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Sessel - Neubezug - Hobbypolsterei

  • Ich komme der Sache langsam näher. Habe "metal tack strips" entdeckt, damit werden blinde Nähte beim Polstern gefertigt. Das wäre eine Möglichkeit. Eine deutsche Bezugsquelle werde ich sicher auch noch finden und dann kann ich zwischen den Jahren loslegen.

    • Offizieller Beitrag

    Sonntag nachmittag: Den letzten Abend habe ich schon im alten - neuen Sessel "gelümmelt".
    Mein (nachträglicher) Schulterblick kann beginnen:


    Erst einmal habe ich die vielen Klammern gelöst und mir viele Bilder gemacht um nach dem Neunähen zu sehen, was wie befestigt war.


    sitzflaeche.jpg


    sitzflaeche-befestigung.jpg


    sitzflaeche-befestigung1.jpg


    sitzflaeche-befestigung3.jpg


    Dabei sieht man auch, wo der sichtbare Stoff endet und wo der feste Vliesstoff ansetzt. Diesen habe ich abgetrennt und wieder verwendet.


    Dann habe ich mir, wie auch bei den Seitenteilen die Stoffteile auf den neuen Stoff gesteckt und exakt wie das Original zugeschnitten. Alle Teile wurden mit der Overlock versäubert, wobei das Volumenvlies mitgefasst wurde. Diese Versäuberungsnähte sind nicht an allen Punkten 1A Qualität, aber ehrlich gesagt war ich mir gegenüber da tolerant...


    Dann wurde angepasst.
    sitzflaeche-anprobe.jpg


    sitzflaeche-anprobe1.jpg


    Durch die Bilder sieht man auch, welche Nähte in welcher Reihenfolge geschlossen werden müssen. Bspw. mussten an das untere Teil erst die seitlichen Vliesteile angenäht werden, bevor man es mit der Sitzfläche verindet.


    So erfolgte die Absteppung auch erst nachdem der Sitzbezug quasi "rund" war - aber nur im vorderen Bereich.


    sitzflaeche-absteppen.jpg


    sitzflaeche-absteppen-einstellungen.jpg


    Beim Absteppen habe ich diese Sticheinstellung gewählt und den Fußdruck verringert. Zum Zusammensteppen war er fester.


    Hier habe ich alles überzogen und mit dem Tackern begonnen. Ich habe einen Elektrotacker. Das ist das wichtigste Werkzeug neben der Nähmaschine.


    sitzflaeche-neu-befestigung.jpg
    Zu sehen ist, dass beide unteren "Verschlusslappen" noch am Holzgestell sind. Sie habe ich nicht vollständig gelöst, sondern dann wieder nur an der offenen Seite befestigt. Das war die halbe Arbeit...


    Und die Sitzfläche war am Mittwoch fertig.


    sitzflaeche-neu.jpg


    Den Gummi habe ich später entfernt und durch Neuen beim Zusammenbau ersetzt.

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    • Offizieller Beitrag

    Nun hatte ich Seitenteile, das Fußteil (dafür gibts keine Bilder) und Sitzfläche fertig und die Lehne war dran. Davor hatte ich den größten Respekt.
    Das hier war Ursache für meine Hobbypolsterei:


    lehne-alt.jpg


    Am Kopfteil war das Kunstleder derart gerissen und unansehnlich geworden, dass ich den Sessel unter keinen Umständen mehr so sehen wollte.
    Beim Trennen gab es wieder viele Klammern und eine Überraschung:


    lehne.jpg


    Mittig im Schaumstoff war ein Schlitz


    lehne-befestigung1.jpg


    Durch diesen wurden diese Vliesstücke geführt und unten festgetackert. Sie hielten das Vorderteil hinten fest. Mein Eindruck, dass es eine Art "Vlieswulst" als Kopfteil gab, welche vom Stoff umhüllt war, war völlig falsch.
    Bevor ich aber so weit war, die Schnittteile zu analysieren, gab es wieder ein paar Bilder bzgl. der Befestigungen, denn an der Lehne, die verstellbar war bzw. ist, waren es knifflige Stellen. Bilder helfen der Erinnerung,


    lehne-befestigung.jpg
    - auch in Bezug auf die Stellen an denen es kein Volumenvlies gibt.


