Wie authentisch muss es sein?

  • In der Forenbeschreibung steht ja was vom großen A wie authentisch.


    Allerdings werden die wenigsten Leute wirklich authentisch nähen, sondern vielleicht eher so wie ich, den Look von damals nachempfinden wollen.
    Ich würde niemals wagen, meine Tournüren als authentisch zu bezeichnen - allenfalls die Silouette ist passend. Aber ich nähe mit der Nähmaschine, ich benutze Polyesternähgarn, Stoffmuster und Arten suche ich nach späterem Verwendungszweck aus, nicht nach "hätte sein können" - außer ich möchte was nähen, was ich bei entsprechenden Veranstaltungen anziehen kann.


    Von meinem Rokokooutfit gibt es 3 Varianten. Eine kommt vom Stoff und der Farbe in die Richtung, dass ich auf einem "authentischeren" Event nicht negativ auffallen würde, die beiden anderen Varianten sind alles andere als authentisch (und ich habe nur Rock, Stecker und Hut getauscht). Vom Grundsatz her isses das gleiche Gewand - aber durch die Stoffwahl isses halt defnitiv nicht mal mehr ansatzweise authentisch.


    Daher frage ich mich - wieviel A muss vorhanden sein, um sich für diese Kategorie zu qualifizieren?


    (konnte mir irgendwer folgen?)

    Liebe Grüße,

    nagano


    Neues im Blog (Update 04.05.): Zwischenstand.

    • Offizieller Beitrag

    Ich verstehe ganau was du meinst....es ist eine Frage der Zeit ( mit der Hand nähen dauert) und des Materials ( Seide ist teuer, echtes Fischbein wohl kaum zu bekommen, Schildpattknöpfe fallen wegen Tierschutzgesetz schon eh aus...außer man bekommt antike). Es ist eine Gratwanderung!

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür geben, dass du es sagen darfst.
    Voltaire
    Gruß
    Nanne

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  • das wird immer schwierig sein. Die Grenze wäre für mich da erreicht, wo es eindeutig von historischen Vorbilden zu unterscheiden ist. Da wo man schlichtweg Märchen erzählt (und behauptet, es wäre so gewesen).


    Im Moment habe ich was Richtung Mittelalter in der Vorbereitung. Aus meiner Zeit gibt es nur zwei Funde in Bruchstücken für Frauen. Buchmalereien und Skulpturen. Zahlreiche Literatur, die auch schon überholt ist. Ich kann mich also nur der Zeit 1190 bis 1240 in etwa annähern.



    • Einmal schnitt-technisch: die Sachen fielen damals an der Figur einfach anders, als heutige Armkonstruktionen z.B. .... keine Quernähte oder angesetzten Röcke ....
    • Material: bei uns Leinen und Wolle. Wozu zählt dann gefärbtes Leinen, das es vermutlich kaum gab. Versucht mal Leinen mit damaligen Mitteln zu färben
    • Nähte: mit Hand oder Maschine. Meine Erfahrung: es näht sich mit der Hand ganz anders, wie mit einer Maschine. Eine Gêre fügt sich einfach ein; ein handgenähter Halsausschnitt ohne Beleg (gab es nicht) wird gefälliger. Mit der Maschine muss man umdenken.
    • und Mode hatte in der Vergangenheit etwas mit dem Stand zu tun
    • manche historische Verarbeitungsweisen bestimmen den Sitz (z.B. der Unterbau der schonen 50er Kleider ; Taillenband; andere Einlagentechniken bei Abendkleidern .... siehe auch Liselotte Kunder Buch)


    die wenigsten werden sich ein Schaf züchten, spinnen, weben und selbst färben. Wenige werden mit der Hand nähen (ich schon mal, alleine um den Unterschied zu ergründen. Meine Watteaufalten im Rokoko waren mit der Hand auch besser zu machen. Die Maschine eher hinderlich).


    Maschine ist also ok. Eine Annäherung an damals erwünscht.


    Eine A-Polizei wird es nicht geben, aber vielleicht einen Austausch über damalige Mode und Techniken. Denn je mehr man sich damit befasst, um so mehr Fragen tun sich auf. Wer sagt, das war so, der lügt. http://blog.histofakt.de/?p=112 zeigt so ziemlich meine Überlegung, wobei ich da kaum heran reiche. Habe es weder studiert, noch komme ich direkt an alle Quellen.


