Oeko? Bio? Logisch!

Der einst in den 60/70er Jahren, als ich die unbeschwerte Sorgloskeit meiner in Synthetik gekleideten und Kunststoff beschuhten Kindheit genoss, ich mit meinen Phthalaten geschwängerten Puppen und dem Azofarbstoffen durchtränktem Spielzeug, auf der bis zur nächsten Eiszeit unverrottbaren Auslegeware spielte, wir uns an der blendenden Farbenvielfalt der Lebensmittel kaum satt sehen konnten, meine Eltern so oft als möglich den, einem Alkoholiker gleich, Benzin fressenden Chrysler aus der Asbest gedeckten Garage holten und kettenrauchend (und zwar Eltern und Auto) mit uns Ausflüge in die Sonntäglichen Staukolonnen der Autobahnen unternahmen, waren wir eine gut assimilierte Durchschnittsfamilie in der schönsten aller Bundesrepubliken. Ökos hießen Hippies, siedelten im allgemeinen Gedankengut auf der Höhe lichtscheuen Gesindels, fahrenden Volkes, der „Sozis“ oder gar Kommunisten... Jedenfalls trugen sie grundsätzlich das Hemd aus der Hose und die Socken nicht straff... Das Leben war prima.


Alles änderte sich gegen Ende der 70er, als meiner Vater nach 12 Jahren Bundeswehr und einer Dekade als ordentliches Familienoberhaupt, dem Drang einer praecoxen Midlifecrisis nachgab und uns verließ...


...und plötzlich wurde alles anders. Auf einmal kostete der Liter Benzin über eine 1 Mark, das Waldsterben ward erfunden, in Pennsylvania erlangte die Stadt Harrisburg kernschmelzender Weise tragische Berühmtheit. Atemwegserkrankungen und Haut- und Lebensmittelallergien stiegen in die medizinischen Top Ten auf. Das Bewusstsein der Bevölkerung fing an, sich der Idee eines verantwortungsvolleren Umgangs mit Natur und Umwelt zu öffnen.... 1980 wurde die Partei der Grünen gegründet und Ökologie wurde zu einem real existierenden Thema. Meine eigene Mutter verhalf ihnen 83, vermutlich aus Frust auf alles Gewesene, zum ersten Einzug in den Bundestag....


Wir lebten im schönen Baden-Württemberg und unter den Klassenkameraden und im Stadtbild tauchten die ersten auf. Strickend mit „Jutebeuteln“, umgeschnürten Babys und einem Image wie es Dieter Krebs in seinem Song „Martin my Love“ verbreitet. Wir begegneten ihnen wohlwollend und belächelten sie.


Jute statt Plastik; Grafik © 2013 Anouk Duddey Jute statt Plastik; Grafik © 2013 Anouk Duddey


Die Sache aber nahm ihren unaufhaltsamen Lauf...


Heute sind Begriffe wie bio-, ökologisch, nachhaltig, Recycling und Upcycling allgegenwärtig. Sie sind schon in Kindergarten und Schule ein Thema, jeder Discounter hat seine "grünen" Produkte und Allerweltskleiderketten wie C&A haben ihre vermeintlichen, mehr oder weniger wirklichen Biokollektionen.


Die "Ökomode" hat schon lange das Image des selbst gestrickten Rentierpullovers von Dieter Krebs’ "Martin" hinter sich gelassen. Selbst auf der edlen Fashionweek in Berlin befinden sich „eco fashion“ und „sustainable design“ auf dem Vormarsch in die Sphären der höheren Gesellschaftsschichten.


Nicht ganz so einfach war es bis vor 2-3 Jahren als Hobbyschneiderin an kbA/ kbT oder GOTS und BEST zertifizierte Stoffe zu kommen. Anita Pavani war, so weit ich mich recht erinnere, lange Zeit die einzige Quelle. Das hat sich glücklicher Weise geändert.


Auf dem, im übrigen sehr lesenswerten, Blog „Grüne Sachen“ von Kirsten Brodde, steht in dem Artikel „Grüner Stoff und grüne Garne“, nun als Pdf downloadbar, eine Liste an Bezugsquellen.


Eine ganz ähnliche, sogar fast internationale Liste findet sich auch auf umweltberatung.at. Nicht unerwähnt lassen möchte ich hier das dazugehörige Nähgarn rPET von Gütermann aus 100 % recyceltem Polyester.


Einen Beitrag zu Nachhaltigkeit und Umweltschutz kann jede(r) von uns leisten. Schon wenn wir unsere Nadeln oder Garne aus heimischer Produktion beziehen, unterstützen wir soziale Arbeitsbedingungen, sichern wir Arbeitsplätze, senken wir CO2 Ausstoß durch kurze Transportwege und vermindern Müllproduktion, dankt langlebiger Qualitätsprodukte..."


[Werbung, weil unbezahlte Produkt- und/oder Unternehmensnennung]


Die Diskussion dazu ist hier zu finden: https://www.hobbyschneiderin.de/forum/thread/6663

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