Stickerei als vielfältige und faszinierende Kunsttechnik. Viele der rund 130 ausgewählten historischen Objekte aus der in großen Teilen unbekannten Textilsammlung des GRASSI werden zum ersten Mal der Öffentlichkeit gezeigt. Arbeiten aus koptischer Zeit und Mittelalter, reiche Stickereien des Barock und 19. Jahrhunderts und aktuelle Werke stehen sich in sechs Themengruppen gegenüber. Traditionelle Kunstfertigkeit und Materialeinsatz sind ebenso wie digitale Techniken und neue Materialien zu entdecken.
Teil eines Frauenmieders, Frankreich, um 1735, Seiden-und Silberstickerei auf Seide. Foto: Esther Hoyer
Aktuelle Themen werden in der Ausstellung diskutiert: Schnelllebigkeit von Mode und technische Entwicklung ebenso wie Gender, Globalisierung und Nachhaltigkeit. Mit einem großen Anteil an historischen Beispielen durchstreift sie zudem zahlreiche Epochen und Themen der Kulturgeschichte und beleuchtet auch Sammlungsgeschichte. Insgesamt gliedern sechs Themeninseln die Ausstellung. Allgegenwärtig ist dabei stets der Rückgriff auf Formen und Farben der Pflanzenwelt. Blüten, Blätter und Früchte gehören zu den wichtigsten Inspirationsquellen für gestickte Motive auf Kleidung. Durch alle Zeiten symbolisieren sie das Wachsen und Blühen des Lebens, thematisieren Schönheit und Fruchtbarkeit, aber auch Vergänglichkeit.
Damenmäntelchen, letztes Drittel 19. Jahrhundert, Stickerei in Anlege- und Applikationstechnik. Foto: Esther Hoyer
Als Technik für künstlerische Gestaltung spannt Stickerei einen Bogen von Zeichnung über Malerei zu Plastik: Mit ihr lassen sich Bildideen in verschiedenen Materialien auf Gewebe setzen oder werden dreidimensional in die Fläche ein- und aufgebracht. Durch gestickte Zeichen, Bilder und Texte werden Kleidungsstücke zu Bedeutungsträgern.
Fashion bedeutet in diesem Kontext Kleidermode: Gezeigt wird nicht Mode als Werk eines Modeschöpfers, sondern Kleidermode aus Gegenwart und Vergangenheit unter übergreifenden Fragestellungen zu Technik und Bedeutung. Neben Kleidungsstücken auf Figurinen sind viele Fragmente und Musterstücke zu sehen – nicht nur von historischen Objekten, sondern ebenso von experimentellen Arbeiten der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle.
Gesellschaftskleid um 1925 Foto: Esther Hoyer
History in Fashion bedeutet einerseits Rückgriffe und Anleihen aktueller Mode auf Vorbilder und Anregungen aus historischer Mode sowie andererseits die Geschichte von Anfertigung, Entstehung, Gebrauch und Überlieferung, die jedes einzelne Objekt in sich trägt. In jedem Exponat steckt somit eine Story, die es zu entdecken gilt. So zeigen einige Ausstellungsstücke deutliche Spuren einer Zweit- oder Drittnutzung. Auf diese Weise werden Wachsflecken, die vom einstigen Gebrauch bei Kerzenschein zeugen zu wichtigen Informationsträgern der Objektgeschichte.
Internationale und globale Vernetzungen spielten in der Modegeschichte schon in der Vergangenheit eine wichtige Rolle. Anregungen und Ideenaustausch halfen und helfen stets dabei, sich mit anderen Kulturen vertraut zu machen.
Neben historischen Objekten und Beispielen aktueller Mode werden innovative Werke zeitgenössischer Textilkünstler/-innen und junger Talenten präsentiert. Traditionelle und digitale Techniken werden hierbei ebenso faszinierend eingesetzt wie neue Materialien.
Coryn Fashion Leipzig: Stiefel “Flora’s Present”, Italien, Deutschland 2017. Foto: Karola Bauer
Als Partner für diese Sonderschau hat das Museum die Textilklasse der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle unter der Leitung von Professor Bettina Göttke-Krogmann gewonnen. Die Arbeiten von neun Studierenden zeigen neue Ansätze für die Verwendung von Stickerei auf Kleidung für Hand- und Maschinenstickerei.
Öffnungszeiten
Dienstag bis Sonntag, Feiertage: 10–18 Uhr
Eintrittspreise
regulär 8,00 €
ermäßigt 5,50 €
Inhaber Leipzig Pass 4,00 €
Gruppen ab 8 Personen 6,00 €
Abendkarte (ab 17 Uhr) 4,00 €
bis einschließlich 18 Jahre FREI
Kuratorin
Dr. Stefanie Seeberg/ Kuratorin für Textil
Adresse
GRASSI Museum für Angewandte Kunst
Johannisplatz 5–11
04103 Leipzig
In der offenen Werkstatt direkt in der Ausstellung kann jeden Mittwochnachmittag selbstständig oder mit Unterstützung einer auf Stickerei spezialisierten Absolventin der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle gestickt werden (Hand- und Maschinenstickerei).
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