Vintage Nähmaschinen - reinigen, ölen, schmieren, pflegen

  • Liebe Hobbyschneiderin-Community,

    kürzlich habe ich eine <3 schöne alte Singer 237 <3 erstanden und mich seitdem hier und anderweitig im Internet ein bisschen durchgelesen, wie man wohl so ein Vintage-Schätzchen am besten reinigt und ölt und schmiert.


    Dabei habe ich festgestellt, dass es offenbar generell eine Liga pro und eine gegen WD40 zu geben scheint. Nachdem ich gelesen habe, dass WD40 zu 90% aus Petroleum besteht, denke ich, man nimmt sowieso dann am besten gleich Petroleum. Oder ist es empfehlenswert, erst noch etwas anderes zur Vorreinigung zu nehmen? Nähwelt Flach hat z.B. ein Universalreiniger-Spray unter den Pflegemitteln, einige Nähmaschinenhändler Ballistol-Sprays. Was ist davon zu halten?


    Gutes harz- und säurefreies Nähmaschinenöl aus dem Fachhandel zum ölen ist klar, das hat ja eigentlich auch jeder.


    In der Bedienungsanleitung für die Singer 237 (und ich vermute, das ist dann bei diversen anderen Maschinen aus den 60er Jahren und älter auch so) sind allerdings Stellen aufgeführt, von denen es ausdrücklich heißt, sie dürfen nicht geölt, sondern müssen mit Schmierfett geschmiert werden (siehe Bild).


    Singer237_schmieren.jpg


    Im Fachhandel sagte man mir jedoch, man würde heute nicht mehr schmieren, nur noch ölen, ich sollte einfach alles ölen (auch solche alten Maschinen, alles nur noch ölen). Und wenn ich unbedingt schmieren wollte, dann könnte ich Vaseline nehmen. Man hielt das aber wirklich nicht für nötig.


    Hier wurde aber zum schmieren schon ein Hochleistungs-Schmierfett auf Lithiumbasis mit PTFE (Teflon) empfohlen, oder reicht tatsächlich einfach Vaseline aus der Drogerie?


    Und muss man die Vaseline vorher erhitzen?

    (Habe ich einmal gelesen, damit es besser in die zu fettenden Gelenke geht.)


    Für die "Petroleumkur" habe ich auch unterschiedliches gelesen. Alles großzügig einsprühen und über Nacht einwirken lassen oder sogar Teile eintauchen, oder alles mit Wattestäbchen eintupfen. Da ich nicht vorhabe, meine Maschine komplett zu zerlegen, wird das auf jeden Fall schon mal nix mit dem Tauchbad.

    Reicht es mit dem Tupfen?


    Ich würde mich freuen, wenn jemand Erfahrenes sich hier zu Wort melden und konkrete Tipps geben könnte, was sich für die Vintage Maschinenpflege am besten eignet und wie man am besten vorgehen sollte, damit es der Maschine gut geht.

    Vielen Dank! <3

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  • Von Vasline zum Schmieren würde ich abraten, da sich darauf jegliche Dreckpartikelchen gerne absetzen.

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    Die Eile ist der größte Feind der Qualität. (Irena Paukshte)
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  • Ich setze mich mal zwecks Interesse dazu, Ahnung habe ich leider keine.

  • Hallo,

    Petroleum oder WD40 ist m.M.n. relativ egal, es soll ja nur eine verklebte oder trockene Mechanik wieder leichtgängig machen und wird dann durch das Nähmaschinenöl ersetzt.

    Ich finde, WD40 riecht angenehmer.

    Die gesamte Maschine fluten tue ich nicht, ich gebe aber von Petroleum/WD40 eher reichlich an alle Ölstellen und lasse die Maschine dann einige Zeit (viele Sekunden bis wenige Minuten) durchlaufen, bis sich alles leicht und geschmeidig bewegt, dann mit einem Lappen abwischen und einen Tropfen Nähmaschinenöl an alle Ölstellen geben.

    Für die Zahnräder ist Fett vorgesehen, das Öl hält dort wahrscheinlich nicht so lange, aber ob es dann gleich High-Tech Lithium hassenichtgesehen Spezialfett sein muss?

    Die Maschine wird doch im Bereich unter 1.000 Stiche/min eingesetzt, wahrscheinlich sogar unter 500/min.

    Ich nehme normales Mehrzweckmaschinenfett, weil ich davon mal vor ewigen Zeiten eine Kartusche gekauft habe.

    Vaseline wäre dort bestimmt besser als nix, wird auch schon mal für Kunststoffzahnräder empfohlen.

