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Beiträge von Trinschen

    Ich kann dir da nur Zustimmen. Schönheit kommt vorallem wenn man sich wohlfühlt. Mit Leiden hat das nix zu tun.


    Ich weiß nicht, warum schicke Kleidung unbequem sein muss. Wenn sie das ist, ist sie nicht richtig geschnitten und bleibt im Laden.
    Ich würde nie auf die Idee kommen, mir etwas unbequemes zu kaufen. Anlass hin oder her. Zu jedem zu kaufenden unangenehmen Plan A gibt es immer einen nicht 100% zum Anlass passenden aber vorhandenen Plan B. Und das fällt am Ende auch keinem auf. Ich bin nicht zimperlich und trage auf Hochzeiten immernoch mein Abtanzballkleid. Und das hängt schließlich seit 15 Jahren im Schrank und hat sich damit unlängst bezahlt gemacht. Strech hat auch seine Vorteile. ;)


    Bezüglich "korrekt gekleidet": Das ist imme eine Definitionsfrage. Für mich heißt das: Der Ausschnitt ist nicht so tief, dass man die Brustansätze sieht, Schultern und Knie sind bedeckt, die Kleidung hat weder Flecken noch Löcher, ist nicht ausgeblichen und durch den Stoff kann man nicht durchschauen. Solange eine Bluse diese Kriterien erfüllt, wüsste ich nicht, warum da noch ein Blazer drüber muss. Ausser es ist kalt.

    Müssen es Stiefel sein? Ansonsten könntest du dir auch Bast- oder Strohschuhe machen. Die kommen aus dem Slavischen Raum, soweit ich weiß, sind aber eher was für eine bäuerliche Darstellung.
    Wenn du kein Kunstleder findest, das dick genug ist, könntest du es auch mit Leinen doppeln. Dann zieht es sich auch nicht mehr so.

    Ist Texolv ein Kunstfasermaterial?
    Es würde mich durchaus interessieren, was deine Freundin über Litzenmaterial sagt. Meine Überlegung geht derzeit, zumindest für sehr feine Gewebe, in Richtung Haspelseide. Für gröbere Textilien mag auch ein glattes Leinen gehen, aber das schlecht gesponnene Handarbeitsleinen, dass es heutzutage zu kaufen gibt, geht nicht.


    Wir hatte mit Brettchen geschert, und aus besagtem Mangel an einem Scherbaum an einem Geländer abgelengt und dann an einem modernen Brettchenwebstuhl eingelegt. Das ist dann aber viel Fadenwirrwar und das kostet wie gesagt Zeit. Ich hatte mir vorher das Weben am Gewichtswebstuhl bei Martha Hoffman: "The warp-weighted loom" angeschaut, die in den 50er Jahren durch Skandinavien gezogen ist, um die letzten traditionellen Weberinnen zu beobachten. Da hat sie auch verschiedene Möglichkeiten die Kette zu scheren vorgestellt. So ein rechtwinkliger Scherbaum war auch dabei und einige Frauen haben Hölzer in die Ständer gesteckt und daran geschert. Da muss der Webstuhl aber stabil genug für sein.

    Oh ja. Wir waren zu zweit und haben eine knappe Woche gebraucht. Aber ich denke mit Übung geht es schneller und vielleicht haben wir auch nicht die richtige Technik angewendet. Mit einem richtigen Scherbaum, an dem man die Kette gleich in die Anfangskante einweben kann, hat man es vielleicht einfacher. Wenn man das einmal gemacht hat, weiß man jedenfalls warum unsere Vorfahren nicht gewillt waren auch nur ein winziges Stückchen Stoff zu verschwenden.


    Darf ich dich fragen, welches Material du für deine Litzen verwendest? Wir hatten Leinen genommen und zumindest die Garnqualität die wir hatten war nicht so dolle.