    Ich bewundere Gruppen wie Anno Domini http://www.wackershofen.de/fre…st_AnnoDominiInnenNeu.jpg ..... dazu kann euch Mme. du Jard was erklären.


    Kann man mit den Überlegungen etwas anfangen? Dein Gründerzeithemd war hier also ok.


    Grüße Doro

    "lass die Sonne rein ... "

    ... und Grüße

    Doro :laola:

  • es ist nicht nur zwangsweise eine Frage der Zeit oder des Materials


    ich habe schlichtweg keine LUST, in dem Umfang zu recherchieren, in dem ich es tun müsste, um überhaupt annähernd authentisch arbeiten zu können. Ich arbeite halt nach historischen Schnitten, hole mir Inspirationen von alten Kupfern oder ausgestellten Kleidern - aber authentisch sind meine Sachen sicher nicht.
    Ich meine, ich lebe in der heutigen Zeit, mir stehen die heutigen Materialien/Maschinen zur Verfügung. Ich bin ein Fan davon, meine Klamotten selber waschen zu können, weil das die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass ich sie auch tatsächlich anziehe und mich wohlfühle, anstatt nur darauf zu achten, dass dem Kleid auch ja nix passiert. Das schließt Seide dann in den meisten Fällen aus.
    Dann kommt noch hinzu, dass ich mich selten bis gar nicht in Reenactorkreisen bewege, sondern eher im Gruftumfeld unterwegs bin - was dazu geführt hat, dass es mein Rokokokleid halt auch mit schwarzem Rock und gestreiftem Stecker gibt, weil ein rosa Rock auf dem WGT in Leipzig eher deplaziert gewesen wäre.


    Auch das Gründerzeitoutfit für meinen Freund wird nicht authentisch werden. Ich verwende einen ganz normalen modernen Hosenschnitt dafür, weil ich mir sicher bin, dass er sich in einem authentischen Schnitt nicht wohlfühlen würde.
    Was ich mich frage ist, ob das schon Aspekte genug sind, um sich für dieses Forum hier zu disqualifizieren und unter Helau/Alaaf zu posten, oder ob es doch eher hierher gehört - für mich sind es nämlich trotz der Einschnitte weniger Kostüme zum verkleiden a la Karneval sondern eher historisierende Klamotten - mal mehr, mal weniger "authentisch".

    Liebe Grüße,

    nagano


    Neues im Blog (Update 04.05.): Zwischenstand.

    Einmal editiert, zuletzt von nagano ()

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  • da bin ich mal froh, dass ich keine Seide anziehen muss. Wer trug die schon? Und ich werfe alles in die Waschmaschine. Ein Waschbrett würde wir die Sachen mehr strapazieren.


    Hosen und Jungs ist aber ein ganz anderes Thema. Das geht durch alle Zeiten. Nur wenige getrauen sich an authentische Kleidung da ran. Da kann frau fast nix machen.



    Was ich mich frage ist, ob das schon Aspekte genug sind, um sich für dieses Forum hier zu disqualifizieren und unter Helau/Alaaf zu posten, oder ob es doch eher hierher gehört - für mich sind es nämlich trotz der Einschnitte weniger Kostüme zum verkleiden a la Karneval sondern eher historisierende Klamotten - mal mehr, mal weniger "authentisch".


    sehe ich auch so. Solange du nicht steif und fest behauptest, das wäre so gewesen und in einem Museum auftauchst. Aber das tust du ja nicht.


    Grüße Doro

    "lass die Sonne rein ... "

    ... und Grüße

    Doro :laola:

  • Ach die "A"_Diskussion...


    (Dein Kleid kenne ich, nagano, bitte richte im Kostümforum Grüße aus, ich bin fast den ganzen Tag hier drinnen, und komme vorbei wenn es hier ruhiger wird (wenn......))



    Ich habe kein Problem damit, in die Alaaf-Ecke zu gehen. Auch wenn ich bekennender Karnevalshasser bin. "Normale" Leute können halt nix mit uns Gewandungsfreaks anfangen, und im Alaaf fallen wir nicht negativ auf.


    Theoretisch hat ein "A"-ler auch eine Verantwortung: WENN jemand Dich in der Klamotte sieht, und man sagt es ist A, dann interpretiert dieser Betrachter die Vergangenheit in Dein Gewand hinein. Man hat ja kein "größenteils A"-Schild um den Hals hängen, das dem Betrachter Auskunft gibt wie A man ist.


