Kappnähte bei Jeans: Macht sich noch jemand von euch die Mühe und wenn ja, warum?

  • Da meine Kauf-Jeans sich mit Riesenschritten ihren endgültigen Verfallsdaten nähern, muss ich sie ersetzen und möchte die Nachfolger selber nähen. Dabei stellt sich mir die - ganz sicher nicht überlebenswichtige, aber für mich trotzdem interessante - Frage:


    Soll ich mir die Mühe machen, Kappnähte zu nähen, wie es eigentlich mal ein Charakteristikum von Jeans war? Jedenfalls im vorigen Jahrhundert; erst neulich habe ich Jeans aus den 1970ern und 1980ern auseinandergenommen.


    Ich tendiere aus verschiedenen Gründen zu den handelsüblich gewordenen Fake-Kappnähten (z.B. leichteres Anpassen; größte Beanspruchung meiner Jeans ist Fahrradfahren, kein Rodeoreiten oder Goldschürfen ;)), würde aber gerne von passionierten Kappnaht-Näherinnen und -nähern wissen, warum sie sich für diese Extra-Mühe entscheiden.


    Danke vorab! :)

    Mein Freizeit-Motto: Alles kann, nichts muss.

    Aber ich werde mich freuen, wenn ich in 2018 ca. 75m meiner Stoffvorräte vernähen könnte. :D

  • Ich mache Kappnähte wo es geht, weil ich die offenen Nähte nicht mag. Am besten bei Jeans geht es auf dem Innennaht am Bein (? Englisch "Inseam") und an dem mittleren Rückennaht. Sonst nehme ich Schrägband.

    Allerdings, macht es das ganze Prozedur komplezierter. Nachdem ich die Beinnaht genäht habe, muß ich den Rest machen, und die Aussennaht heften, bevor ich die Kappnaht am Innenbein nähe, um sicher zu gehen, dass das ganze passt. Mir ist es aber die Mühe wert.

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  • Danke, Caleteu. Die Herausforderung der Passform ist tatsächlich das, was mich am meisten von Kappnähten abhält.


    Ich würde es wahrscheinlich entweder so machen, wie viele Schnittmusteranweisungen es vorschlagen - NZG in eine Richtung bügeln und von außen absteppen. Oder versuchen es wie die Industrie zu machen: NZG overlocken, dann in eine Richtung umlegen und absteppen.


    Aber ich gebe zu, die echten Kappnähte, die ich neulich bei den alten Schätzchen gesehen habe, hatten was ...

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  • Ich sitze gerade an meinem Hosengrundschnitt nach den Kursen von Vivien Altmann von Makerist. In dem Kurs "Perfekte Jeans" zeigt sie an der Innenbeinnaht ebenfalls eine echte Kappnaht und an den Seitennähten die gefakte. Bei meinen Kauf-Jeans ist es mal so, mal so - ich habe sogar eine, wo sogar der Bund noch mit Schrägband eingefasst ist. Ich denke, ich werde die echte Kappnaht auf jeden Fall einsetzen, weil ich sie einfach schöner finde.

    Liebe Grüße,

    Lotosblüte

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  • Hallo,


    meine Kaufjeans haben echte Kappnähte (Innen- und Schrittnaht). Ich finde es schön, aber ich würde beim Nähen Deine Variante mit den abgesteppten Overlocknähten bevorzugen. Nicht wegen der Arbeit, da würde ich einfach erst den Schnitt anpassen und dann die Kappnähte machen. Aber ich würde die Nahtkreuzungen von mehreren Kappnähten mit dicken Jeansstoff meiner Nähmaschine lieber nicht zumuten :eek:. Bei meinen Blusen habe ich mit Kappnähten gearbeitet und finde das Ergebnis viel schöner als mit der Overlock versäubert. Bei einer Jeans würde mich eine aufgesteppte Overlocknaht nicht so stören. Ich denke auf den Verschleiß hat die Nahtform bei einer Jeans nicht soviel Einfluss (bei mir leiden meist zuerst die Knie :o).

  • komisch bei mir leiden die Nähte der Innenseite mehr, bei meiner Mom die Knie...witzig. Ich lausche mal was ihr so weiter darüber denkt...ich bin auch schon am Planen mir eine Jeans zu nähen...

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  • lotos.bluete

    Darf ich dich was zu dem Kurs fragen? Was war deiner Meinung nach die wichtigste oder überraschendste Erkenntnis, die du mitgeben bekommen hast, um eine "perfekte Jeans" zu nähen?