    Was dahinterlegen und mit gutem Allesnäher durchstopfen wäre auch meine Lösung. Hat bisher immer gehalten. Bei stark strapazierten Stellen (bei mir zwischen den Oberschenkeln) nehme ich allerdings kein Fließ sondern einen dünneren Denim als den Jeansstoff (Kleber hilft) und dann wird das in einen Stickring gespannt und erst mit weiß entlang der Schussfäden und dann mit passendem blau entlang der Rillen im Denim ohne Füsschen abgesteppt. Zum Rillenwechsel entlang der Kettfäden gehen. Wenn die Stelle nicht so gut sichtbar ist, nehme ich auch unterschiedlich gefärbtes Garn und steppe damit alle zwei Rillen, so dass sich die Farben auf Abstand vermischen, wenn ich sonst nichts passendes habe.
    Hier im Forum müsste auch irgendwo eine Anleitung dafür sein...

    Nun, es ist ihr Webstuhl und sie hatte ja auch schon Erfahrung darauf. Ich wurde sozusagen "angelernt". Das schlimmste war eigentlich der Muskelkater vom Webschwert. Naja. Und dass ich mich nach längerer Webpause mit den Schäften vertan hatte und deshalb ein Streifen im Stoff invers ist... Hätt ich's mal aufgeschrieben. Andererseits weist der Stoff so alle Arten von Webfehler auf, die man bei archäologischen Textilfunden auch findet.


    Ich bin unglaublich faziniert von den Möglichkeiten, die diese alten und einfach gebauten Geräte bieten. Wenn man sich mal die Webstühle ansieht, auf denen die koptischen Tuniken gewebt wurden oder die Damastköper aus Ostrom mit bis zu 60 Fäden pro cm (Seide natürlich)... Oder die Rundwebstühle, auf denen man einen ganzen Peplos nahtlos hergestellt hat... Da kommt man sich schon ganz schön blöde vor, wenn man nicht mal die Gewebekanten gerade hinbekommt.

    Ich hatte als Lütte mal so einen Schulwebramen, auf dem habe ich "hübsche" Unterlegdeckchen produziert. ;)


    Vor zwei Jahren habe ich mit einer Freundin einen Gewichtswebstuhl aufgezogen und den auch bewebt. Rautenköper aus grauer und weißer Merino, ca. 10 Fäden pro cm, (nach unten hin für die Kette dichter und für den Schuss weiter werdend, hüstel), auf 1.10 m verteilt und mit ca. 8 m langer Kette.


    Das hat mir schon Spass gemacht, muss ich sagen, auch wenn das Scheren der Kette echt ein Riesenhaufen Arbeit war. Sofern Träumen auch gilt: Wenn ich mal Zeit habe (Was ungefähr das gleiche bedeutet wie "in der Winterpause"), dann baue ich mir auch mal so einen in Breiter. Darauf werde ich dann wunderbare Rechteckmäntel produzieren. Und wenn ich das Handwerk beherrsche (so 10 Jahre später...), dann verwebe ich die Kilometer selbstgesponnene feine Wolle zu einem hübschen Schleiertuch.


    Derzeit liebäugel ich allerdings mit der Anschaffung eines Webkammes oder von einem Satz Brettchen. Ich kann mich nur noch nicht so recht entscheiden, ob Brettchen aus Pappe oder Holz. Ich misstraue denen aus Pappe etwas, aber sie scheinen praktischer zu sein. Irgendwelche Tipps?

