Knopflochleiste vom Herrenhemd ist kürzer geworden...

  • Mit einem freundlichen "guten Morgen" in die Runde möchte ich hier mein erstes Anfängerproblem vorstellen mit der Bitte um Lösungsvorschläge:


    Aus einem Jux heraus habe ich ein Nähprojekt beschlossen, nämlich ein Herrenoberhemd für den Eigenbedarf. Nach dem Motto: Wer einen Dübel in der Wand versenken kann, der kann auch drei Meter Baumwoll-Popeline kleinschneiden und zu einem Hemd zusammensticheln. Das Projekt macht tatsächlich passable Fortschritte. Immer mal hier ein bißchen und da ein bißchen, wie es halt die Feierabende zulassen. Der Kragen ist schon fertig. Die Brusttasche sitzt bereits auf der linken Vorderseite. Am gleichen Teil habe ich auch schon die Knopflochleiste umgebügelt und abgesteppt.


    Laut Anleitung stehen nun die Knopflöcher an. Gestern habe ich den Schnittbogen noch einmal aufgelegt, um die Position der Knopflöcher auf den Stoff zu übertragen. Dabei gab's einen großen Schreck: Entlang der Knopflochleiste ist das Vorderteil im Vergleich zum Schnittmuster und im Vergleich zum frisch zugeschnittenen Zustand etwa einen Zentimeter kürzer geworden. Mit Kraft kann ich in Längsrichtung ziehen. Dann ist die Knopflochleiste wieder so lang wie sie sein soll. Sobald ich loslasse, "federt" sie elastisch zurück und bleibt zu kurz. Aus laienhafter Sicht sieht das für mich so aus, als ob die Steppnähte den Stoff in Längsrichtung zusammenziehen.


    Das kann doch nicht in Ordnung sein, oder? Was ist da schief gelaufen? Was ist zu tun?


    Liebe Grüße,
    Stefan

    Einmal editiert, zuletzt von Nanne ()

  • Wie ist die Gegenseite? Hast Du Einlage in der Knopfleiste? Wie genau arbeitest Du (keine Kritik von mir, aber hier o.5 cm und da und schon ist es passiert)?
    Im Prinzip würde ich die Gegenseite anpaßen. Also wenn Einlage , dann auch hier. Wenn abgesteppt dann auch hier. Rest im Saum ausgleichen.
    gruß
    Posaune

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  • Nein, keine Einlage in der Knopflochleiste.


    Wie genau arbeite ich? Naja, ich würde schon sagen, dass ich da penibel bin. Natürlich kann ich Fehler niemals ausschließen. Aber ich prüfe zwischendurch immer wieder. Den Stoff habe ich zunächst gewaschen, dann gebügelt. Nach Schnittmuster aufgezeichnet. Aufzeichnung anhand des Schnittmusters geprüft. Mit Nahtzugabe ausgeschnitten. Nochmals durch Auflegen des Schnittmusters geprüft. Knopflochleiste über Pappkante laut Anleitung mehrfach umgebügelt. Wieder Vergleich mit dem Schnittmuster. Bis dahin war alles sozusagen im Millimeterbereich genau.
    Dann habe ich die Knopflochleiste beidseitig abgesteppt und das soweit fortgeschrittene Werk wieder gebügelt. Schnittmuster ein weiteres mal aufgelegt. Und jetzt ist das linke Vorderteil entlang der Knopflochleiste zu kurz. Das Schrumpfen muss sich also irgendwie beim Steppen eingeschlichen haben. Und wir reden hier nicht von 0,5 cm, sondern eher von 1,5 cm.


    Was genau meinst Du mit Gegenseite? Die Knopfleiste des rechten Vorderteils? Sofern es keine besseren Vorschläge gibt, will ich die genauso machen wie die Knopflochleiste des linken Vorderteils. Nur halt mit dem Unterschied, dass da keine Knopflöcher reinkommen, sondern dass dort die Knöpfe aufgenäht werden. Wenn sich diese Seite dann genauso verhält und ebenfalls um das gleiche Maß kürzer wird, dann passen beide Teile wenigstens zusammen.


    Damit könnte ich zwar leben. Aber richtig scheint mir das irgendwie nicht. Es geht hier nicht um elastisches Jersey oder so, sondern um Popeline, die eigentlich mehr oder weinger form- und maßstabil sein sollte. Kann ich da was besser machen? Oder muss ich mit solchen Maßveränderungen einfach leben?