    Und Leute mit mehr Wissen über das A werden Dir überall begegnen. Ich weiß noch, wie ich mit MA-Kleid an einem Spinnflügel-Spinnrad (Barocke Erfindung) saß im Lager. Ein Schlaumeier hat mich darauf hingewiesen und ich habe mich angesichts meiner Unwissenheit sehr geschämt. DENN ich habe Scharen von kleinen Kindern vorgemacht, dass dieses Dornröschen-Image stimmt: Edeldame am Spinnrad. Ist natürlich Unsinn, aber ich habe es den Kids falsch vorgemacht. Unverantwortlich.


    Wenn Du aber auf keine Reenactment-Treffen gehst ist das A ja eh wurscht.


    Die Frage, was HIER als A durchgeht.... ich würde es austesten. Wenn es wirklich nur 100%ig authentische Gewänder/Kleidung hier geben dürfte, dann wären- wie Doro schon sagte- alle ohne Schaf, Webstuhl und Knochennadel sowieso fehl am Platze. Das absolute A ist unmöglich. (Schließlich fressen die Schafe modernes Gras!)


    Dein Rokoko-Kleid würde ich hier mal vorstellen, und dabei erwähnen, dass einige Stecker Fantasy sind. Dann lernen alle noch was dabei.



    Edit: Vielleicht kann man Anne fragen, die Trennung der beiden Forenbereiche wieder rückgängig zu machen. Waren die im alten Forum getrennt??? Man könnte ja dann in den Thread-Namen durchblicken lassen, welche Art von Gewandung man zeigt.
    Ich vermute, Anne wollte keinem A-Fan auf den Schlips treten, aber so entstehen mehr neue Probleme als einem lieb(ler) ist, hehe.

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  • Man hat ja kein "größenteils A"-Schild um den Hals hängen, das dem Betrachter Auskunft gibt wie A man ist.


    lach nicht, das haben wir uns schon überlegt. Für den Museumsbereich aber eher angedacht.


    Ich würde es nicht zusammenwerfen. Mit historischen Sachen ist es in der Karnevalsecke doch eher ungemütlich. Man will ja wenigstens die damalige Zeit nachempfinden. Mal mehr, mal weniger.

    "lass die Sonne rein ... "

    ... und Grüße

    Doro :laola:

  • naja, Karnevalskostüme sind schon ne andere Hausnummer als historisierendes. Daher finde ich die Trennung schon sinnvoll. Zumindest, wenn das "A"-Forum auch historisierendes zulässt. Und ich werde mein Zeugs hier posten :D



    Dein Rokoko-Kleid würde ich hier mal vorstellen, und dabei erwähnen, dass einige Stecker Fantasy sind. Dann lernen alle noch was dabei.


    Da gibt es wenig zum vorstellen - ich hab eigentlich nur Bilder vom fertigen Ergebnis, wenig bis keine Zwischenschritte. Das wäre also eher ein Fall für die (zukünftige) Galerie, oder?

    Liebe Grüße,

    nagano


    Neues im Blog (Update 04.05.): Zwischenstand.

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  • Also ich bemühe mich gerade um Quellen und Belege … für ein Wintergewand & Co. Habe mir auch das Buch von Sarah Thursfield gekauft, nur um ein paar Tage später in Tempus Vivit zu lesen, was die alles falsch machen "soll" :confused:


    Das erste Problem ist dann, die gefundenen Kleider mit den Wünschen der zukünftigen Trägerin in Einklang zu bringen, da habt ihr es wohl einfacher :pfeifen:



    Danach muss der Alltags- und Budgetabgleich erfolgen :doh: … letztens sehr schönen Fischgratstoff gesehen für AFAIR 68,- / m. Damit dann über den mittelalterlichen Weihnachtsmarkt auf der matschigen Wiese in Telgte zu gehen? OK, käme man gleich zum nächsten Punkt. Mit diesen mittelalterlichen Plateauschalppen mit 20cm Überhöhung sicher kein Problem, bodenlang OHNE das in keinem Fall bei 68,- / m. Auch so fehlt es an allen Ecken und Enden, um komplett "A" zu sein, vielleicht "noch", aber das wird der zukünftige Budgetplan zeigen. Da gibt es dann noch weitere Überlegungen, weil die Kleider sollen zukünftig z. B. auch in der Schule bei Veranstaltungen etc. getragen werden, auch das muss berücksichtigt werden.