    Needles

    Der Schnitt ist zu 99% fertig = angepasst, aber jeder Stoff verhält sich dann doch ein bisschen anders, gerade wenn ein Spürchen Elasthan drin ist, und den finde ich fürs Tragen sehr angenehm. Wirklich nur ein Hauch, nicht einer dieser Jeggings-Stoffe.

    Deine Bedenken bzgl. Kappnahtkreuzungen sind ein guter Punkt, den ich berücksichtigen sollte und wohl den Ausschlag für die Fake-Methode geben wird. Mit ein paar kräftigen Nudelholzrollen und Hammerschlägen kriegt man mehrere Lagen sperrigen Denim zwar in den Griff, aber Kappnahtkreuzungen sind dann vielleicht doch etwas too much.

    Mir ist gerade eingefallen, dass ich irgendwo sogar einen Kappnaht-Fuß für mein Maschinchen habe. Allerdings nur für eine schmale Kappnaht. Muss ich mal experimentieren, ob das die Sache erleichtert.

    Da ich mehrere Meter Stretch-Denim in verschiedenen Stärken liegen habe und mehrere Jeans ersetzen muss, werde ich ggf. auch mit Fake anfangen und mich zu echten Kappnähten vorwagen. :)

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  • Ich nähe wirklich oft und viele Jeans, aber die echte Kappnaht erspare ich mir, einerseits geht es mir ähnlich wie Needles, ich habe da Mitleid mit meiner normalen Haushaltsmaschine, (die gekauften Jeans werden schließlich auf speziellen Maschinen genäht), andererseits werden diese echten Kappnähte mit diesem stabilen Stoff bei mir eher weniger schön als die Gefakten und der Aufwand mit der Abschneiderei, dem Umklappen und Absteppen steht in keinem Verhältnis zum Aussehen der Naht!

    Ich bin schon älter und meine verbleibende Lebenszeit ist mir echt zu wertvoll, als dass ich sie mit „echten“ Jeanskappnähten vertüdeln möchte!^^

    Gerade fällt mir auf, einige meiner gekauften Jeans haben weder echte noch gefakte Kappnähte an den Beinnähten, die halten tatsächlich trotzdem und sitzen prima!


    ;)Schiaparelli, falls du es dir mit dem Goldsuchen und Rodeo noch überlegst, dann kannst du ja immer noch eine Jeans mit echter Kappnaht nähen!

    Gruß von Ina



    Man wird alt wie 'ne Kuh und lernt immer noch dazu!:)

    Einmal editiert, zuletzt von Inawe ()

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  • Inawe


    :rofl: Zumindest Rodeo kann ich ausschließen, da täten mir die Pferde leid.

    Mein Freizeit-Motto: Alles kann, nichts muss.

    Aber ich werde mich freuen, wenn ich in 2018 ca. 75m meiner Stoffvorräte vernähen könnte. :D

  • Ich lese hier ja öfters, dass manche Näherinnen ihre Nähte und Nahtkreuzungen feste mit dem Hammer bearbeiten, aber irgendwie finde ich das widersinnig! Da zerklopft man doch die Stofffasern, nur damit man drüber nähen kann, das ergibt ja, bei der eigentlich für die Stabilität gedachte Kappnaht, noch weniger Sinn als bei jeder anderen Naht!




    :thumbup:^^Aber Gold suchen geht so ins Kreuz, ist meist eine nasse Angelegenheit und man findet ja kaum was!

    Gruß von Ina



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  • Kappnähte zumindest bei Jeans werden bei mir nicht so stark beansprucht; Goldsuche steht so schnell nicht auf dem Plan (steht mir sowieso nicht ;)) . Und dünnere Stoffe nähe ich komplett gewaltfrei. :saint:


    Ich weiß gar nicht, ob man die Stofffasern beim Hämmern zertrümmert oder ob sie nicht eher ähnlich wie beim Mangeln durch starken Pressdruck (aber ohne Hitze und Feuchtigkeit) flachgelegt bzw. komprimiert werden - halt nur punktuell.

    Mein Freizeit-Motto: Alles kann, nichts muss.

    Aber ich werde mich freuen, wenn ich in 2018 ca. 75m meiner Stoffvorräte vernähen könnte. :D

  • Hm ... auch möglich! Vielleicht stelle ich mir diese Hammermethode tatsächlich viel zu brachial vor!

    Gruß von Ina



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  • lotos.bluete

    Darf ich dich was zu dem Kurs fragen? Was war deiner Meinung nach die wichtigste oder überraschendste Erkenntnis, die du mitgeben bekommen hast, um eine "perfekte Jeans" zu nähen?