    lehne-befestigung2.jpg


    Nachdem ich die Schnitteile dann alle getrennt hatte, habe ich mir Gedanken darüber gemacht, wo die stärkste Beanspruchung am Sessel ist. Deshalb gab es dann eine Schnittmusteränderung:
    lehne-schnittaenderung.jpg


    Das Mittelteil habe ich mit G700 unterbügelt, mit Volumenvlies und darüber Rasterquick bestückt und dann mehrfach abgesteppt.
    Das Kopfteil habe ich nicht im Schnitt verändert, aber auch die 1. Schicht Volumenvlies (da und an der Armlehne war es jeweils doppelt) auch mit einer Steppung versehen, nachdem ich die Blüte darauf gestickt hatte. Auch hier ist zusätzlich zum starken Poslterstoff noch G700 drunter. Wichtig zu wissen: Aufbügeln muss man das schrittweise mit feuchtem Tuch und dann gut auskühlen lassen. Mit der 2. Volumenvliesschicht darunter habe ich das Schnittteil dann gelockt.

    lehne-kopfteil.jpg


    Die Lehne zu nähen war nicht ganz einfach... 2 Lagen Vlies+ G 700 + Oberstoff auf Unterteil mit 2 Teilungsnähten und Oberstoff + Vlies und mittig G 700 und das Ganze dann um Runden und mit einem Einhalten in der Mitte des Kopfteils. Das - fast in der Endphase führte dann zum ersten Nadelbruch.
    lehne-kreuzpunkte.jpg


    An der Stelle war dann der Donnerstag am Abend Zwischenstopp.
    lehne-vorn.jpg

    • Offizieller Beitrag

    Am Freitag habe ich dann mit einer 100 Nadel weiter gearbeitet.


    Das Zusammensteppen war schon auch körperlich ganz schön anstrengend, denn die Teile sind in der Enge schon etwas schwerer zu führen und es ist sehr hilfreich ausreichend Platz neben der Maschine zu haben, auf dem der viele, schwere Stoff liegen kann.


    An der hinteren Naht, die Kopf- und Rückenteil verbindet musste der Vlies"lappen" wieder angenäht werden. Beim Überziehen des Bezuges über die Lehne musste er wieder durch den Schlitz und straff gezogen werden. Auch das war etwas kniffelig.




    lehne-seite.jpg


    lehne-seite1.jpg


    Beim Zusammenbau allerdings gab es "leichte" Konfliktdiskussionen zwischen B und mir, als das Zusammenbauen nicht ganz so reibungslos war wie das Auseinanderschrauben. Aber im Endspurt waren wir nicht mehr aufzuhalten. Am späten Freitag Abend waren wir fertig. Kurz danach auch wieder gemeinsam "entspannt" und ich glaube, wir dürfen stolz sein. Es hat sich gelohnt, denn der Sessel ist neu und gerettet.
    sessel-fertig.jpg



    Nach einem Überlegungstag weiß ich jetzt, dass ich weiter mache. Es gibt ja noch ein Sofa... aber nicht gleich.

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    • Offizieller Beitrag

    Schlussendlich mein Fazit:
    Ich habe einen großen Respekt vor der Menge an Arbeit die in einem Polsterteil steckt. Da ist jede Menge HandARBEIT nötig und gute Verarbeitung. Ich habe mich getraut, die Arbeitswege quasi rückwärts zu gehen und dann einen Neubezug zu machen. Das ist möglich, aber man muss bereit sein, Zeit zu investieren und wesentlich mehr Material als ich das anfangs dachte... Man braucht einige Meter. Vlies habe ich in Teilen abgetrennt und neu verwendet, denn das war völlig i.O.


