Es geht noch eine Nadelspitze mehr - für Haushaltsnähmaschinen

Angeboten unter anderem auch von Schmetz gibt es sie im gut sortierten Fachhandel. Es ist eher nicht zu erwarten, dass sie an der SB-Wand bei Discountern hängt, die ein Kurzwarensortiment haben. Dafür ist sie dann schon zu "speziell".


Schmetz Drillingsnadel


Wie ihr sehen könnt, sind 4 Zahlen auf der Verpackung. Diese: 130/705 bestimmen das Nadelsystem = Flachkolben und das H steht für Hohlkehle (Danke kledet für die Korrektur).

Die 2,5 bezeichnen den Abstand der linken zur rechten Nadel (oder umgekehrt) und ist damit die Breite. Die 80 steht für die Nadelstärke.

Die Bezeichnung "Universal" beschreibt die Nadelspitze.


Auf der "Impulsgrafik" - so nennt man das, was man hinter der Kunststoff-Verpackung sieht ist zu sehen, wie die Naht auf der rechten Seite aussieht. 3 absolut parallel laufende Nähte sind zu sehen. Ebenfalls zu sehen ist, dass damit nicht nur eine Geradstichnaht möglich wäre, denn die genähte Zacke zeigt, es gibt auch einen seitlichen Ausschlag. das geht sowohl mit der Zwillings- als auch mit der Drillingsnadel, WENN man dabei berücksichtigt, wie breit die max. Stichbreite der Maschine ist, an der man nähen möchte.

Ich sage in diesem Zusammenhang gern - jetzt muss man rechnen können. Das bedeutet konkret, dass die Stichbreite des gewählten Zier- oder Nutzstiches mit seitlichen Stichen PLUS die Breite der Nadel geringer ist als diese Maximalbreite.

Konkretes Rechenbeispiel zur Erklärung:

Ich möchte einen genähten Zickzackstich machen. Die von mir derzeit genutzte ELNA lotus bietet mir dazu im Stich 6 die Standardeinstellung 5.0 Stichbreite und 1,5 Stichlänge an.

Diese 5.0 PLUS die Nadelbreite von 2.5 würde mit 7.5 mm die mögliche Stichbreite von 7 mm überschreiten und damit zwangsläufig zum Nadelbruch an der Seite führen, da das Stichloch nicht ausreichend groß ist.

Also muss die Stichbreite reduziert werden. Ich wähle grundsätzlich noch 0.5 mm schmaler als die Stichbreite es zulässt, d.h. ich reduziere die Stichbreite auf 4.0 [PLUS Nadelbreite von 2.5 mm wird die Naht über 6.5 mm gesteppt].

Ist die Rechenaufgabe entsprechend der Möglichkeit der eigenen Maschine gelöst, geht es an die Praxis.



Die Herausforderung dabei ist die Fadenführung, denn mindestens ein Faden muss irgendwie zusätzlich zugeführt werden.

In der Regel haben Nähmaschinen auch eine zweite, zusätzliche Fadenhalterung zum Aufstecken im Zubehör. Diese wird benötigt, wenn wir mit der Zwillingsnadel arbeiten wollen.

Hier aber benötigen wir wie beschrieben drei Fäden.



Ich habe von brother den Multigarnrollenhalter [Anzeige], den ich dafür benutze. Alternativ kann eine einzelner Spulen- und Konenhalter [Anzeige] genutzt werden oder man stellt sich die Overlock, so vorhanden neben die Maschine und nutzt deren Fadengalgen zur Zuführung des Fadens. Wichtig ist - die Fäden müssen dann den gleichen Fadenweg nehmen, d.h. auch zwingend in der Spannung liegen.


In der Sendung beim blabla.cafe habe ich gezeigt, wie sich die Fäden verbinden.


So sieht es aus, wenn der Greifer aus dem Fadenhub der Nadel den Oberfaden mitnimmt und um die Spulenkapsel zieht.



Hier ist nun der Ober- und Unterfaden da und verbindet sich durch die Umschlingung.


Hat man nun zwei oder wie bei der Drillingsnadel gar 3 mal einen Fadenhub, nimmt der Greifer 3 Fäden mit und zieht diese um die Spulenkapsel und damit um den EINEN Unterfaden. Das sieht dann wie folgt aus:



Jeder der Fäden umschlingt den Unterfaden und verbindet sich mit ihm. Das passiert von links nach rechts und beim nächsten Stich wieder von links nach rechts usw. usf. ...

Der Unterfaden wird - wenn die Spannung ausreichend straff eingestellt ist - dadurch in eine diagonale Richtung gezwungen.


Dazu habe ich ein bisschen was erzählt:


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Der Stoff den ich verwendet habe, lag doppelt. Erhöht man die Spannung so wie ich es gezeigt habe, kann es im ungünstigen Fall sein, dass sich der Stoff eher zu einer Wulst zusammen zieht als dass der Unterfaden zur Diagonale wird. Das müsst ihr austesten und ggf. ein Vlies nutzen zur Stabilisierung.

Zu sehen ist auch der oben erwähnte genähte Zickzackstich.

Verändert in der Stichbreite auf 4,5 mm geht er problemlos und sieht gut aus.




Die Frage, wozu man eine Drillingsnadel nutzen möchte, kann ich abschließend so beantworten. Man kann mit ihr wie mit der Zwillingsnadel eine absolut in Stichlänge und Abstand identische dreifache Naht machen, so wie man es von der Covermaschine her kennt. Auf der rechten Seite ist der Unterschied nicht sehr deutlich zu sehen, außer dass die Gesamtbreite schmaler ist als bei einer Covermaschine bei Verwendung aller 3 Nadeln.