    Lieben Dank für deine Antwort. Schade, dass du die Quelle nicht mehr findest. :(


    Nach einer viel zu langen Nacht mit Recherche stehe ich mal wieder kurz vor dem Wahnsinn :irre: .... da hat man seit 2 Jahren einen sauber aufgebauten und gepflegten Ordner mit Links etc. und die gerade eben wirklich benötigten Seiten gibt es nicht mehr, Serverausfall, ... :mauer:


    An einigen Stellen sehe ich (habe ich gesehen) in Artikeln oder Diskussionen Verweise auf oder Ausschnitte von Mittelalterlichen Abbildungen und merke mir dann die Details, ich sollte mir da wohl in Zukunft direkt ein eigenes, kleines Nachschlagewerk anlegen, um in Zukunft nicht nur sagen zu können "ich glaube, ich habe da mal was gesehen", sondern "in der KFB S. 132 ABB IV"


    Ich habe für meine Quellen zwei Ordner. Einen im Regal mit Kopien aus der Bibliothek und einen in meinem Rechner mit Scans und runtergeladenen Webseiten. Allerdings muss ich gestehen, dass ich die nur gezogen hab, um die auch offline zur Verfügung zu haben...



    Also wenn die Seiten geschlossen sind ohne Schnürung, dann passt das mit dem Surcot-Schnitt schon, da kann ich dir nur zustimmen. Hängt eben nur davon ab, wann und wo. Im 8. Jh. passt das mit der Länge und Form der Ärmel durchaus, es fehlen nur die entsprechenden Applis an Kragen und Saum (s. Stuttgarter Psalter). Im 5./6. Jh. geht das auch schon, wenn die Trägerin aus Byzanz kommt (s. San Vitale, Ravenna).
    Auch im Hochmittelalter gibt es solche Surcots, nur eben in uni und mit kurzen Tütenärmeln und mit sowas wie nem Carmen-Ausschnitt.
    Was mich nur etwas verwirrt ist (neben der Farbstellung) eben die Kombination aus seitlicher Schnürung, bzw. Öffnung, UND Ärmeln. Also ich kenne es nur entweder an der Seite offen - oder mit Ärmeln.



    Die Zeit rannte weg, der Markt nahte ... um die Arbeit nicht völlig zu "ruinieren", haben ich mir eine Notlösung einfallen lassen


    Haha, frag nicht nach Sonnenschein.. Ich glaube, ich habe kein einziges Kleid, bei dem mir nicht etwas einfallen würde, das ich daran noch machen müsste... Impro pur a la: Ich muss heut Nacht noch nähen - morgen fahr ich auf nen Markt und hab nix anzuziehen. Wenn ich Handarbeitszeug einpacke ist das inzwischen weniger die Spindel, sondern eher das zweite Paar Strümpfe, dass ich brauchen werde, das aber ein großes Loch unter der Ferse (Oder an der Hacke, oder unter dem Ballen, etc. - einer hat jetzt eine neue Sohle bekommen, ich kann nicht zwischen drei Stopflöchern noch eine Stopfstelle erschaffen) aufweist und mich damit am Tragen desselben hindert. Was hab ich auch schon auf dem Beifahrersitz gesessen und noch schnell nen Saum fertig gemacht... ohje.

    Genau so isses. Letztlich wird niemand auf die Idee kommen, unter dein Kleid oder in deine Schuhe zu schauen. Genauso wird nur ganz selten jemand kommen und von links in dein Kleid schauen, um zu prüfen, ob die Nähte mit der Hand gemacht sind. Letztendlich ist eine gute Handnaht von rechts nicht von einer Maschinennaht zu unterscheiden.


    Also sind Schnitt- und Stoffauswahl viel wichtiger. Und da ist es wirklich gemein, einen Anfänger ins Messer laufen zu lassen. Denn letztlich nehmen sich Kosten und Arbeit, die in ein Phantasy-Kleid oder in ein halbwegs authentisches (nach aktueller Lehrmeinung) gesteckt werden, nicht viel, sofern man von der Recherchearbeit absieht. Nur ist es so, dass mit der Zeit, die man im Hobby verbringt, auch das Wissen und die Ansprüche wachsen und schwups ist das Kleid von damals, das so viel Mühe gemacht hat, gar nicht mehr ok.
    Oder man findet heraus, dass es viel interessantere Zeiten gab als das hohe Mittelalter (der Trend geht eindeutig zur Zweit-, Dritt-, Viertzeit) und fragt sich, kann ich die Kleider ändern, behalte ich sie, man weiß ja nie, oder soll ich sie doch lieber verkaufen?


