Doro - ich stimme dir zu - "nur" schwarz kann auch daneben sein - eine schwarze Hose im Baggystyle fände ich auch sehr deplaziert. Genau, es geht um schlicht.
Ich habe zur Beerdigung auch einen schwarzen Anzug getragen mit einem schwarzen (schicken, aber schlichten, ohne Zierrat) Shirt drunter. Den Anzug habe ich von den Messen - das ist meine "Business-Kleidung", die ich normalerweise mit sehr schönen bunten Blusen und passendem Schmuck und Gürtel, etc pp, aufhübsche.
Jetzt nach der Beerdigung trage ich immer noch schwarz - aber auch mal eine Sweathose (wie gerade im Moment) mit schwarzem Shirt - aber schwarz. Aber ich käm nie auf die Idee so auf einer Beerdigung aufzutauchen. Meine Mama trägt im Moment Baumwollhosen in schwarz mit schwarzen Blusen. Aber dazu trotzdem Schmuck.
Das ist auch ein Thema, an dem sich die Geister scheiden - wie lange wird schwarz getragen? Normalerweise hieß es früher: Ehegatten und Eltern - 1 Jahr schwarz. Und kein Schmuck!
Ich denke, in der heutigen Zeit ist es eher dem Gefühl angepasst. Meine Mama und ich tragen Schmuck, wenn auch dezent. Meine Tochter hat bei der Beerdigung den Ring getragen, den sie von der Ur-Oma vererbt bekommen hat (das hab ich nicht über mich gebracht - ich habe die Ehre, ihren Ehering und den Ring ihrer Patin, den sie schon geerbt hatte, erben zu dürfen) - ich hätte es an diesem Tag nicht tragen können..... ich bin heute den Tränen nahe, wenn ich auf den Ring schaue - den ich wohl täglich tragen werde, genau wie sie. Sie hätte sich darüber gefreut - wie sie auch genau wußte, dass ich ihn bekommen soll und ihn schätzen und in Ehren halten werde. Und sie hätte nicht gewollt, dass ich ihn im nächsten Jahr nur anschaue - statt zu tragen.
Wir haben aber auch eine Freundin, deren Ehemann überraschend verstorben ist, die tiefschwarz trägt und konsequent keinen Schmuck - aber niemand nimmt daran irgendwie Anstoß oder so. Sie trauert, zeigt es so auch nach außen hin - das ist auch in Ordnung so. Es gehört auch irgendwie zur Trauerbewältigung dazu.
Mich lässt die schwarze Kleidung im Alltag und der Hektik durchaus auch mal ein paar Minuten inne halten - die Gedanken zuzulassen, die mich beschäftigen, die Gefühle zuzulassen - damit die Trauer verarbeitet werden kann.
Ich würde mir deswegen nicht vorschreiben lassen, nach den alten Konventionen jetzt 1 Jahr lang schwarze Trauer zu tragen - ich würde es mir aber ebensowenig sagen lassen, dass das in der heutigen Zeit unangebracht wäre. Das ist meine Sache, mein Gefühl, meine Trauer.
Ich finde aber auch, diese Beschreibungen hier, von anderen Gebräuchen aus anderen Ländern oder auch den Wünschen der Verstorbenen, doch in bunt zu kommen - sehr schön! Aber auch das ist eine Bezeugung von Respekt dem Verstorbenen gegenüber - genau wie das klassische Schwarz. Wenn eine Familie darauf hinweist, das man doch bunt kommen soll - dann käme ich wohl auch nicht auf die Idee, in tiefschwarz auf der Beerdigung zu erscheinen.
Ich finde, es ist eine Frage, die jeder nach seinem eigenen Bauchgefühl und dem Gefühl, das man dem Verstorbenen entgegenbringt, beantworten sollte. Und es ist eine Frage des Respekts, wie man mit der eigenen Trauer und der Trauer der Angehörigen umgeht und diese bekundet - möge es bunt oder schwarz sein. Es sollte dem Anlass und den Wünschen entsprechend sein.