Die linke Seite zeigt den Unterschied und die Elastizität der Naht ist deutlich geringer als bei einer Covernaht, aber im Verhältnis zu einem einfachen Geradstich vorhanden. Den Vorteil den diese Nadel hat, liegt in der Designmöglichkeit in Verbindung mit Ziernähten. Das kann man mit einer Covermaschine nicht, da diese keine Quer-Nadelbewegung hat.


Wenn ihr also Spaß habt am Benähen und damit Gestalten von Oberflächen und Stoff, dann solltet ihr einmal diesen Nadeltyp ausprobieren.


Viel Erfolg!


(Kennzeichnung als Werbung - nicht vergütete Produktnennung)

Antworten 15

  • Ich hatte mir in einem Nähmaschinenladen eine solche Nadel kaufen wollen.

    Der Verkäufer sagte nur :Sowas gibts nicht,wer braucht denn sowas....

    Ich habe sie mir dann bestellt,aber bisher nur einmal ausprobiert.

    Man vergißt das dann immer,wenn man zuviel liegen hat:(

  • Das wuste ich auch noch nicht. Bin mal gespannt was die kostet

  • Bin mal gespannt was die kostet

    moderat... ich habe gerade bei Amazon [Anzeige] geschaut. Wenn man sie sachgemäß behandelt (Rückwärtsnähen finde ich bei Zwillings- und der Drillingsnadel immer kritisch), ist sie langlebig.

  • ...es sei denn man heißt Nina und vergisst, dass beim Ausmachen der Maschine, sich die Anfangsposition der Nadel verändert. Sie bricht deswegen ab, weil sie dadurch genau auf dem Fuß landet. :mauer: Ich weiß, dafür gibt es ein Knöpfchen, das man eine Zwillingsnadel drin hat, aber ich bin und bleib ein Töffel. :doh: Nur mal kurz ausmachen und was anderes machen, ich mach ja gleich weiter...schwups. Lehrgeld bezahlt.


    Ich hab die Nadel schon mal gesehen, konnte es mir aber nicht vorstellen, wie ich das einfädeln könnte und ob ich das benötige. Jetzt hast du, liebe Anne, ein Stichwort genannt, welches mich sabbern lässt! Covern! Ich arbeite mit Zwillingsnadel (meine T-Shirts sehen richtig professionell dadurch aus), jetzt kann ich mir das auch für den Drilling vorstellen! Manchmal bin ich aber auch ein Einfallspinsel und komme nicht mal auf die Idee verschiedene Farben zu nehmen! Und das der 3. Faden vor die Nadel kommt und nicht eingehakt wird ist auch irgendwie logisch. Wie macht man das aber mit dem 3. Faden, wenn man nicht so einen schicken Ständer von der Ovi nutzen kann?


    Vielleicht hilft meine neue Overlock, mich wegen der Farben etwas locker zu machen. Es muss nicht immer alles Ton in Ton sein! Farblich passend natürlich schon.

  • Die B830 hat wohl extra ein Feld (Sicherheitsmenü) für Drillingsnadel.

    Hab's noch nicht an der Maschine angeschaut, aber es gibt im Benutzerhandbuch einen Punkt Zwillingsnadel/Drillingsnadel. Da es die Maschine schon länger nicht mehr gibt, gibt's die Drillingsnadel wohl schon länger?

  • Die B830 hat wohl extra ein Feld (Sicherheitsmenü) für Drillingsnadel.

    Hab's noch nicht an der Maschine angeschaut, aber es gibt im Benutzerhandbuch einen Punkt Zwillingsnadel/Drillingsnadel. Da es die Maschine schon länger nicht mehr gibt, gibt's die Drillingsnadel wohl schon länger?

    Aber ja, die Nadel ist keine Neuheit. Jedoch, so habe ich festgestellt, ist sie kaum bekannt und weil die Frage, die Katrin eingangs schrieb... "Wer braucht denn so was"... mir öfter begegnet, war ebenso wie die Aussage, das gibt es nicht!, habe ich diese Vorstellung gemacht.

  • "Wer braucht denn so was"... mir öfter begegnet war ebenso wie die Aussage, das gibt es nicht! habe ich diese Vorstellung gemacht.

    Das ist auch total super!

    Ich hatte das auch nur in der Anleitung gesehen und wieder vergessen.....

    Dein Artikel wird mir bestimmt länger in Erinnerung bleiben, sodass die Chance besteht, dass ich das wirklich mal ausprobioere (und mir nicht immer nur vornehme.....)

  • Die Nadel gibt es schon ewig. Vor 20 jahrein habe ich sie mal für eine Ziernaht benutzt. Man nimmt 2 Rollen Nähgarn auf jede Garnhalterung und unter die rechte Rolle kommt noch eine aufgespulte Spule für die 3. Nadel. Eingefädelt werden dann die beiden rechten Fäden im selben Fadenweg.

  • Covernaht mit 2 Nadel mache ich oft mit unterschiedlichem Garn. Bin zu faul nach genau passender 3ter Farbe zu suchen. Manchmal nehme ich die Spule als 2te. funktioniert das auch wenn ich 3 Spulen übereinander auf 1 Halter legt?

  • funktioniert das auch wenn ich 3 Spulen übereinander auf 1 Halter legt?

    Also ehrlich gesagt wäre ich da ein bisschen kritisch, aber es wäre ein Versuch wert. Ich trenne die Garne lieber im Fadenweg. Seitdem ich spinne ;) habe ich mehr Verständnis für Drill und Verzwirnung von Fäden... und versuche die möglichen Risiken des miteinander Verheddern von Anfang an auszuschließen. Es käme halt auf den Versuch an und auf das einzugehende Risiko des Nadelbruchs.

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