    Zur Zeit denken wir über einen 3/4-Kreis-Mantel nach und ich denke ich werde da ganz pragmatisch zwischen Ober- und Futterstoff eine Membran einnähen, schön versteckt. Lieber wind- und wetterfest und das ggf. das teurere Kleid darunter geschützt, also 100% "A".



    Ich werde sicher mit der Maschine nähen, vielleicht fange ich irgendwann mal an, was per Hand zu machen, aber derzeit habe ich da überhaupt nicht die Fähigkeiten dafür, befürchte ich :o



    Die Bezeichnung "historisierend" finde ich sehr gut :daumen:


  • Das erste Problem ist dann, die gefundenen Kleider mit den Wünschen der zukünftigen Trägerin in Einklang zu bringen, da habt ihr es wohl einfacher :pfeifen:


    das ist ein ernsthaftes Problem. Habe mich demletzt mit einer Gewandschneiderin unterhalten. Jeder weiß, dass Frauengewänder im Mittelalter, und auch später lange noch, nur mit Spiralschnürung geschlossen wurden. Die Kundinnen verlangen alle die Kreuzschnürung. Kann man machen nix.


    Zum Mantel: wir tragen seit Jahren nur Wollstoff. Und zwar dicken Mantelstoff, der absorbiert eine Unmenge an Regen, einiges perlt auch ab und der Wind bleibt draußen. Neben uns stehen die Leute mit den Tatzenjacken wundern sich und und frieren:D .... Seit einem Jahr besitzen wir zum Arbeiten jeder eine Cuculla aus echtem Lodenstoff. Geniale Sache.


    Grüße Doro

    "lass die Sonne rein ... "

    ... und Grüße

    Doro :laola:

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  • Eine interessante Diskussion, zu der ich leider aus meiner praktisch Erfahrung nichts beitragen kann. In meinem Umfeld interessiert sich leider niemand dafür und ich werde ob meines Interesses oftmals dafür belächelt, leider. Ich gehe gerne ins Museum und schaue mir auf Gemälden die Kleidung und ihre Details an und zeichne dabei.
    In meinem Nähkurs war vor einiger Zeit eine TN, die ein Gründerzeitgewand gefertigt hat. Sie wurde nicht nur für ihr Vorhaben schräg angesehen (was willst Du denn mit so einem Kleid ?), sondern auch mit ihrem Anspruch auf weitestgehend mögliche Authentizität. Sie war in einer Gruppe, die bei historischen Festen als Statisten auftraten, ungeheuer spannend, wie ich fand.
    Sie kam nicht mehr, aber mein Interesse war neu beflügelt und ich habe dann ein Schnittmuster im Kurs kopiert. Die Kommentare waren ähnlich.


    Deshalb finde ich es schön, daß ich hier so einer Diskussion folgen kann bzw. Schulterblicke möglich sind. Bis jetzt findet dies bei mir noch in grauer Theorie statt.

    Grüße
    Susanne

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  • Mich stört eigentlich nur, wenn ein Kostüm als etwas verkauft wird, das es nicht ist. Also Aussagen wie "ein Kleid, wie es Bauersfrauen im Mittelalter getragen haben" o.ä. - vor allem, wenn es dann gleich gar nicht zutreffen kann (Baumwolle, angesetzter Rock, Trompetenärmel,...).


    Was mich allerdings nervt, obwohl das vielleicht nicht gerechtfertigt ist: Das immer und immer und immer wieder Anfragen für Schnitte "für eine einfaches Mittelalterkleid" kommen. Für ein einfaches "Mittelalterkleid" (was ja eh ein sehr pauschaler Begriff ist) braucht man nun wirklich keinen Schnitt, höchstens eine Anleitung. Diese Tatsache und eine solche Anleitung findet man, wenn man sich auch nur geringfügige Mühe macht, selber zu suchen.


    Ich habe mal ein Kleid für eine Museumsausstellung genäht. Die Wolle war krappgefärbt, die Nadeln, mit denen ich genäht habe, von Hand aus damals üblichen Materialien geschmiedet, der "Schnitt" zusammengetragen aus Beschreibungen, Bildern etc. (natürlich hatte ich professionelle Hilfe). Was ich dabei vor allem gelernt habe: Alles kann immer nur eine Annäherung sein.