    Ich drücke für jeden weiteren Versuch die Daumen und versichere: mit einer guten Maschine, die standfest ist und den Fußdruck verstellen kann, klappt das.


    PS: Das Gewebe des Kopfteils war innen unversehrt. Kaputt war die Beschichtung, die den Kunstledereindruck macht. Neu beziehen würde ich damit aber nie.

  • Tolles Ergebnis, das hat sich wirklich gelohnt!


    Ich habe so etwas ähnliches mit meinem heißgeliebten alten Ikeasessel gemacht.


    Wir haben ihn aber nur etwas aufgepolstert ohne den Bezug zu entfern, und dann neu bezogen. Das ging, weil er einen Stoffbezug hat.


    Ich erinnere mich noch gut daran, das ich mich mit der benötigten Stoffmenge auch total verschätzt hatte.;)

    Liebe Grüße
    Anja


    Mit dem Nähen ist es ein bisschen wie mit dem Sex, aus Spaß an der Freude ist es eine tolle Sache, aber für Geld möchte ich es nicht machen.:D

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  • Anne, das hat richtig Spaß gemacht, Dir zuzuschauen. "Leichte" Konfliktdiskussionen bleiben da nicht aus. Aber Ihr habt echt ganze Arbeit geleistet! Glückwunsch.

    Ich habe keine Wespentaille. - Ich habe eine Hummelhüfte.

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    • Offizieller Beitrag

    Nun hole ich den alten Thread einmal vor und berichte, dass ich nachdem ich voller Motivation an mein Sofa gegangen bin (ist ja - so dachte ich nur 3 x ein Sessel...), eine absolute Motivationshänge hatte, nun fertig geworden bin.


    sofa.jpg


    Ich hatte nicht mehr die gleiche menge an Stoff, so wurde die Kombination verändert. Zu meinem großen Erstaunen war die Schnittmustergestaltung ganz anders, als ich das erwartet hatte. Vom Sessel kannte ich ja schon die Stoffbahnen, die zum festtackern da waren. Aber die vermeintlichen Einzelteile des Sofas sind nicht wirklich separat genähte Teile. In den Teilungsnähten werden eingenähte Stäbe mitgefasst, die man mittels Bändern ganz fest nach innen zieht und festtackert. Das ergibt dann den Eindruck, dass die Teile zum 3 Sitzer werden.
    Die Schwierigkeit bestand darin, die zusammenzunähenden 2 Meter unter der Maschine zu führen. Jedes Einzelteil ist mit Volumenvlies gedoppelt und es waren MASSEN zu bewegen und dann noch zu nähen. Ich hätte nie gedacht, dass das mit einer Haushaltsmaschine geht.


    Auf das Ergebnis bin ich stolz :)

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  • Anne, wie viel Stoff hast Du ungefähr benötigt um den Sessel oder die Couch zu beziehen ?


    Ich tue mir mit der Berechnung unheimlich schwer.


    Die Teile sind wirklich schön geworden. Mir schwebt zur Zeit so eine Art Patchworksessel vor, aber ich bin total unschlüssig wegen der Stoffmengen

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    • Offizieller Beitrag

    Ich habe wieder neue Bezüge in Arbeit.

    Vor 4 Jahren habe ich mir Stühle im Diner Stile gekauft. Die waren nicht billig...aber ich wollte sie haben. Da wir i.d.R. aber nicht viele Menschen sind, die am Tisch sitzen und ich zu 99,5 % meine Bank nutze, wurden diese Stühle gar nicht so stark beansprucht. Trotzen gingen an ALLEN!!! die Kunstlederbezüge kaputt.

    Wegschmeiden wollte ich sie auf kleinen Fall, also Neubezug.


