Die Deckenaktion finde ich aufgrund der Tatsache, dass ich nicht weiß, wo die Decken wirklich landen schwierig und ich halte es für viel wichtiger, dass mit den Flüchtlingen, die ein realtistisches Bleiberecht haben, auch möglichst schnell was gemacht wird.
Bisher gestalten sich im Main-Tauber-Kreis die Flüchtlingszahlen noch moderat.
Gerade für (traumatisierte) Jugendliche ist wichtig, dass sie aus den Erstunterkünften auch mal heraus kommen. Zugegebenermaßen haben wir bisher keine Minderjährigen in Wertheim, was sich erst in den nächsten Wochen vermutlich ändert.
Als berufliches Schulzentrum haben wir nach Wegen gesucht, passende Angebote im sportlichen und auch kreativen Bereich zu schaffen mit dem Ergebnis, dass Flüchtlinge (auch Erwachsene) an solchen Veranstaltungen rechtlich gesehen erst teilnehmen können, wenn ein Verein die Räumlichkeiten anmietet (verkürzt dargestellt). Unsere Schule stellt die Sporthalle und auch ggf. die Nähmaschinen sowie die Kücheneninrichtung kostenlos zur Verfügung und wir können so wirklich etwas mit den Flüchtlingen ZUSAMMEN machen.
Ein entsprechender Verein ("Wertheimer Freunde e.V.") wurde im Anschluss vor drei Wochen gegründet. Übrigens sind ausdrücklich KEINE Kleiderspenden gewünscht, weil die Flüchtlinge eingekleidet werden und Sachspenden solcher Art als "menschenunwürdig" von Flüchtlingsorganisationen hier eingestuft werden?! Mich hat das zuerst verwundert, aber, wenn ich mir ansehe, welche Lumpen tatsächlich dort angebracht werden, dann kann ich es nachvollziehen.
Ich will aber auf keinen Fall das wahnsinnige Engagement der "Decki-Näherinnern" abwerten!
Alle bzw. viele sind mit der aktuellen Situation total überfordert und ehrlich gesagt fällt es auch mir sehr schwer, das Leid, was gerade syrischen oder auch bürgerkriegsgeschädigten afrikanischen Flüchtlingen widerfahren ist, allein vom Erzählen zu ertragen. Es macht mich sprachlos und traurig zu erleben, wie auch über diese Flüchtlingsgruppe all zu leichtfertig geurteilt wird. Allein der Besitz eines Handys führt zu Kommentaren, die ich einfach nur beschämend finde. Dass das für viele die einzige Möglichkeit ist, mit den Zurückgebliebenden zu kommunizieren, wird nicht gesehen...
Helfen ist wichtig - ja, und gestaltet sich häufig schwieriger als gedacht, weil das gesamte System so aufgebaut ist, dass persönliche Beziehungen aufgrund er totalen Ungewisseheit sich praktisch kaum nachhaltig entwickeln können.