wirklich so viel auf der 130 genäht wird, oder ob sich Sammler mit deutschen Wurzeln für viel Geld ein hochglänzendes Stück alte Heimat in die neue gute Stube stellen. Ich finde, es gibt eine gewisse Diskrepanz zwischen den lautstark beworbenen Hochglanz-Restaurationsprojekten von Anbietern wie Zeusmachines und dem normalen Ebay-Geschehen. Und außerhalb von Ebay haben wir sowieso alle zu Superschnäppchenpreisen ge- und zu Wahnsinnspreisen verkauft. Sooooo groß war die Nähmaschine ;)


    Gruß
    Ralf C.

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