    Hmmm ... das kann ich dir, ehrlich gesagt, gar nicht beantworten. Ich habe den Kurs vor ein paar Wochen das erste Mal gesehen und bis ich wirklich anfange, mir eine Jeans zu nähen, werden sicher auch noch mal einige Wochen ins Land gehen. Ich habe gerade erst mit der Konstruktion des Grundschnittes angefangen. Allerdings habe ich inzwischen den geänderten Maßschnitt meiner Bluse von Barba Ann N erhalten und bin wahnsinnig gespannt, wie der nun sitzt. Der geht jetzt erst einmal vor. Und da meine Nähzeit begrenzt ist, werde ich den Blusenschnitt wahrscheinlich auch nicht vor Montagabend als Probemodell vorliegen haben.

    Liebe Grüße,

    Lotosblüte

  • Ich bewundere ja Menschen, die Jeans selber nähen ;) ...
    Für mich sind sie der Inbegriff industrieller Kleiderproduktion, und selber nähen käme für mich nur in Frage, wenn meine Körperform mit den handelsüblichen Größen inkompatibel wäre :D ...


    ...und eigentlich trage ich auch keine mehr, außer zur Gartenarbeit oder im Stall ...

    (Wie schrieb doch Ulrich Plenzdorf Anfang der 1970er in "Die neuen Leiden des jungen W.":

    "Jeans sind die kollektive Äußerung des individuellen Geschmacks...")


    ...und zum Reiten hätte ich niiiiie welche getragen, schon gar nicht mit Kappnähten an den Innenseiten :) ...

    Beste Grüße aus Schleswig-Holstein
    Steffi


    Meine Devise: "...close enough to perfect for me!"
    (nach einem Song der Country-Band ALABAMA)


    Mein Blog: Das Landei

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  • ... bei mir geht's um meine nicht-handelsübliche Körperform, Steffi. ;)


    Das war schon immer ein K(r)ampf. Immer wenn ich das Glück hatte, ein Modell industrieller Fertigware für gut genug sitzend zu befinden, habe ich zugeschlagen und mehrfach gekauft. Aber nun ist wieder eine Durststrecke. Und von meinem unbehaglichen Tragegefühl abgesehen ist die Welt eine ästhetisch schönere, wenn ich weiterhin konsequent auf den Skinny Jeans- oder Boyfriend- oder demnächst wieder 80er Bundfalten-Röhren-Trend verzichte ... :D


    Außerdem habe ich meterweise Stretch-Denim aus diversen Berliner Quellen eingelagert, die vernäht werden wollen. Du siehst, die Umstände schreien geradezu danach, dass ich mich wieder ans Jeans-Nähen mache. :)

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  • "Die perfekte Jeans" hab ich vor Weihnachten letzten Jahres nach dem Kurs genäht. Der Kurs ist ok und hilft schon weiter, allerdings bin ich fast vor dem PC eingeschlafen durch die emotionslose Art von Vivian. Blöd fand ich auch, das man für den Schnitt noch extra-Kurse für die Schnitterstellung buchen sollte, ansonsten ist er ja bei den meisten Makerist Kursen direkt mit dabei. Mein Schnitt ist von Ottobre gewesen, das Prozedere ist ja das gleiche.


    Ich hab auf die Kappnähte verzichtet und die Overlock-Variante genommen, im Kurs werden die Kappnähte ganz gut erklärt. Vielleicht mach ich sie an der nächsten Jeans.

    -----------------------------
    LG
    Karin

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  • Der Jeans-Nähkurs ist tatsächlich einer der wenigen Kurse, die ich nicht ganz so gut fand. Man hat zum Ende hin gemerkt, dass Vivien beim Dreh wohl leicht erkältet war. Manche Dinge zeigt sie nicht ganz so ausführlich, dafür wiederholt sie andere, einfache Sachen ständig. Da kann ich mich noch grob dran erinnern.


    Ihre Konstruktionskurse finde ich hingegen echt klasse. Da sind solche Wiederholungen häufig hilfreich.

    Liebe Grüße,

    Lotosblüte

  • Beitrag von dark_soul ()

    Dieser Beitrag wurde von Anne Liebler gelöscht ().
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  • Zitat von dark_soul

    Beide Beinteile re auf re zusammen, dann eine der NZ um die Hälfte kürzen, die andere drumherum legen so dass beide Schnittkanten verschwinden, und dann nochmal absteppen.

    Diese Version habe ich in einem Burda-Nähbuch der Steinzeit (70er Jahre) als echte Kappnaht kennengelernt und würde es auch heute so machen.

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