    Daher ist gar nicht so verkehrt schön einfach anzufangen und sich nichts großartiges zu machen. Erstens kostet es nicht so viel und zweitens ist das einfache Tunikakleid in verdammt vielen Epochen tragbar, sofern es keine zeitlich eingegrenzten Verzierungen aufweist. Und ganz davon ab, wissen wir aus den meisten Epochen gar nicht, wie die Kleider wirklich geschnitten waren. Es gibt Anhaltspunkte wie Metallteile, die eine Funktion hatten oder mit Glück Bildquellen, hin und wieder eine Beschreibung in Textform, bei der der Verfasser aber meistens davon ausgegangen ist, dass die Leser mit dem Kleidungsstück bekannt sind. Ganz selten gibt es Fragmente von Kleidung oder ganze Kleidungsstücke, anhand deren Machart auf den Schnitt der anderen Kleidungsstücke geschlossen wird, die man von Abbildungen her kennt.


    Daher ist das alles eine Interpretation und man muss sich auch ein eigenes Bild davon machen, um die Rekonstruktionen der Archäologen verstehen und annehmen (oder ablehnen) zu können. Das sind auch nur Menschen (und früher vorallem Männer, die sich mit der Herstellung von Kleidung nicht sonderlich gut auskannten). Und noch besser muss man sich auskennen, um sich vor romantisierenden Darstellungen der Vergangenheit zu schützen, wie sie in einschlägigen Blättchen und von vielen Vereinen immernoch beschrieben werden. Vorallem, wenn es um die "Ritter-Knappen-Burgfräulein"-Darstellung geht.


    Ich finde das einfache Kleid von Feahwin sogar ziemlich gut, sofern man von der gefuschten Armkugel absieht. Die verbraucht verglichen mit der Zwickellösung einfach zu viel Stoff. Auch die Stoffauswahl, die gezeigt wird, ist gut, da kannst du dich dran orientieren. Ob du das Oberkleid auch so übernehmen kannst hängt dann aber davon ab, in welcher Zeit du dich bewegen willst.


    Solange du das nicht weißt, bleib bei Karo-Einfach und kauf dich nichts aus Metall ausser einer Ringfibel aus Eisen mit 5 cm Durchmesser, unverdreht und mit flachgehauenen Enden und einer einfachen D-förmigen Gürtelschnalle aus Eisen, um die 4 cm hoch und unverziert oder benutze einen Bindegürtel. Als Mantel wähle den Rechteckmantel, so lang wie du groß bist und so breit wie die Spannweite deiner Arme, gerne aus köperbindiger Wolle mit Fransen. Der wird an einem Ende umgeschlagen, so dass er doppelt auf den Schultern liegt und auf der Brust mit der Fibel gehalten.


    Von dem blau-grünen Kleid würde ich dir hingegen abraten. Das ist allerdings eher Gefühlsmäßig, weil ich eine solche Art von Kleid mit komplett andersfarbiger Mittelbahn nicht kenne und daher nicht weiß, welcher Mode ich das zuordnen sollte.

    So, wieder da. Punkt Entwicklung weibliche Bekleidung, die ich genauso wenig unschlüssig finde, wie die Entwicklung der männlichen Beinkleider:


    Klar, zu vorrömischer Zeit und teilweise auch darüber hinaus war in Europa die Peplostracht an der Tagesordnung. Ein Kleidungsstück mit ca. 2000-jähriger Erfolgsgeschichte. Teilweise auf einem Rundwebstuhl in einem Stück gewebter Stoffschlauch (Huldremose, Jütland, 2.64m mal 1.68m, nahtlos zum Schlauch geschlossen), so weit, dass die Trägerin darin die Arme koplett ausstrecken konnte, also 2.60 m bis 3.00 m Umfang. Mit Fibeln auf der Schulter zusammengehalten, evtl die obere Kante umgeschlagen, und gegürtet wird das Ding drapiert. Dazu gibt es auch Abbildungen auf der Trajanssäule.
    Darüber hinaus sind aus der Eisenzeit (um Chr. Geb.) Röcke bekannt, unter Anderem ein Stück aus Damendorf, 2.10 m mal 0.85 m, 2/2-Köper, mit allen vier Webkanten und zum Schlauch geschlossen. Saum- und Bundkante wurden mit einer fest gezirnten Wollschnur verstärkt, der Bund war in Falten gelegt. Dazu gehörte eine Bluse, darunter eine Hüfthose, knapp überknielang und darüber ein Mantel. So wurde es in Dätgen gefunden. Leider war die Moorleiche zerstochen (vom Torfgräber übersehen) und der Brustbereich nicht erhalten. Von der Bluse sind die Ärmel übrig.
    Quelle: K. Schlabow: "Textilfunde der Eisenzeit in Norddeutschland", Karl Wachholz Verlag, Neumünster, 1976


    Springen wir ein paar Jahrhunderte weiter, ins 5. Jh. nach Krefeld. Auch da wurde in einigen Gräbern noch die Peplostracht gefunden. Allerdings mit einigen Änderungen, die im römischen Einfluss begründet liegen. Während zu früheren Zeiten noch die großen Bügelfibeln zum Verschluss des Peplos an den Schultern dienten, finden sich in dieser Position nun römische Kleinfiblen. Also Scheibenfibeln in Vierpass- oder Rosettenform, etwa 3-5 cm im Durchmesser, oder auch Tierfibeln. Die Bügelfibeln werden behalten, verändern aber ihre Position und finden sich zum Verschluss des Cingulums, eines breiteren Stoffgürtels, im Beckenbereich. Gleichzeitig scheint allerdings eine neue Mode aufzukommen, die in der Literatur mit Vierfibeltracht beschrieben ist. Das Kleinfibelpaar wird auf der Brust getragen, eine Fibel etwa auf Höhe der Schlüsselbeine, die andere darunter, irgendwo zwischen dem Ende des Brustbeins bis eine Hand breit darüber. Das Paar kann auch ungleich sein, wobei die höherwertige Fibel sich häufiger in der weniger prominenten unteren Position findet. Das eröffnet die Theorie, dass die untere Fibel das Obergewand verschließt und die obere das sichtbar getragenen Unterkleid. Wir befinden uns jetzt im 6. Jh.. Diese Änderung in der Mode ist nur mit dem römischen Einfluss und der Übernahme des Tunikakleides zu erklären. Die Bügelfibeln bleiben im Beckenbereich und wandern mit der Zeit immer weiter runter zwischen die Oberschenkel. Dazu gibt es mehrere Rekonstruktionen, unter Anderem die sehr prominente von G. Clauss, die alle vier Fibeln und den Gürtel verwendet, um ein Mantelkleid zu verschließen, das vorne komplett geöffnet ist, angelehnt an das Arnegundegrab (allerdings noch nach der alten Interpretation, in der die Schichtabfolge nicht ganz klar ist). Dagegen spricht meiner Ansicht nach auch der Fund von Bopfingen, Grab 129, der die klassischen 4-Fibeltracht zeigt, wo sich jedoch eine Reihe von 12 Glasperlen an die untere Kleinfibel anschließt und bis zur Gürtelschnalle reicht. Leider wurden die Perlen nicht in der Ausstellung im Allamannenmuseum zusammen mit den restlichen Funden gezeigt worden, so dass ich über Form und Größe nichts weiß, ausser dass der Ausgräber sie als Fliegenschisse (entschuldigt bitte den Ausdruck) in der Zeichnung vermerkt hat. ich gehe dennoch davon aus, dass das Oberkleid bis zum Bauchnabel zu knöpfen war. Ich weiß, dass das Allamannisch ist, aber die Lage des Trachtzubehörs unterscheidet sich im 6. Jh. nicht von der in fränkischen Gräbern und änliche Befunde gibt es auch aus Frankfurt-Harheim. Das Reallexikon der germanischen Altertumskunde schlägt an der Stelle die Position der Büglefibeln auf der Mappa vor, an der sie nur noch Schaucharakter haben. Das ist auch mit der geringen Funddichte vereinbar, nur ca. 20 % aller Frauengräber (mit regionalen Unterschieden, ist also nur eine Hausnummer) weisen Bügelfibeln auf. Mir sind auch keine minderwertigen Bügelfibeln bekannt (bis auf ein Grab einer Greisin, das ist aber eh ein Ausnahmefund), möglicherweise handelt es sich zu der Zeit nur noch um ein Statussymbol, das daher auch keine "tragende" Bedeutung mehr hatte. Diese Tracht war eher weit, wie auf dem Kästchen von Pfahlheim dargestellt (Angesprochen werden die Figuren als "Engel", wegen des "Halos" um den Kopf. Dieser ist allerdings über die Arme verlängert und erinnert damit an die Angabe der Haare oder eines Schleiers. Zudem weisen die auf der Brust liegenden paarigen Fibeln die Figuren eindeutig als weiblich aus, während Engel zu der Zeit grundsätzlich männlich waren). Während die Röcke im 6. Jh., noch Knielang getragen wurden, werden sie zum 7. Jh. hin länger und später knöchellang, was an der Lageveränderung der Riemenzungen der Wadenbindengarnituren und an der mangelnden Verzierung der Schnallen in Wadenlage zu erkennen ist. Die Klein- und Bügelfibeln verschwinden nun, und auf der Brust wird eine größere Scheibenfibel gefunden. Die Fundlage entspricht den Darstellungen im Stuttgarter Psalter aus dem 9. Jh., die Tracht bleibt offenbar über 200 Jahre so bestehen. Auch gibt es noch die Darstellung kurzer Ärmel des Obergewandts über langen Ärmeln des Unterkleides, das Kleid wird noch weit getragen. Ganz ähnlich sind auch die Darstellungen in der Manesse aus dem 13. Jh., nur dass sich die Verzierungen geändert haben.


