Ledernähmaschine aus dem Reich der Mitte – ein Abenteuer

  • Da ich ab und zu meine Lederhosen oder andere Dinge aus Leder zu ändern oder zum reparieren habe, suchte ich geraume Zeit nach einer erschwinglichen Ledernähmaschine. Sie sollte auch nicht zu viel Platz benötigen und preiswert sein. Eine Zwischenlösung war eine Toyota Fabriq 17, die aber schnell ihre Grenzen erreicht und nur relativ dünnes Garn nähen kann.

    Die Angebote zu Ledernähmaschinen in der Bucht sind meist zu teuer oder desolaten Zustandes.

    So erwarb ich in einem Anfall aus Abenteuerlust eine neue chinesische Ledernähmaschine für 103 Euronen in der Bucht. Die Erwartungen waren eher in Richtung „Schrott“ und Bezahlung von Lehrgeld ausgerichtet. Der Standort der Maschine sollte Hamburg sein, der Versand kostete ca. 7 Euro. Tatsächlich brachte DHL wirklich nach drei Tagen das Paket mit ca 12 Kg. Das Gerät war montiert, nur noch Kleinigkeiten anzubringen. Der beigefügte Ständer war jedoch so klapprig, dass ich einen aus Holz selbst baute. Zunächst muss man mit Schleifpapier und Feile entgraten und glätten, davon hielt der Hersteller wenig. Es ist gründlich zu ölen und mit Universalfett einzulassen.

    Als Nähnadeln werden handelsübliche Flachkolbennadeln System 130/705 verwendet, beigefügt waren 10 Stck 110/16. Ich habe Ledernadeln bis Stärke 120/19 im Einsatz.

    Es bedarf einer gewissen Einarbeitung, aber zu meiner Überraschung näht das Ding tatsächlich. Zwischenzeitlich habe ich eine einfache Art Anschlag gefertigt, damit die Naht halbwegs gerade wird (Foto). Lederhosen und auch Schuhe konnten bearbeitet werden, kräftiges Schustergarn ist verwendbar. Praktisch ist die 360 Grad Schwenkfähigkeit des Transportfußes.

    Als Vorbild diente den Konstrukteuren wohl eine Singer 29k, deren Technik stark abgespeckt wurde. Der technische Stand wäre wohl so um 1890 einzuordnen.

    Da mir das Handgekurbel nicht gefiel, habe ich in der Zwischenzeit einen einfachen Antrieb mit Fußpedal und einem E-Motor nachgerüstet. Eine Untersetzung war erforderlich, da sonst die Drehzahl zu hoch war. Leider kann ich werkzeugbedingt kein Metall verarbeiten, so dass Holz verwendet wurde mit primitiven Metalllagern.

    Fazit:

    Es war trotz anfänglicher Bedenken kein Fehlkauf. Eine gewisse praktische Begabung ist jedoch Grundvorraussetzung, mit dem Chinadrachen fertig zu werden. Ausserdem sollten Sie nicht ölscheu sein.

    ChinLeder01.jpgChinLeder02.jpgChinLeder03.jpgChinLeder04.jpgSollten Sie aber die Anfertigung feinster Lederwaren in Manufakturqualität planen, ist diese Maschine eher ungeeignet

  • Gratulation!

    Da gehört schon etwas Mut dazu und Ideen, allerdings kann man wohl auch für diesen Preis keine Maschine aus diesem Jahrtausend verlangen.

    Da bei Deinem "Chinadrachen" keine sensible Elektronic verbaut wurde, könnte

    sie äusserst robust und wartungsfreundlich sein.

    Wünsche immer gutes Gelingen damit.

    gruss Dolce vita

    Die besten Pausen sind nicht lila, sondern italienische Momente!

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