    Ich versuche mal meine Sorge so zu formulieren:
    Im Moment beschränkt sich das Problem darauf, dass das Hemd einen starken Zenitmeter zu kurz wird. Das ist eher unkritisch.
    Aber bald geht es ans Zusammennähen der vorbereiteten Einzelteile. Und wenn dann der gleiche Effekt auftritt, wenn also die Ärmel 2cm zu kurz oder die Schulterpartie 2cm zu schmal werden, dann sieht das doch nach einem ernsthaften Problem aus...


    P.S.: Kann man irgendwie diesen blöden Tippfehler im Titel korrigieren?

  • Ich denke, Du hast entweder mit der Steppnaht den Fehler reingebracht oder der Stoff ist nicht ausreichend abgebügelt worden. Jetzt liegt es an Dir: Alles nochmal aufmachen oder Gegenseite anpassen (würde ich machen).
    Vorher Testnähte machen, welche Stichgröße und Spannung und Nadelgröße für diesen Stoff am besten sind. Und zwar bevor die Kappnähte machst - das kann an der Armkugel sonst ätzend aussehen. Und mal Probebügeln.
    lg
    posaune

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  • Nach dem Umbügeln sah noch alles gut und maßhaltig aus. Ich glaube eher nicht, dass hier was schief gegangen ist. Dann bleibt wohl nur, dass die beiden Steppnähte als Übeltäter in Frage kommen.
    Du schreibst von Stichgröße, Spannung und Nadelgröße. Ich habe 80er Universalnadeln genommen. Nichts Aufregendes eigentlich. Okay, die Oberfadenspannung war und ist ein wenig auf der strammen Seite. Da könnte ich vielleicht ein wenig nachgeben. Muß ich ausprobieren. Vielleicht spielt eine Rolle, dass ich aus nicht mehr so ganz nachvollziebaren Gründen einen sehr engen Stich gewählt habe. Keine Ahnung, ob das für das vorliegende Problem von Bedeutung ist. Möglicherweise hilft in Zukunft die Kombination aus verringerter Oberfadenspannung und größerer Stichweite. Ich werde mal eine längere Probesteppnaht machen und nachmessen, ob es dann immer noch zu einer solchen Verkürzung kommt.


    Alles noch mal aufmachen...??? Bei der engen Stichfolge und der Länge der Naht stinkt das nach Sträflingsarbeit. Gibt's da irgend einen Trick?

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  • - Die Leiste habe ich nicht separat zugeschnitten. Sie ist durch mehrfaches Umbügeln der Vorderteilkante entstanden. Damit verläuft alles parallel zu den Kettfäden.
    - Die Nahtlinie habe ich nicht aufgezeichnet. Vielmehr habe ich mir auf dem Nähfuss eine passende Abstandsmarkierung gesucht, mit der ich dann so exakt wie möglich den seitlichen Abstand zur Umbruchkante eingehalten habe.
    - Nein.

  • Ja, die Steppnähte können Schuld sein.


    Welche Stichlänge? Welchen Faden?
    Es kann hilftreich sein, die Stichlänge zu reduzieren, die Fadenspannung zu reduzieren und vielleicht auch einen feineren Faden zu nehmen.


    Bekommst du mit krätftigem Bügeln die Nähte wieder auf Normallänge?


    Ich habe das schon gehabt, dass die Nähte nach dem Nähen und Bügeln ordentlich waren, sich aber nach dem Waschen gekräuselt haben. Mit erneutem Bügeln war es dann wieder ok, aber es bildet sich nach dem Waschen immer dasselbe Ergebnis. Und das mit dem vielgelobten Alterfil-Garn, das Nahtkräuseln verhindern soll. Natürlich hatte ich die Nähte nach dem Nähen gebügelt. Versteht sich ja von selbst. ;)

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    • Offizieller Beitrag

    Wenn du die Leiste durch umklappen kreiert hast, und die Fadenspannung nicht gelockert hast, musstest du mit der gleichen Spannung durch eine dickere Stofflage. Der Maschine stand aber / Einstich nur eine Fadenlänge x zur Verfügung. Um das zu packen, hat sie den Nahtweg gestaucht.
    Versteht das einer?

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  • hmmm... wenn ich so nachdenke, ihr kennt ja vlt. mein Hundehemd und was für ein Gewese ich mit dem Muster gemacht habe und da hatte ich auch auf die gesamte Länge ca. 0,5 cm Verzug... Ich war echt sauer und dachte ich hätte nicht penibel genug gearbeitet... interessant das mit der Fadenspannung, Nanne!