    Erst im 14. Jh. kommen die von dir angesprochenen engen Kleider auf. Wenn die Unterkleider als Miederkleider angelegt waren, ist eine Brustbinde natürlich unnötig, denn dann ist die BH-Lösung integriert. Genauso ist ein BH unnötig, wenn ein Korsett getragen wird. Bei den weiten Kleidern des frühen und hohen Mittelalters sieht das natürlich ganz anders aus, das Brusttuch als Brustbinde zu interpretieren halte ich für äusserst sinnvoll. Vielen Dank für den Hinweis, darf ich dich um die Quelle bitten?


    LG Trinschen


    Ich kann nur etwas zu "Hosen" für Männer sagen, also Hosen, so wie wir es mehr oder weniger kennen. DIE hatten die Römer, die Kelten sogar in richtig schick, kariert und eher in eng, die Germanen sowieso, Wikinger selbstredend ... und irgendwann kamen dann die mächtigen Schamkapseln.


    Also fragt man (ich, zumindest) warum zur Hölle, wurden die Hosen in "zivilisierten" Europa des MA und zwar von Früh- bis fast Spät-MA komplett ignoriert? Hosen waren damals ein PAAR Beinlinge mir Füssen dran, genäht, wohlgemerkt, nicht gestrickt oder nadelgebunden. Die wurden vorne mit EINER Nestelschnur an dem Gurt der Bruche angebunden.


    Guten Morgen!


