Voll, voller, am übervollsten

Als Kind bin ich in einer typischen 1930er-Jahre-Siedlung direkt am Wasser groß geworden. Logisch, dass dort fast jeder ein Boot hatte. Und wo ein Boot war, war der Schnaps nicht weit. Ich erinner mich, dass die Skipper bei irgendwelchen Festen in den kleinen Häfen immer heftig einen weggekippt haben. Also nicht alle, aber es gab so Spezialisten, die immer wieder aufgefallen sind.


Einige Gesichter erkenne ich ab und an wieder. Da läuft jemand an Dir vorbei und Du weißt sofort, wer das ist, obwohl Du den 30 Jahre nicht gesehen hast. Ich meine, die sind ja auch älter geworden. Schon böse, wenn man die dann trotzdem sofort erkennt.


Es gab da einen Typen mit einer, naja, leicht ordinären Frau. Der hat mit seiner Olsch jede Party gerockt. Immer gute Laune, immer voll wie ein Schlittenhund. Konnten beide nicht tanzen, haben es trotzdem mit Leidenschaft getan.


Ein Mann wie ein Baum, konnte keiner Fliege was zu leide tun, hat uns Gören mit Sprit ausgeholfen, wenn wir den Außenborder nicht anbekommen haben oder uns auch mal den Blinker aus dem Hecht gezerrt. Sah immer böse aus, war aber niemals ekelhaft zu uns Kindern oder irgendjemand anderem. Nur gearbeitet, immer einen Spruch auf den Lippen und die Bierpulle inner Sonne stehen gehabt.


Heute habe ich beide wiedergesehen.


Sie schob ihn im Rollstuhl am Laden vorbei.


Ekelhafte Dreckswelt.


Merktbefreit mit Attest

Kommentare 2

  • Alles hat seine Zeit...und die Fürsorge am Ende ist doch auch etwas Schönes. Es ist keine Dreckswelt, sondern der Lauf der Dinge...das gehört eben zum Leben...

  • Schon, aber die Fürsorge füreinander war noch immer da. Sie schob ihn. Sie ist nicht abgehauen, als die Zeit der feschen Parties vorbei war. Das ist mehr, als man von vielen anderen sagen kann, die Scheidung als eine Art Standardentsorgung des Partners zelebrieren.


    Und was fällt immer auf, wenn man sieht, wer sich so zugelötet hat? Es waren/sind (häufig) immer Menschen, die zu gut für diese Welt sind und an ihr zugrunde gehen.


    Manchmal bin ich dankbar, daß ich so oft umgezogen bin. Ich bekomme nicht mehr alles Elend mit, die kranken Lebern, die Suizide und, und, und...

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