    Also heißt es jetzt künftig: Probenähte unter Echtbedingung auf gleichen Stoffresten!


    LG, Steffi

    was wär´ das Leben ohne Naht??? es wäre öd´und blöd´und fad!!!

  • Bei solchen Steppnähten den Stich verlängern und die Spannung etwas lösen.


    Mit auftrennen, glatt bügeln, umklappen und neu einbügeln, heften und neu nähen (Spannung lockern und Stich verlängern) löst Du das Problem.



    Gesendet von iPhone mit Tapatalk

    _______________________________________________
    Lichtmess vorbei, dadurch sieht man vieles im richtigen Licht!

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  • Wenn du ... die Fadenspannung nicht gelockert hast, ... hat sie den Nahtweg gestaucht.
    Versteht das einer?


    Danke Nanne, ich bilde mir zumindest ein, es verstanden zu haben. Und danke an alle anderen für die rege Teilnahme und die Anregungen. Ich werde also als nächstes eine Kombination aus geringerer Oberfadenspannung mit größerer Stichweite versuchen.


    Die Vorstellung allerdings, gefühlte Zweitausend Stiche wieder auftrennen zu müssen, ist der blanke Horror. Zumal sich Ober- und Unterfaden ziemlich tief in das weiche fünfschichtige Gebilde eingezogen haben. Ich weiß garnicht so recht, wie ich an die Fäden zum Auftrennen herankommen sollte. Vielleicht lasse ich die Knopflochleiste wie sie ist und wende das hier Gelernte erst bei den weiteren Nähten an. Oder gibts irgend eine aushaltbare Methode des Auftrennens?

    • Offizieller Beitrag

    Versuch mal die Naht zu "erschrecken"...die Naht auseinander ziehen und zwar mehrmals ruckartig.Dann solltest du mit dem Nahttrenner den ersten Stich (muss nicht am Anfang der Naht sein) zu fassen kriegen.Von da kannst du dann weiter machen. Zwischendurch immer wieder erschrecken.

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  • Willkommen im Forum, Hägar :)


    Danke.
    So, wie mir hier bislang geholfen wurde, fühle ich mich tatsächlich willkommen.


    Hier meine Rückmeldung zu Euren Anregungen:


    Zum Vergleich habe ich zwei Probestücke gemacht. Schmale Streifen doppelt umgebügelt ergibt vier Lagen Stoff. Darauf habe ich im gebügelten, aber noch nicht genähten Zustand eine Test-Länge von 70cm angezeichnet.
    1. Probestück: Eine Längsnaht gerade mit hoher Fadenspannung und kurzer Stichlänge wie bisher ergab nach dem Nähen eine Länge von 69,1cm, also eine Verkürzung von 9mm.
    2. Probestück: Eine Längsnaht gerade mit reduzierter Fadenspannung und größerer Stichlänge (Einstellung 2, was immer das bedeutet) ergab nach dem Nähen eine unveränderte Länge von 70cm, also ohne erkennbare Verkürzung.


    Sieht so aus, dass Nannes Theorie aufgeht, und dass die Lösung meines Problems gefunden ist.


    Super, ich bin begeistert. Vielen Dank an alle, die mitgewirkt haben.



    Versuch mal die Naht zu "erschrecken".


    :rofl: hilft auch anschreien? :rofl:


    :D


    Die Leiste ist nicht mehr als eine mehrfach umgebügelte und doppelt abgesteppte Kante. Da gibt's nichts mehr, woran ich zum "erschrecken" anpacken könnte. Bin der Sache mit dem Bügeleisen zu Leibe gerückt. Unter gleichzeitigem Zug und Temperatur habe ich die Knopflochleiste fürs erste wieder auf Sollmaß bekommen. Tatsächlich ist sie jetzt sogar geringfügig zu lang. Da das Längenmaß eines Oberhemdes das so ziemlich unkritischste Maß ist, habe ich jedenfalls beschlossen, die Leiste nicht mehr anzufassen, sondern sie zu nehmen, wie sie ist. Das hier Gelernte werde ich aber natürlich bei den kritischen, noch kommenden Nähten anwenden.


    Liebe Grüße,
    Stefan

  • P.S.: Oben hatte ich Nanne als Finderin der Lösung erwähnt. Beim zweiten Lesen kommt mir das nicht ganz fair vor. Tatsächlich hatten auch Posaune, Crusadora und GlückSachen den gleichen Weg gewiesen. Also: Ehre, wem Ehre gebührt... :cool:

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