  • Ich habe mal ein Kleid für eine Museumsausstellung genäht. Die Wolle war krappgefärbt, die Nadeln, mit denen ich genäht habe, von Hand aus damals üblichen Materialien geschmiedet, der "Schnitt" zusammengetragen aus Beschreibungen, Bildern etc. (natürlich hatte ich professionelle Hilfe). Was ich dabei vor allem gelernt habe: Alles kann immer nur eine Annäherung sein.


    hast Du davon auch Bilder gemacht :D

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  • Bin im moment mit Walkloden dran, finde den aber relativ dünn....oder meine ich das nur??


    unser Walkloden ist dünner wie der Mantelwollstoff, aber trotzdem so dicht, dass kein Wind durchgeht und Regen ab perlt.


    Grüße Doro

    "lass die Sonne rein ... "

    ... und Grüße

    Doro :laola:

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  • Ich habe mal ein Kleid für eine Museumsausstellung genäht. Die Wolle war krappgefärbt, die Nadeln, mit denen ich genäht habe, von Hand aus damals üblichen Materialien geschmiedet, der "Schnitt" zusammengetragen aus Beschreibungen, Bildern etc. (natürlich hatte ich professionelle Hilfe). Was ich dabei vor allem gelernt habe: Alles kann immer nur eine Annäherung sein.


    Auch eine Annäherung daran, daß ein Kleidungsstück nicht mal eben so "runtergenäht" werden konnte, sondern mehr oder weniger Zeit in Anspruch nahm. Es ging nicht mal so eben ein altes abgetragenes Stück wegzuwerfen, um schnell etwas neues zu "zaubern", sondern es mußte von Hand genäht und ausgebessert werden. Etwas, daß man, was die Wertschätzung der Kleidung, die man fertigt und/oder trägt, heute durchaus zu wünschen übrig läßt.

    Grüße
    Susanne

  • Jeder weiß, dass Frauengewänder im Mittelalter, und auch später lange noch, nur mit Spiralschnürung geschlossen wurden. Die Kundinnen verlangen alle die Kreuzschnürung. Kann man machen nix.


    Das kann ich so überhaupt nicht nachvollziehen.... Spiralschnürungen gehen doch viel schneller zuzumachen! Bei Sachen mit Kreuzschnürung tu ich mich immer mindestens einmal vertun und muss alles wieder aufmachen...
    Ausserdem haben Spiralschnürungen noch einen Vorteil, der kam erst im Feldversuch heraus, weil eine Darstellergruppe von einer Schneiderin Mieder mit Kreuz - statt mit Spiralschnürung geliefert bekam. Die Kreuzschnürung hat immer die Tendenz sich zusammenzukrumpeln und die Mieder wandern nach oben (wenn keine Stäbchen drinnen sind). Bei Spiralschnürung ist diese Tendenz nicht so stark.

    P.S.: Ich war mal Pompadour ;)

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  • @Annäherung: das kann ich auch nur bestätigen!
    Ich werd oft gefragt "Mensch, du siehst so "echt" aus - wie machst du das?" Ganz einfach: ich such mir ein konkretes Vorbild (ob jetzt ein Bild oder eine Realie) und versuche so nach wie möglich ranzukommen und dabei meinen "modernen" Geschmack und Befindlichkeiten aussen vor zu lassen.


    Ganz wichtig finde ich für so einen "echten" look auch das Gesamtbild! Eine handgenähtes Kleid aus pflanzengefärbtem, handgewebtem Stoff ist meiner Ansicht nach für den Müll, wenn man dazu keine passende Kopfbedeckung trägt, die Armbanduhr anlässt und sich modern schminkt...


    Eine liebe Freundin (und sehr engagierte Reenactorin) meinte einmal dass sie das "A" eigentlich aus ihrem Wortschatz gestrichen hätte und dafür lieber "G" benutzt, nämlich "G" wie "glaubwürdig".


    So, das waren mal wieder meine wirren Gedanken am morgen ;)

    P.S.: Ich war mal Pompadour ;)

  • oh Danke, dass du das schreibst. Ich sehe Spiralschnürung wie eine Naht an, die man beliebig öffnen kann. Eine Naht ist immer glatter.

    "lass die Sonne rein ... "

    ... und Grüße

    Doro :laola:

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