    Aber wenn du da regelmäßig ölst (immer, wenn der Greifer einen Tropfen braucht, also so alle 10 Nähstunden), wird das der Maschine auch nicht schaden.

    Gruß
    Detlef


    Die Pfaff meiner Mutter hat damals zwei Monatsgehälter gekostet und näht nach über 60 Jahren immer noch. Dann müsste eine Nähmaschine, die nur einen Tageslohn kostet, umgerechnet ein Jahr halten - tatsächlich, die meisten Maschinen dieser Preisklasse schaffen das sogar.

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  • Im Großen und Ganzen schließe ich mich Detlef's Aussagen an.

    Ich fülle Petroleum in eine Sprühflasche und sprühe die Maschine innen damit ein.

    Sind die Achsen und Gelenke der Maschine sehr rostig, kommt Ballistol zum Einsatz. Mit trockenen und fusselfreien Tüchern das Ballistol wieder abwischen und dann kann die Maschine vorsichtig laufen. Ballistol in den Ölstellen ist nicht sooo toll, da es schnell verbraucht ist. Nach einer Ballistolkur muss die Maschine nach kurzem Testlauf richtig durchgeölt werden. Die Fettstellen bei den alten Damen sind Fettstellen und keine Ölstellen. Da ist ein gutes Maschinenfett nötig. Das für die Schmiernippel bei Baumaschinen und LKW's tut gute Dienste. Wenn die alten Metallzahnräder nur geölt werden, kann man sich dranhalten mit ölen. Zur Not für mal zum Ausprobieren oder einen kurzen Testlauf der Maschine reicht es, aber für den normalen Gebrauch fettet man die Fettstellen besser.

    Liebe Grüße

    Walter


    Bist Du wütend zähl bis vier, hilft das nicht dann explodier! Wilhelm Busch


  • Vielen Dank für die hilfreichen Antworten! :)

    Die Maschine sieht innen nicht schlimm aus (also nicht verrostet und auch keine dicken Brocken altes Schmierfett oder so), ist aber eben ca. 20 Jahre nur rumgestanden.

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  • Das war aber echt einiges an Arbeit. Dieses arme Maschinchen hatte offenbar schon ein unglückliches Schicksal hinter sich. Sie war von außen etwas abgeputzt, aber in den Ritzen und teils innen war dick Dreck, dabei auch irgendwelche Samen von Pflanzen, so ganz kleine Körnchen und Hülsen davon. Keine Ahnung, ob die in einer Scheune ohne Abdeckung jahrelang ihr Dasein fristen musste? Unter dem Greifer im Zahnradraum war altes Schmierfett, welches die Farbe und Konsistenz von Vollmilchschokolade hatte :mad: - dunkelbraun, undurchsichtig und so fest, dass man es zerbröckeln konnte! Es hat viel Petroleum, später Alkohol (für die Maschine, nicht für mich) und Zahnrad Ritze für Ritze mit einer auseinandergebogenen Büroklammer von dem Sauzeug auskratzen gekostet, um das wieder hinzukriegen. Aber es hat sich gelohnt! Sie näht wieder! :dance:

    Ich stelle noch ein paar Bildchen zur Veranschaulichung in die Galerie.


    Allerdings habe ich kein Mechanikerhandbuch / Servie Manual für die 316G und hätte sehr sehr gerne eins! Kann mir da jemand weiterhelfen?


    Vielen Dank noch an dieser Stelle für die Tipps. :thumbup:

    Mit Tipps, einer Handvoll Mut und ein bisschen Glück hat man günstig eine schöne Nähmaschine und im Laufe des Ganzen doch so einiges über Nähmaschinen dazugelernt. Das hat sich gelohnt. :)8

  • Ääääh, achso, ich muss da glaub ich noch was klarstellen. Ich habe mir in den letzen Wochen ZWEI alte Singer Schätzchen gekauft. Die, die innen NICHT schlimm aussah, ist meine Singer 237. Eigentlich hatte ich meine Anfrage wegen ihr gestartet. Die nähte vorher schon schön, brauchte aber mal eine Petroleumkur und neue Ölung / Schmierung. Läuft jetzt schön.

    Die braune Singer 316G habe ich erst vor drei Tagen gekauft und die sah innen schlimm aus. Darum freue ich mich bei der so riesig, dass sie jetzt wieder näht.

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  • Oh, oh,

    schon zwei Singer, bald hast du einen ganzen Nähmaschinenchor, wenn du nicht aufpasst :pfeifen:

    Gruß
    Detlef


    Die Pfaff meiner Mutter hat damals zwei Monatsgehälter gekostet und näht nach über 60 Jahren immer noch. Dann müsste eine Nähmaschine, die nur einen Tageslohn kostet, umgerechnet ein Jahr halten - tatsächlich, die meisten Maschinen dieser Preisklasse schaffen das sogar.

