Das Schnipp und das Schnapp: Vom Erkennen des Wesens der Nahtzugabe und ihrer geeigneten Behandlung


Ihr müsst euch eure Nahtzugabe vorstellen wie eine Aschenbahn in einem Stadion, bei der alle Teilnehmer im Rennen den selben Start und Zielpunkt haben. Die Fläche der Aschenbahn ist quasi eure Nahtzugabe.



Beim ersten Blick auf die Aschenbahn erkennt man, dass der außen Laufende eine viel längere Strecke zurückzulegen hat als der Innenlaufende, um das gemeinsame Ziel zu erreichen.



Kurz: Das innere Oval ist kleiner als das Äußere. Das übertragen wir gedanklich aufs Nähen: Federführend ist stets die Nahtlinie.


Beispiel: Eine halbovale oder halbrunde Tasche (oder auch ein runder Kissenbezug)


Beide Schnitteile werden R auf R * aufeinander gelegt und die runde Naht mit kleiner Stichlänge geschlossen. Dann wird des Taschen Inneres nach Außen gewendet.



Die Nahtlinie ist die Kürzere und wendet man das Nähgut, schiebt sich die Schnittkante auf die Länge der Nahtlinie zusammen. Es entsteht ein unschöner Stoffstau, der das Nähgut unsauber gearbeitet aussehen läßt.



Gilt für alles Nähgut dessen Rundung am fertigen Teil nach außengewölbt ist.


Beispiel: Die Eingrifftasche einer Hose



Die Nahtlinie ist die Längere und wendet man das Nähgut, versucht die Nahtlinie die Schnittkannte auf ihre Länge zu zerren. Die Nahtzugabe rollt sich und verhindert die angestrebte Rundung. Von außen ist die Nahtlinie und das Nähgut wellig und läßt sich auch kaum durch Bügeln glätten oder in Form bringen.



Gilt für alles Nähgut, dessen Rundung am fertigen Teil nach innen gewölbt ist.


Abhilfe bei solchen Misslichkeiten schafft das einklippsen oder auszacken der Nahtzugabe



In den beiden gezeigten Beispielen kann man durch das einklippsen/auszacken der Nahtzugabe die Problem verhindern. Die Schnittteile werden R auf R aufeinander gelegt und mit kleiner Stichlänge zusammengenäht. Die Nahtzugabe eingeklipst oder ausgezackt. Dabei möglichst nahe an die Nahtlinie kommen, diese jedoch auf keinen Fall anschneiden!



Was passiert dann?



Nun kann das Nähgut gewendet, gebügelt und, wenn vorgesehen, schmalkantig abgesteppt werden.


So ist alles... Glatt gelaufen.


* R auf R = rechte Stoffseite auf rechte Stoffseite

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