    Zu der Frage habe ich tatsächlich eine Antwort parat. Solche Beinlinge gab es schon im spätrömischen Reich als Teil der Militärkleidung für die Infanterie. Wann diese Kleidungsstücke aufkamen, weiß ich nicht. Aber der Zweck war, sie ablegen zu können, bevor die Beinschienen angelegt werden. Festgenestelt wurden sie an einer kurzen Hose. Als Beispiel diese komplett erhaltenen Stücke aus Antinoupolis. Ich nehme an, dass diese Beilinge das sind, was Isidor als Tibraci beschreibt. Daneben kennt er auch "normale" Hosen und kurze Unterhosen:


    Zitat


    [29][...]Femoralia werde so genannt, weil sie die femora (von den Lenden bis zu den Oberschenkeln) bedecken. Dieselben heißen auch bracae (weite Hosen), weil sie kurz sind und die Schamteile mit diesen bedeckt werden. [30] Tubrucos sollen so genannt worden sein, weil sie die Schienbeine (tubiae) und die bracae bedecken.


    Also lange Hosen, die die Unterhose vollständig bedecken. Weiter:


    Zitat


    Tibraci [heißen so], weil sie von den Armen (bracchiae) bis zu den Schienbeinen (tibiae) gehen.


    Möller 2008, S. 691.


    Und die gefunden Stücke gehen von den Enden der Arme bis zu den Knöcheln, also über die Schienbeine.
    Also kannten die Römer beides.


    Ich muss jetzt mal unterbrechen wegen Frühstücks. :kaffee:

    Also, dass es im MA keine BH-Lösung gab, wage ich zu bezweifeln.


    Die Römer kannten Brustbinden und auch im Frühmittelalter war so was bekannt. Isidor von Sevilla (Enzyklopädie, 1. Hälfte 7. Jh.) schreibt bezüglich weiblicher Unterbekleidung:


    Zitat

    [5] Redimiculum (Stirnband, Halskette) ist das, was wir subcinctorium bzw. bracile (beides Schürze) nennen, welches vom Hals an den Seiten des Halses geteilt und an beiden Achseln herumgeht und von da nach unten gebunden wird, so dass es den Körper zusammenziehend die Seiten bedeckt, ihn strafft und durch Binden aufrichtet. Dieses nennt der Volksmund bracile, gleichsam bracchialem, obwohl der Gürtel nicht an den Armen (bracchia), sondern an den Nieren sitzt. Subcinctorium aber wird es genannt, wie man sagt, weil es unter den Armen an den Achseln vorbeigeht und sie von da an umschließt. [6] Fascia (Gurt, Binde) ist das, womit die Brust bedeckt wird und die Brustwarzen zusammengedrückt werden und die Brust mit einem gekräuselten Gürtel enger zusammengezogen wird. Und sie wird fascia genannt, weil sie in der Art eines Packets (fasciculum) den Körper zusammenschnürt. Daher auch die fasciolae (hier: Binden, Bandagen), mit denen Wunden verbunden werden. [7] Vitta (Binde) wird so genannt, weil mit ihr die Brust gebunden wird wie eine angebundene Rebe. [...]


    Aus: Isodor von Sevilla: "Von Schiffen, Gebäuden und Kleidung" in "Ethymologiae", Übersetzt von Lenelotte Möller, marixverlag, Wiesbaden, 2008, S. 703.


    Dann möchte ich nochmal auf dieses formschöne Bustier aus dem 15. Jh. hinweisen.


    Für die Zeit dazwischen ist mir zwar nichts bekannt, aber ich bin durchaus geneigt davon auszugehen, dass es auch da was gab. Das ist schließlich eine Frage der Praktikabilität. Und mit Oberweite rumzurennen, die von nichts gehalten wird, ist verdammt unpraktisch. Warum sollte was praktisches verschwinden, um Jahrhunderte später wieder aufzutauchen?

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