  • :applaus:Gratulation für deine beiden Neuen (Alten):applaus:

    Diese Maschinen wurden wirklich noch für ein ganzes Hausfrauenleben gebaut und kosteten einiges.

    Gut das ich keinen Platz habe, sonst käme ich auch noch in Versuchung.

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  • Ich finde die soo schön. Super, dass du sie wieder zum Leben erweckt hast.


    Wenn ich dann heute immer diese Plastikdinger sehe. Da konnte man noch etwas in die Hand nehmen und nicht nur herumtouchen.

    LG rufie


    Der einzige Geschmack, der einem Menschen wirklich Befriedigung geben kann,

    ist sein eigener (Philip Rosenthal)

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  • ... Neid! Im nächsten Leben repariere ich Nähmaschinen... in diesem lebe ich in einer feinen aber kleinen 2,5 Zimmer Wohnung 😉

    was wär´ das Leben ohne Naht??? es wäre öd´und blöd´und fad!!!

  • Oh, oh,

    schon zwei Singer, bald hast du einen ganzen Nähmaschinenchor, wenn du nicht aufpasst :pfeifen:

    Ich wurde schon direkt gefragt: "Und wann kommt die nächste?" :o

    Da ich in einer 3,5-Zimmer-Wohnung lebe, werde ich es aber wohl dabei belassen. :)8

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  • :applaus:Gratulation für deine beiden Neuen (Alten):applaus:

    Diese Maschinen wurden wirklich noch für ein ganzes Hausfrauenleben gebaut und kosteten einiges.

    Gut das ich keinen Platz habe, sonst käme ich auch noch in Versuchung.

    Ja, ich kann aufgrund Platzmangel auch nicht mehr anschaffen. Zumindest keine im Schrank. :)8

  • Ich finde die soo schön. Super, dass du sie wieder zum Leben erweckt hast.


    Wenn ich dann heute immer diese Plastikdinger sehe. Da konnte man noch etwas in die Hand nehmen und nicht nur herumtouchen.

    Die sind so robust. Die 316G hat total viele Macken und anderes, was nicht in Ordnung ist, ich frag mich echt, was mit der passiert ist - eine Nähmaschine mit Plastikgehäuse / -teilen hätte das sicher nicht überlebt. Dafür wiegt die 316G (ohne Motor) stolze 15kg! :biggrin:

    Für Nähtreffen bleibt es dann bei einer plastikverkleideten transportableren Maschine, mit der ich im Übrigen auch nach wie vor Knopflöcher mache.

    (Einen Knopflochmacher aus der alten Zeit von Singer habe ich nämlich noch nicht.)

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  • ... Neid! Im nächsten Leben repariere ich Nähmaschinen... in diesem lebe ich in einer feinen aber kleinen 2,5 Zimmer Wohnung 😉

    Ich will dich nicht in Versuchung bringen... aber eine Koffernähmaschine würde nicht so viel Platz wegnehmen. Aber ich weiß, habe die meiste Zeit meines Lebens in 1,5 bis 2,5 - Zimmer-Wohnungen gelebt und da hatte ich damals ausschließlich die Pfaff.

    Die Mechanik und daran selbst etwas machen zu können ist in der Tat verlockend und in mir schreit es "Retten, retten!" wenn ich so ein Maschinchen sehe, das wiederhergestellt werden könnte und weiter genäht werden könnte. Sowas Ähnliches wie dein "Im nächsten Leben repariere ich Nähmaschinen" hab ich auch schon gedacht. Wenn ich mehr Platz hätte, würde ich dazu gern mehr lernen und das nebenbei machen.

  • Die Schränke und Maschinentische sind das Problem. Man kann problemlos ca. 20 alte Maschinenköpfe auf 0,5 qm Wohnfläche unterbringen, wenn die Statik der Zimmerdecke es zulässt (ca. 600 kg/qm plus Reserve).

    Gibt es so Schwerlastregale eigentlich auch in schön :confused:


    So alte verranzte Maschinen so Stück für Stück wieder zum Nähen bringen finde ich total entspannend.

    Gruß
    Detlef


    Die Pfaff meiner Mutter hat damals zwei Monatsgehälter gekostet und näht nach über 60 Jahren immer noch. Dann müsste eine Nähmaschine, die nur einen Tageslohn kostet, umgerechnet ein Jahr halten - tatsächlich, die meisten Maschinen dieser Preisklasse schaffen das sogar.

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