    Ich habe eine Weile nachgedacht, welche neuen Stoffe sich eignen würden um in der Küche (kleckern) nicht nur ein kurzes Dasein zu fristen. Ob meine Entscheidung klug war, wird erst die Zeit zeigen. Es stand fest - kein Kunstleder! Gekauft habe ich Outdoorstoff, der leicht gewachst ist und Wischfest.


    Gestern Abend ging es los. Es sind 4 Stühle, der Zwischenstand heute: 4 Sitz-Polster sind fertig und wieder angeschraubt. 2 Rückenlehnen sind fertig, aber von hinten noch nackig.

    Nach Teil1 habe ich den Schnitt ein bisschen weiter gemacht, da sich Kunstleder beim Antackern dehnen lässt, mein Stoff nicht. Vermutlich mache ich die erste Lehne noch mal ab.

    Nähen - nicht schwer. Tacker entfernen - erfordert Ausdauer und doch auch Muskelkraft. Tackern nur mit Elektrotacker und Geduld. Größte Überraschung: Nach dem Nackigmachen fand ich offenbar recyceltes Holz, das intensiv mit Beton !!! verschmiert war. Von 3 Stühlen war das Holz so, nur bei Einem gab es neues, schönes Holz.

    Meine Recherche dazu im Internet besagt, die Firma die sie herstellte und aus Rheinbach war, hat 2014 aufgegeben, weil es nicht mehr rentabel war zu produzieren. Ich möchte nicht wissen, welche Einsparmöglichkeiten sie vorab noch genutzt haben.

    :/:huh:.


    stuhl-elter-bezug.jpg


    Die obere Schicht bröselte einfach ab... auch an der Paspel und an allen anderen Stellen.


    stuhl-holz-unglaublich.jpg


    Das Holzgerüst mit Zugabe.


    stuhl-schnittmuster-lehne-hinten.jpg


    stuhl-schnittmuster-lehne-vorn.jpg


    Schnittteile auseinander nehmen und Schnittmuster erstellen.

    stuhl-schnittmuster-sitz.jpg


    Das sind schnitttechnisch keine spannenden Aufgaben. Anstrengend wird es, richtig zu spannen und wieder anzutackern.

    stuhl-schnittmuster-zwischenstand.jpg


    So sollen 4 Stück werden. dann kommen noch die Kissen von der Bank dazu. Mal schauen, wie es schlußendlich wirkt.

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  • Wow, Anne, das ist wirklich eine Lust dabei zuzuschauen. Und es motiviert mich, demnächst mal unsere ollen Wackelstühle mit Binsengeflecht komplett zu demontieren, neu zu leimen und dann "vernünftig" aufzupolstern. Manchmal braucht es nur noch diesen finalen Schubser. Beton über Löchern u.ä. kannte ich bisher nur aus der Oldtimerei, bei einem Auto, dessen früherer Besitzer offenbar nicht mit Glasfaser umgehen konnte und deshalb statt zu flicken und zuzuspachteln mit Beton gearbeitet hat. Übel.

    Deine Stühle jedenfalls würde ich auch glatt bei uns reinstellen, so schön sind die. Gut gemacht!

    Ich habe keine Wespentaille. - Ich habe eine Hummelhüfte.

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    • Offizieller Beitrag

    Neuer Zwischenstand:


    2 Stühle sind fast fertig - ich muss noch Polsternägel besorgen und überlegen, wie ich die Rückseite mache.

    In der Nachdenkphase habe ich weiter genäht und nun sind auch die Kissen und der Bezug für meine Lieblingsbank fertig.


    neue-kissen.jpg

    Bei den Kissen sind hinten wieder die Druckknöpfe aus dem Sortiment Yacht und Caravan zum Einsatz gekommen.

    wenn man genau hinsieht, erkennt man, dass die Punkte eine Richtung haben. Außen sind sie waagerecht und senkrecht angeordnet, in der Mitte diagonal.

    Das war keine wirkliche Absicht, aber ich finde es ganz lustig. wenn man es einmal wahrgenommen hat, sieht man es sofort immer beim Ansehen.

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